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Leo-Azubis für dumm verkauft?

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Leo-Azubis für dumm verkauft?

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    "Nicht mit uns!" Der komplette Abschlusskurs der Leopoldina-Auszubildenden - 15 junge Frauen, nur eine fehlt
hier im Bild - wehren sich gegen den Versuch des Leo-Geschäftsführers Adrian Schmuker, sie schon Mitte
September loszuwerden.
    "Nicht mit uns!" Der komplette Abschlusskurs der Leopoldina-Auszubildenden - 15 junge Frauen, nur eine fehlt hier im Bild - wehren sich gegen den Versuch des Leo-Geschäftsführers Adrian Schmuker, sie schon Mitte September loszuwerden. Foto: FOTO WALTRAUD FUCHS-MAUDER

    Mittwochmorgen, 8. Juni. Der Abschlusskurs der Schwesternschülerinnen im Leopoldina-Krankenhaus hat gerade Unterricht beim Verwaltungsdirektor Emil Etzel: "Organisation und Dokumentation im Krankenhaus" steht auf dem Stundenplan, eine Art BWL für Kliniken. Etzel, erinnern sich einige der Schülerinnen, die im Herbst ihre Ausbildung beenden, habe ihnen gesagt, sie sollten Bewerbungen abgeben, am besten im Klassensatz, und ihre Wunsch-Abteilung angeben. Bei Bedarf werde er sich dann melden.

    In diesen Mittwochmorgenstunden flattert - im Klassensatz - allen 15 jungen Frauen ein eingeschriebener Brief des Leo-Geschäftsführers Adrian Schmuker zu Hause in den Briefkasten, in dem mit großem Bedauern mitgeteilt wird, dass sie nach ihrer Ausbildung aus wirtschaftlichen Gründen leider nicht übernommen würden und ihr Ausbildungsverhältnis "mit Ablegen und Überreichen des Examenszeugnisses" ende.

    Damit der Zeitpunkt zweifelsfrei benannt war, stand dieser auf Seite 1 des Anhangs, den die Azubis ausgefüllt und unterschrieben zurückgeben sollten, in folgenden Worten: "Mein Beschäftigungsverhältnis bei der Leopoldina-Krankenhaus der Stadt Schweinfurt gGmbH endet mit Ablauf des 15.09.2005". Da klingelten bei den jungen Frauen alle Alarmglocken, denn bisher währte die Ausbildung stets drei volle Jahre - bis 30. September.

    Dieser Zeitung gegenüber sagten zwei Betroffene, während ihrer Ausbildungszeit sei im Krankenpflegegesetz zwar neu formuliert worden, dass künftig die Ausbildung mit Überreichen des Zeugnisses ende. Im ¶ 23 heiße es aber klar, dass für Ausbildungsverhältnisse, die nach dem alten Gesetz geschlossen wurden, auch noch die alte Regelung gelte - also die vollen drei Jahre.

    Die Schülerinnen fühlen sich für dumm verkauft. Eine sah es als "Unverschämtheit" der Geschäftsführung, dass diese, nachdem sie schon nicht übernommen würden, auch noch 15 mal 14 Tage Ausbildungsvergütung an ihnen sparen wolle - in der Summe vielleicht 5000 Euro. Sie dürften in dieser Zeit nicht einmal arbeiten, selbst wenn sie unwahrscheinlicherweise bis dahin eine Stelle gefunden hätten, weil sie ja noch im Lehrverhältnis stünden.

    Dazu kommt: "Bisher haben alle Abschluss-Schülerinnen nach der Prüfung Mitte September ihren Resturlaub bis Ende September genommen. Den müssten wir jetzt im Juli und August nehmen, neben den Prüfungen und zur Haupturlaubszeit." Bislang sei "vorgeschrieben" worden, den Urlaubsrest in der zweiten Septemberhälfte zu nehmen. Das alles passe nicht zusammen, meinen die jungen Frauen und kündigen an, gemeinsam - im Klassensatz - zum Rechtsanwalt zu gehen.

    An dieser Stelle wird's unfreiwillig lustig, denn genau darum hätte sie Leo-Geschäftsführer Adrian Schmuker gebeten. Er vertrete im Grunde auch die Auffassung, dass die Lehrzeit am 30. September ende. Dennoch habe er die Schreiben mit 15. September als Ausbildungsende verschickt, weil in einem vorherigen Rechtsstreit um die Fortbeschäftigung von vier Schwestern deren Rechtsvertreter argumentiert habe, die Ausbildung sei mit der Zeugnis-Überreichung zur Monatsmitte beendet. Schmukers Angst: Mit einer Beschäftigung darüber hinaus könnten neue, unbefristete Arbeitsverhältnisse begründet werden.

    "Das ist die Zwickmühle, in der wir stecken", so Schmuker. Eindeutig sei die Rechtslage leider nicht. Er wolle vermeiden, durch eine möglicherweise zu lange Ausbildungszeit unbefristete Angestelltenverhältnisse zu begründen. Wenn nun aber nur eine der Auszubildenden über einen Rechtsanwalt seinem Schreiben widerspräche, werde sich das Leopoldina dieser Meinung sofort anschließen. Schmuker kann beruhigt sein. Gestern waren alle Mädels beim Anwalt - im Klassensatz praktisch - um ihm zu widersprechen.

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