Robert Anton Schmitt hat als Pädagoge, Chorleiter und Maler nachhaltige Spuren in Gerolzhofen hinterlassen. Seinem Schaffen und Wirken widmet die Museumsleitung die traditionelle Herbstausstellung im Alten Rathaus.
Obwohl auf einen reichhaltigen Fundus seines vor einigen Jahren nach Gerolzhofen zurückgekehrten Sohnes Robert Maria Schmitt an Bildern, Zeichnungen und Dokumenten zurückgegriffen werden kann, sucht Museumsleiter Bertram Schulz dazu weitere in Stadt oder Umland schlummernde Beispiele und Zeugnisse des Lebens und künstlerischen Schaffens von Schmitt.
Bertram Schulz und Klaus Vogt, die beiden Museumsleiter, bleiben bei der Herbstausstellung ihrer erfolgreichen Linie treu, immer wieder einmal Maler ins Rampenlicht zu rücken, die von hier stammen oder hier gemalt und insbesondere Motive aus Stadt und Umland hinterlassen haben.
Den Grundstock legten einst 2004 die Ausstellung „Facettenreiches Gerolzhofen“ im Jubiläumsjahr „1225 Jahre Gerolzhofen“ mit Gemälden von August Balling, Philipp Geiger, Rudi Hoch, Josef Versl, Willi Götz, Gerhard Stahl, Elise Aßmann und bereits von Robert Anton Schmitt, auch wenn dieser als Hobbymaler nicht ganz die künstlerische Qualität der meisten der anderen genannten Malerinnen und Maler erreichte.
Von 1917 bis 1957 in Gerolzhofen
Nachdem zuletzt 2013 Elise Aßmann eine eigene Ausstellung gewidmet worden war, hat sich Bertram Schulz in diesem Jahr auf Robert Anton Schmitt fokussiert.
Geboren 1882 in Sand am Main, lebte und wirkte Schmitt von 1917 bis 1957 in Gerolzhofen. Dabei machte er sich auf verschiedenen Gebieten um das öffentliche Leben verdient. Seinen Ausgleich von all seinen Betätigungen suchte und fand der musisch veranlagte und kreative Bürger bis Ende der 1970er-Jahre beim Malen und Zeichnen.
Viele Bilder signierte er neben seinem richtigen Namen mit LARS, den Anfangsbuchstaben von Ludwig Anton Robert Schmitt, oder auch mit RASCH. Als Motive dienten ihm häufig Gerolzhöfer Stadtansichten, aber auch Tiere und Blumen.
Nach zweifacher Verwundung im Ersten Weltkrieg, einem Arm- und einem Lungensteckschuss, war Schmitt 1917 zunächst als sogenannter Hilfslehrer nach Gerolzhofen gekommen, ehe er 1919 offiziell als Volksschullehrer angestellt wurde. Hier heiratete er 1922 Sophie Albertina Debortoli, eine Lehrerin mit italienischen Wurzeln.
1938 wurde Schmitt, inzwischen Hauptlehrer, mit dem Aufbau der „Gewerblichen, kaufmännischen und hauswirtschaftlichen Berufsschule“ in der Dreimühlenstraße in Gerolzhofen beauftragt.
1947 wurde er zum Leiter der Berufsschule Gerolzhofen ernannt mit späterer Beförderung zum Berufsschuldirektor. Zeitweise wirkte er zusätzlich an der sogenannten Fortbildungsschule, einer Vorläuferin der heutigen Berufsschulen.
Zum 1. November 1957 ging Schmitt in Pension. Zuvor hatte er schon seinen Wohnsitz nach Würzburg in die Schillerstraße 12 verlegt, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Dort ist er am 9. November 1987 hochbetagt im Alter von 95 Jahren gestorben. Seine Ehefrau war ihm bereits 1964 in Würzburg im Tod vorausgegangen.
Ehrenchormeister des „Liederkranzes“
Während seiner Zeit in Gerolzhofen machte sich Schmitt außerdem als Maler, Organist in der Stadtpfarrkirche, langjähriger Dirigent und „Ehrenchormeister“ des Männergesangvereins „Liederkranz“ und später auch des katholischen Kirchenchors einen Namen. 1936 hatte er beim Liederkranz damit begonnen, neben dem Männer- auch einen Gemischten Chor aufzubauen. Vielbeachteter Höhepunkt in seiner Dirigentenzeit war die Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“ unter seiner Stabführung 1950 in der Stadthalle.
Bereits nach dem Ersten Weltkrieg hatte er einen Orchesterverein ins Leben gerufen. So können sich aufgrund dieser Aktivitäten alte Gerolzhöfer noch gut an ihn erinnern. Ferner arbeitete er im Luftschutzbund mit, um die damals geforderte nationale Betätigung nachzuweisen und war im letzten Kriegsjahr mit dem Volkssturm am sogenannten Westwall eingesetzt. Nach dem Krieg wurde Schmitt als ehemaliges Parteimitglied der NSDAP, der er als Beamter beitreten musste, entnazifiziert und als „entlastet" eingestuft.
So war er zeitweise der einzige gelernte Lehrer im gesamten, immerhin 67 Gemeinden umfassenden Bezirk Gerolzhofen, bevor auch die anderen aus dem Schuldienst entlassenen Lehrerinnen und Lehrer aus Kapitulation vor dem akuten Lehrermangel in der Regel wieder unterrichten durften. Dank seines inzwischen selbst 91-jährigen Sohnes Robert Maria Schmitt stehen der Museumsleitung, wie erwähnt, relativ viel Gemälde, Zeichnungen, Bilder, die ihn häufig als Lehrer oder bei Auftritten des Liederkranzes zeigen, Dokumente wie von ihm unterschriebene Zeugnisse oder auch sein Original-Dirigentenstab für die Ausstellung zur Verfügung.
Dazu kommen als besondere Raritäten zwei von Schmitt zu Beginn der 1930er-Jahre bemalte Schützenscheiben, die heute noch im Schützenhaus der Gerolzhöfer Schützengesellschaft hängen.
Bertram Schulz ist sich aber sicher, dass es einiges mehr an Gemälden, Bildern oder anderen Spuren von Robert Anton Schmitt in Gerolzhöfer Haushalten geben dürfte. All die Dinge könne man gut als zeitweise Leihgabe für die Sonderausstellung gebrauchen.
Die dem Leben und Lebenswerk von Robert Anton Schmitt gewidmete Herbstausstellung ist nach der Eröffnung am Donnerstag, 6. Oktober, bis mindestens Sonntag, 6. November, in der Rüstkammer des Alten Rathauses zu sehen.
Die Annahme der Leihgaben erfolgt entweder über die Tourist-Information in Gerolzhofen im Alten Rathaus, Tel. (0 93 82) 90 35 12, oder über eine direkte Kontaktaufnahme mit Bertram Schulz, Tel. (0 93 82) 90 31 73.