„Es wird ein Stern aufgehen“, singen die fünf „Vasbühler Krammetsvögel“ bei der nunmehr 22. „Fränkischen Weihnacht“ im Theater. Zunächst berichten sie im Erzählton von der Geburt Jesu, danach ihre Freude im beschwingten tänzerischen Refrain. So stehen bei diesem adventlichen Volksmusik-Nachmittag göttliches Geschehen, Freude und Fröhlichkeit, Besinnliches und Heiteres nebeneinander.
Zum ersten Mal ist der Würzburger Musiker Hans-Joachim Richl für die Auswahl der sieben Gesangs- und Instrumentalgruppen und für die Programmgestaltung zuständig, nachdem er vor zwei Jahren diese Aufgabe von Bernd Geith übernommen hatte. Den Ex-Musikschulchef geleitet Richl auf die Bühne und dankt ihm unter dem Applaus des Publikums für dessen 35-jährigen Einsatz für die Fränkische Weihnacht. „Damit haben Sie ein Highlight der Schweinfurter Kulturszene geprägt“, sagt Richl.
Mit einer festlichen Intrada aus Claudio Monteverdis „Orfeo“ eröffnet „Wanderblech“ mit makelloser Intonation das zweistündige Programm. Ebenso präzise und tonschön gestalten die aus der Bläserphilharmonie Werneck kommenden Musiker „Song without Words“. Doch sie wollen sich auch mit Neuem profilieren: Hier mit „Humba“, ein den Rahmen und die Stimmung des Konzerts sprengendes Arrangement von „Es wird scho glei dumpa“.
Gut bekannt sind die „Bad Windsheimer Sänger und Spielleut“, die den „lobenswürdigen Bauernstand“ besingen, dann das andachtsvolle „Stehet still und lauschet ein wenig“ und „Lieber Bruder, geh auch mit mir“. Die „Alphornbläser Schwarze Berge“ kommen aus der Rhön und bereichern mit dem sonoren weichen Klang ihrer Instrumente das Programm. Die „Spessart-Spielleut“ besinnen sich auf die adventliche Zeit: Das musikalische Ehepaar singt „Maria ging über's Gebirg“ und begleitet den Gesang mit seinem seltenen Instrumentarium aus Bockpfeife, Dudelsack, Schalmei, Psalter und Drehleier. Wunderbare schlichte Volksmusik. Die beiden Gitarristinnen des „Duo Tedesco“ sorgen mit ihrem subtilen Zusammenspiel in „Als ich bei meinen Schafen wacht“ und in den Variationen über „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ für Momente der Besinnung. Und das Quartett der Gebrüder Richl beweist auch diesmal sein Können: Mit seinem ausgefeilten a-cappella-Gesang werden „Am Weynachtsabend“, „Der Himmel trägt sein schönstes Kleid“ und „Schlaf wohl, du Himmelsknabe, du“ zu kleinen Kostbarkeiten.
Der Schauspieler Peter Hub beschert mit seiner Rezitationskunst willkommene Schmunzelpausen. In Kurt Schwitters‘ „Am Nikolaustag“ sorgt eine unentdeckte Marzipankartoffel im Stiefel für Verdruss, von Karl Heinrich Waggerl liest Hub „Der störrische Esel und die süße Distel der Heil'gen Nacht“. Bei Erich Kästners „Felix kam wieder“ verschwindet am Weihnachtsabend der zum Senf-Holen geschickte Junge, nach fünf Jahren taucht er wieder auf. Und Hans Dieter Hüsch wünscht sich zu Weihnachten ganz bescheiden nur „ein Schuhschwämmchen“. Doch das „Märchen vom Auszug aller Ausländer“ zwingt zum Nachdenken. Mit dem gemeinsam gesungenen „Macht hoch die Tür“ klingt der Nachmittag aus. Langer herzlicher Applaus. manfred Herker
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