Zum Artikel "Die bewegte Geschichte der Familie Sachs" vom 21. November erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Seit über zehn Jahren sammelt die Initiative gegen das Vergessen Beweise gegen Willy Sachs, um ihm die Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Das Ergebnis liegt vor mit einer Unterschriftenliste von 126 Personen – entspricht 0,23 Prozent der Einwohnerzahl Schweinfurts; meines Erachtens ist dies keine seriöse Grundlage für ein Votum des Stadtrates.
Die im Schweinfurter Tagblatt vom 21. November veröffentliche Beurteilung über Willy Sachs gleicht der eines gesuchten Schwerverbrechers oder Unmenschen. Man versagt ihm jegliche menschlichen Fähigkeiten, Eigenschaften, lehnt ihn als Spender des Stadions ab, seine Lebensleistung – 20 Jahre Firmenchef von F&S bleibt unerwähnt – er wird nur auf die Nazizeit reduziert. Tatsache ist – Willy Sachs war kein Parteifunktionär, sondern Parteimitglied – so wie ein Großteil der deutschen Bevölkerung ab 1933.
Die Behauptung der Initiative gegen das Vergessen, Sachs wollte aus dem "roten" einen "braunen" Betrieb machen, geht ins Leere. Die Firma Sachs blieb auch nach dem verlorenen Krieg der gewerkschaftlich beste organisierte Betrieb (im Gegensatz zu FAG und SKF) – sicherlich ein Verdienst der ehemaligen Betriebratsvorsitzenden Hans Nusser und Adolf Ley – beide Sozialdemokraten.
Beschädigt wird auch die Familie Sachs, die man außen vor lassen wollte. "Damit soll erinnert werden an das positive, zum Teil auch widersprüchliche Wirken der Familie und an die Tausenden von Beschäftigten, die die Produkte und den Reichtum des Unternehmens erst ermöglichten." Was soll das?
Willy Sachs mußte in die übergroßen Fußstapfen seines Vaters treten, keine leichte Aufgabe. Er führte das Unternehmen durch schwierige Zeiten und blieb ein menschlicher Vorgesetzter. Er liebte seine Heimatstadt, und schenkte ihr ein großartiges Stadion mit Sportgelände, um das uns vergleichbare Städte beneiden. Letztendlich scheiterte er am Leben. Lasst ihn in Frieden. Seine Verdienste für die Stadt Schweinfurt und ihre BürgerInnen bleiben bestehen.
Fazit: Schweinfurt hatte richtig "Schwein", dass der junge Schwabe Ernst Sachs in Schweinfurt durch einen glücklichen Zufall "landete". Die Story ist bekannt – siehe Schweinfurter Tagblatt vom 21. November "Die bewegte Geschichte der Familie Sachs". Er stieg schnell zu einem der bedeutendsten Unternehmer Frankens auf und Schweinfurt wurde das Herz der mainfränkischen Industrie. Schweinfurt wäre ohne die Entwicklung zur Industriestadt ein kleines Provinzstädtchen am Main geblieben.
Marianne Firsching,
97422 Schweinfurt