Zum Artikel "Unser Steigerwald sieht Öffentlichkeit getäuscht" vom 22. März erreichte uns folgende Leserzuschrift:
Der Kellerwald ist tatsächlich nicht vergleichbar mit dem Steigerwald. Im Naturpark Kellerwald gibt es schon einen Nationalpark. Dort wird kein Holz mehr geschlagen, es werden keine Böden, und keine Wanderwege mehr von schweren Maschinen zerfahren. Die Wälder dürfen sich ungestört entwickeln und alt werden.
„Ein großer Schutz- und Lebensraum für Tiere und Pflanzen. In den Nationalparken wird dieser Schatz für die kommenden Generationen bewahrt“. So sprach es Ministerpräsident Söder zum 50-jährigen Bestehen der bayerischen Nationalparke. Darüber hinaus ist der Kellerwald auch Weltnaturerbe, und Leser und Leserinnen können sich sicher sein, dass die „Kellerwälder“ (und auch die Bürger in anderen Nationalparkregionen), weder ihren Nationalpark, noch ihr Weltnaturerbe wieder hergeben würden. Im Kellerwald ist der Nationalpark eine feste, regionale Einrichtung. Die Menschen vor Ort stehen mit großer Mehrheit zu ihrem Nationalpark.
Im Steigerwald ist es anders. Dort wird von den Gegnern eines Nationalparks, mit inzwischen überaus fragwürdigen Behauptungen, ein Nationalpark im Steigerwald beharrlich schlechtgeredet. Ob solche Schilderungen der Wahrheit entsprechen, spielt keine Rolle. Hauptsache die Botschaft kommt an. Sogar Bildung und Forschung werden herabgewürdigt – und das von einem Pädagogen, dem Bildung eigentlich ein wirkliches Anliegen sein sollte.
So wird vom Nationalparkgegnerverein „Unser Steigerwald“ behauptet, dass mit der Ausweisung eines Nationalparks jeder einzelne Baum „ungenutzt verrotten“ würde. Das wäre klimaschädlich, weil der Wald auf einmal (man stelle ein Schild „Nationalpark“ auf) zum Klimakiller mutieren würde. Eine völlig abwegige Vorstellung. Es werden von Belastungen der Volkswirtschaft, Untergang der Holzindustrie und frierenden Menschen, alle möglichen Szenarien bemüht, um den Niedergang einer ganzen Region zu herbeizureden. Um noch eins draufzusetzen, wird neuerdings behauptet, dass ein Nationalpark die Emissionen von 120 Millionen Personenflugkilometern verursachen würde. Auf eine solche absurde Idee muss man erst mal kommen.
Doch um, für die Leser und Leserinnen, bei den Fakten zu bleiben:
Wenn alles Holz, der jährliche laufende Zuwachs, im Wald verbleibt, dann ist dieser Wald eindeutig eine CO2-Senke. Jahr für Jahr wachsen pro Hektar fünf bis zehn Festmeter Holz zu. Daneben sind Naturwaldbestände ein Refugium für die Artenvielfalt in einem von Menschen weitgehend ungestörten Naturraum.
Die Fläche eines Nationalparks im Steigerwald (10.000 Hektar Staatswald) entspricht etwa 0,4 Prozent der Waldfläche Bayerns. Derzeit werden rund 98 Prozent der Waldflächen in Bayern (ohne die Bergwälder in den Alpen) bewirtschaftet. Auf etwa zwei Prozent der Waldfläche Bayerns findet also keine Holznutzung mehr statt. Würde Bayern seinen internationalen Verpflichtungen (2007) nachkommen, dann hätten wir in Bayern 5 Prozent Naturwälder und 95 Prozent Wirtschaftswälder.
Wäre der politische Wille vorhanden, könnten wir sowohl mit einem Nationalpark unsere wertvollen Waldgebiete schützen, als auch in unseren Wirtschaftswäldern, verbunden mit einem Naturschutzkonzept, durch nachhaltige Forstwirtschaft auch unseren Holzbedarf decken. Wir könnten also beides. In den bestehenden Nationalparkregionen in Deutschland wird von den Menschen dem Naturraum sein Eigenwert zugestanden. Im Steigerwald wird sind wir leider noch nicht so weit.
Für die Leser und Leserinnen, kann, hinsichtlich der Ausweisung eines Nationalparks im Steigerwald, zumindest eine Aussage eindeutig festgestellt werden:
Unser schöner Steigerwald ist und bleibt Naturpark, auch mit einem Nationalpark.
Andreas Kiraly
97514 Oberaurach