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Schweinfurt: Leistenbruch: Die schwache Stelle der Männer

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Leistenbruch: Die schwache Stelle der Männer

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    Leistenbruch: Die schwache Stelle der Männer
    Leistenbruch: Die schwache Stelle der Männer

    Die Operation eines Leistenbruchs (Leistenhernie) ist die häufigste allgemeinchirurgische Operation in den Industriestaaten. In Deutschland sind es über 250 000 im Jahr. Doch während das Risiko bei Männern, einmal im Leben einen Leistenbruch zu bekommen, fast 30 Prozent  beträgt, sind nur drei Prozent aller Frauen davon betroffen. So begann Oberarzt Dr. Ulf Sauer von der Chirurgie I des Leopoldina (Chefarzt Prof. Dr. Detlef Meyer) seinen Vortrag "Chirurgie der Leistenhernie".

    Männer bekommen zehnmal so häufig einen Leistenbruch, weil bei ihnen der Leistenkanal von Natur aus anfälliger ist. Dies geht auf die Embryonalzeit zurück, in der die Hoden bis zur Geburt aus dem Bauchraum durch den Leistenkanal in den Genitalbereich wandern. Danach schließt sich diese Öffnung wieder, nicht immer vollständig, sie bleibt geschwächt.

    Nikotingenuss ist ein Risikofaktor

    Als wichtigstes Symptom eines Leistenbruchs nennt Sauer eine wegzudrückende Vorwölbung. Daneben verweisen Leistenschmerz, Leistenziehen, Schmerzen beim Heben und Husten, beim Wasserlassen und bei sexueller Aktivität auf einen Leistenbruch. Risikofaktoren sind steigendes Lebensalter, positive Familienanamnese, Lungenkrankheiten mit Husten, übermäßiger Nikotingenuss und Bindegewebsschwäche.

    Zur Diagnose untersucht der Arzt zunächst die Leistenregion. Sieht er keine Ausstülpung, fordert er den Patienten auf zu husten. Dabei erhöht sich der Druck im Rauchraum und der Bruch wird unter der Haut sichtbar. Lässt sich eine Ausstülpung bereits so erkennen, fühlt der Arzt sie ab und prüft, ob sie sich nach innen drücken lässt. Wenn sich ein Leistenbruch so nicht nachweisen lässt, erfolgt eine Ultraschalluntersuchung, eventuell eine CT- oder MRT-Aufnahme.

    Wurde früher jeder Leistenbruch sofort operiert, gibt es heute eine neue Sichtweise, stellt Sauer fest. Nämlich "Abwarten und Beobachten" (Watchful waiting). Das gilt besonders bei Beschwerdefreiheit des Patienten, wenn der Bruch seit Jahren stabil und das Risiko für Komplikationen gering ist. Auch ein hohes Alter des Patienten oder Nebenerkrankungen sprechen oft für ein Abwarten mit regelmäßiger Kontrolle.

    Lebensgefahr besteht bei eingeklemmten Bruch

    Sofort operiert werden muss dagegen der eingeklemmte Bruch (Inkarzeration). Hierbei wird das Gewebe (zumeist Fett, Darmschlinge) von der Blutversorgung abgeschnitten. Es stirbt ab und verursacht eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung. Dieser Notfall ist meist mit einer derben, prallen und schmerzhaften Schwellung verbunden. Daneben können sich weitere Symptome wie Erbrechen einstellen. "Innerhalb von sechs Stunden muss operiert werden", warnt Sauer. "Unbehandelt bedeutet dieser Zustand ein Todesurteil."

    Auch bei Frauen kommt ein Abwarten nicht in Frage, allerdings kein Notfall: Bei ihnen ist keine sichere diagnostische Unterscheidung zwischen Leistenhernie und Schenkelhernie (unterhalb des so genannten Leistenbandes) möglich. Da die bei Frauen häufigere Schenkelhernie eine höhere Einklemmungsgefahr darstellt, sollte nach ruhiger Planung operiert werden. Bei bestehenden oder geplanten Schwangerschaften gelten besondere Kriterien nach Einschätzung der individuellen Situation, ergänzt der Referent.

    Bruchlücke wird mit Kunststoffnetz verschlossen

    Goldstandard heute ist die offene Operationsmethode nach Lichtenstein, bei der die Bruchlücke mit einem Kunststoffnetz verschlossen wird. Ausführlich beschreibt Sauer an Hand von Fotos die einzelnen Schritte dieses Verfahrens mit einer Rezidivquote von nur 0 – 1 Prozent. Der Knackpunkt seien die trotz korrekt ausgeführter Operation auftretenden chronischen Leistenschmerzen  bis zu zehn Prozent, räumt Sauer ein.

    Ebenfalls in der Leo-Chirurgie praktiziert wird die so genannte TAPP-Methode, ein endoskopisches Verfahren. Für Frauen und für beidseitige Hernien gilt es als Goldstandard, es verursacht weniger chronische Schmerzen als bei der offenen Operation (1,3 Prozent gegen 10 Prozent). Aufgrund der Beurteilungsmöglichkeit beider Leistenregionen können beide Seiten, falls notwendig, in einer Operation versorgt werden. Bei Voroperationen mit Verwachsungen im Bauchraum kommt das minimal-invasive Verfahren TAPP nicht zum Einsatz.

    Die Wahl der Operationsmethode ist außerdem abhängig vom Geschlecht, von Nebenerkrankungen und dem Bruchbild. Abschließend empfiehlt Chirurg Sauer den Patienten, sich nach einer Operation zwei Wochen zu schonen. Erst dann, nach einer ärztlichen Inspektion der Wunde, sollte die Belastung langsam gesteigert werden: "Hören Sie in Ihren Körper hinein."

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