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Gerolzhofen: Leserforum: Flächenverbrauch ohne Gnade

Gerolzhofen

Leserforum: Flächenverbrauch ohne Gnade

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    Zum Artikel "Norma: Auf der Suche nach Zauneidechsen" vom 21. Mai erreichte uns folgende Leserzuschrift:

    Der „Ausweisungsdruck von Neubaugebieten auf der grünen Wiese“ ist zur Zeit vielerorts wegen der (Niedrigzinsphase, Inflationsangst, Neubau-Lust der Baby-Boomer-Kinder, Remanenz der Alten, Enkelgrundstücks-Problematik, Unattraktivität von Leerständen und der) „Einfachheit des Neubaus“ ebenso übermächtig wie unerträglich und wird von finanziell gut ausgestatteten (oder die sich dafür halten), aber auch von Bauwilligen angeheizt, die das finanzielle Risiko auf sich nehmen. Der Aufwand an grauer Energie ist enorm. Kühle Rechner zieht es oft zur wohlhabenden kleinen Schwester Gerolzhofens, nämlich nach Dingolshausen. Auspendler haben auf diese Art die kombinierten Vorteile von Dorf und Kleinstadt, jedoch viel billiger als im künstlichen Anhängsel. Dort bleibt der erhoffte Einwohner-Zuwachs aus, weil es sich meist um Umzüge von innen nach außen handelt. (Gerolzhofen: 6893 und 6843 Einwohner am 30. September 2017 bzw. am 30. September 2020. Dingolshausen: 1285 und 1373 Einwohner im selben Zeitraum)

    Nun zum Norma-Logistikzentrum (Norma Lebensmittelfilialbetrieb Stiftung & Co. KG/Fürth): Was es Gerolzhofen bringen oder kosten mag und welche Auswirkungen es auf Umwelt, Ortsbild und Infrastruktur hat, soll ein Vergleich mit dem Gewerbe-Gebiet gleich ums Eck in Donnersdorf zeigen. Die Gegebenheiten sind ähnlich (viele gute Arbeitsplätze; auch viele befristet oder Minijobs und Leiharbeit; über 700 LKW-Bewegungen bei Tag und Nacht). Aufschlussreich sind zwei Mainpost-Artikel vom August 2003 „Wir haben viele Visionen“ und „Großes ist entstanden am Rödertor“.

    Es wird ausgeführt, dass das 40-Hektar-Gewerbegebiet 1000 Arbeitsplätze bietet, davon 500 neu bei Kaufland und - „dass der große Baukörper“ in 15 Jahren durch „1000 hochformatige Laubbäume kaschiert“ sein wird. Donnersdorfs Einwohnerzahl schwankte in den Jahren 2002 bis 2020 zwischen 1920 und 2005; zuletzt lag sie bei 1980, wobei die Zunahme der Langlebigkeit der Über-75-Jährigen immer mitläuft (etwa 0,15 Prozent der Einwohner pro Jahr). Letztendlich hat sich nur ein kleiner Teil des Kaufland-Personals in Donnersdorf angesiedelt.

    Weder die Eigentümer von Kaufland noch die von Norma handeln aus karitativen Beweggründen, auch nicht bei der Standortwahl. Bei welchem Wirt ist der Tisch am reichhaltigsten gedeckt und wo fallen die Kosten für die Zeche am niedrigsten aus? Alle Register der legalen Steuervermeidung und Steuerverlagerung werden gezogen. Aufschluss darüber liefern die Anzahl der am Ort gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und die Gewerbesteuer-Entwicklung (Quelle: „Statistik kommunal“ 2000 bis 2019). In Gerolzhofen wird es genauso ablaufen. Weitere Berichte: Streiks von 2015/17/19; Milchpreis-Blockade durch Landwirte im Jahr 2020. Welche Bilanz lässt sich wohl in 15 Jahren vom Norma-Logistikzentrum ziehen? Für wen hat es sich gelohnt, wenn der „große Steuer- und Einwohnersegen“ geringer als erwartet ausfällt und die Gerolzhöfer durch die „unerfreulichen Begleitumstände“ einen zusätzlichen Klotz am Bein haben?

    Josef Fröhling

    97447 Gerolzhofen

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