Zum Thema "Steigerwaldbahn" errichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Wiesentheid, Lülsfeld, Grettstadt und noch einige andere Orte mehr haben die Chance, einen Anschluss an die Welt zu bekommen – mit modernen Zügen, verlässlich im Stundentakt an sieben Tagen pro Woche, mit einmal Umsteigen nach Nürnberg und Frankfurt, mit zweimal Umsteigen nach Berlin und Wien. Aber wer sich auf so etwas freuen könnte, hat die Rechnung ohne die Bürgermeister der meisten Steigerwaldbahn-Gemeinden gemacht. Denn die kritisieren „die wiederholten, politisch motivierten Versuche, für eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn Stimmung zu machen“ des Grünen- Politikers Paul Knoblach.
Ein politisch motivierter Landtagsabgeordneter – ja wo gibt’s denn so etwas? Wenn dies bedeutet, dass Politik die Gestaltung des Gemeinwohles und der Blick auf das zukünftige Ganze ausgerichtet ist, würde man sich mehr Motivation von den politisch Verantwortlichen vor Ort wünschen.
Die durchaus begründeten Zweifel an der BEG-Potenzialanalyse – die nicht mehr ist als ein Schriftstück mit unüberprüfbaren Behauptungen, während die vorherigen positiven Potenzialuntersuchungen nach anerkannten Methoden erstellt, veröffentlicht und nachprüfbar waren – werden als Verzögerung in der Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) angesehen.
Überall anders hat man verstanden, dass die Eisenbahn das Verkehrsmittel der Zukunft ist, da sie klimafreundlich bereits jetzt 90 Prozent der Verkehrsleistung elektrisch erbringt und auch auf Nebenstrecken schon mit Akku- oder Wasserstofftriebwagen unterwegs ist. Die Bürgermeister aber halten die Schiene für ein „altes Rezept“ und setzen stattdessen auf einen Radschnellweg mit autonom fahrenden People Movern. Die Begriffe suggerieren Zukunftszugewandtheit – wer sich aber kurz darüber informiert, findet schnell heraus: Ein Radschnellweg ist ein mindestens vier Meter breiter, möglichst kreuzungsfreier oder gegenüber Seitenstraßen bevorrechtigter Radweg für Ballungsräume mit hohem Radverkehrsaufkommen. Und People Mover sind Verkehrsmittel für Flughäfen, Messegelände oder andere kurze Strecken, mit wenigen Plätzen pro Fahrzeug und Geschwindigkeiten unter 20 km/h.
Keinesfalls können sie auf der Steigerwaldbahn den ÖPNV ersetzen, die normalen Busse müssten weiter fahren. Und wie sollen auf der schmalen, maximal drei bis vier Meter breiten Trasse Busse in zwei Richtungen und dazu noch Fahrradfahrer Platz finden? Politische Motivation ist nichts Schlechtes – aber wenn, dann bitte auf dem Boden der Tatsachen!
Jürgen Egger
97509 Gernach