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EGENHAUSEN: Letzter Kraftakt im Bildstockzentrum

EGENHAUSEN

Letzter Kraftakt im Bildstockzentrum

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    Letzter Kraftakt im Bildstockzentrum
    Letzter Kraftakt im Bildstockzentrum

    Die frische grüne Farbe im neuen Fränkischen Bildstockzentrum leuchtet dem Besucher entgegen, signalisiert Modernität bei einem vermeintlich alten Thema. Und sie zeigt wenige Tage vor der Eröffnung an diesem Sonntag, dem Internationalen Museumstag: alles im grünen Bereich.

    Die Ruhe selbst sind die Ausstellungsmacher Dagmar Stonus und Jochen Ramming vom Würzburger Kulturbüro FranKonzept. „Es läuft schon“, ist sich die Fachfrau mit dem Blick auf die Handwerker um sie herum sicher. Die karren gerade einen Corpus Christi herbei, einen Sandstein-Torso, an dem ein Arm fehlt und die Beine nur noch zum Teil vorhanden sind. Vorsichtig hieven die Steinmetze Julius und Manuel Katzenberger die Figur aus dem 19. Jahrhundert hoch, um sie an ein metallenes Hochkreuz zu hängen. „Wir müssen sie noch fixieren, damit sie nicht so baumelt“, schlägt der Rundelshäuser Bildhauer vor.

    Unter dem Oberbegriff „Fränkische Landschaft“ hat der Corpus Christi auf einer hellgrün gestalteten Bühne seinen Platz gefunden, ein wogendes Getreidefeld im Hintergrund. „Bildstöcke gehören einfach zur Landschaft Frankens“, erklärt Kulturwissenschaftlerin Dagmar Stonus. „Seit dem Mittelalter hat sich hier ein so reichhaltiger und vielfältiger Bestand an Flurdenkmalen entwickelt wie sonst nirgendwo in Deutschland.“ Weshalb das neue Fränkische Bildstockzentrum auch im Wernecker Gemeindeteil Egenhausen eingerichtet wurde, in einer traditionell katholischen Gegend im Oberen Werntal mit außerordentlich vielen religiösen Denkmalen in Dorf und Flur.

    Sandstein von nebenan

    Und weil hier einst Sandsteinbrüche bestanden, die das Ausgangsmaterial für die Steinhauer lieferten. Historische Aufnahmen davon sowie die Bearbeitung der Steine in einer Werkstatt kann der Besucher des neuen Egenhäuser Erlebnis- und Informationszentrums auch an einer Filmstation beobachten.

    Denn bestückt ist die Ausstellung in der ehemaligen Dorfschule nicht nur mit historischen Objekten, also Bildstöcken vom Mittelalter über die Gegenreformation, das Barockzeitalter, die Aufklärung und Romantik bis zur Gegenwart. Womit der Besucher eine Zeitreise von knapp 600 Jahren unternimmt, in der er viel von den Gründen einer Bildstocksetzung und der frommen Gesinnung ihrer Stifter erfährt.

    Auch moderne Medien wie Filme und Hörstationen ermöglichen den Blick in die Entstehung und Entwicklung der „Marterli“. Da können Knöpfe gedrückt, Karten herausgezogen, das Egenhäuser Steinhauerlied angehört oder Bildstocksagen in fränkischem Dialekt gelauscht werden. Oder man recherchiert an einer Bildstockdatenbank mit knapp 600 Einzelobjekten aus dem Oberen Werntal.

    Denn Mitmachen ist in diesem Museum ausdrücklich erwünscht. Mit allen Sinnen sollen vor allem Kinder und Jugendliche erleben und die Älteren sich bewusst machen, „dass die Bildstöcke ein fester Teil unserer Kultur sind und zu Flur und Dörfern gehören“, erklärt die Fachfrau.

    „Der gehört da aber nicht her“, meint Wernecks Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl über einen Kanister, der genau in dieser Abteilung „Pflege“ zwischen zerbrochenen Bildstockteilen herumsteht. Doch, erläutert Dagmar Stonus, denn der Blechbehälter enthält Kieselsäureester, einen Steinfestiger. Ein raumhohes Foto eines Autounfalles, bei dem ein Bildstock zertrümmert wurde, macht auf provokante Weise deutlich: Nicht Witterung und Klima sind der erste Feind des Bildstocks, sondern der Mensch.

    Die Wernecker Bürgermeisterin war kurz zuvor mit einem großen, kolorierten Kupferstich in der Hand im neuen Infozentrum erschienen. „Aus meinem Amtszimmer“ erklärt sie das Werk aus dem 19. Jahrhundert, das eine zeittypische Schäferszene vor einem großen Bildstock zeigt. „Der steht heute noch an unserem Friedhof.“ Noch eine gute Nachricht bringt die Wernecker Bürgermeisterin mit: Die Marktgemeinde als Betreiberin des Museums für die Allianz Oberes Werntal, wird keinen Eintritt für das Museum verlangen.

    Draußen vor dem Gebäude ziehen bunte Drehwürfel die Aufmerksamkeit der Bürgermeisterin auf sich. Verschiedene Bildstockteile vom Fuß über den Schaft bis zum Aufsatz sind hier aufgedruckt, beim Drehen entstehen immer neue Variationen.

    Hier draußen beim mächtigen Kirschbaum ist auch der Ausgangspunkt für Bildstockwanderungen durch die Region, deren Touren im Laufe des Jahres noch zusammengestellt werden. „Jetzt war einfach die Zeit zu knapp“, bekennt Projektleiterin Dagmar Stonus. Im Herbst sollen Wanderer dann erkennen, dass die „Marterli“ an ihren originalen Standorten erhaltenswert sind.

    Öffnungszeiten des Fränkischen Bildstockzentrums in Egenhausen: Von April bis Oktober, samstags 14 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11 bis 17 Uhr; Führungen unter Tel. (0 97 22) 22 13. www.bildstockzentrum.de

    Eröffnungsprogramm

    Am Sonntag, 16. Mai, öffnet das Fränkische Bildstockzentrum in Egenhausen zum ersten Mal seine Tore. 9.45 Uhr: Bildstockradtour vom Marktplatz Geldersheim nach Egenhausen

    11 Uhr: Feierliche Eröffnung

    12.30 Uhr: Mittagessen

    Steinmetzvorführungen 14 bis 17 Uhr

    Bildstockspaziergänge durch Dorf und Flur (30 Minuten) um 15 und nochmals um 16 Uhr

    Kurzführung durch das Bildstockzentrum (20 Minuten) um 14.30 Uhr und 16.30 Uhr

    Bildstockgeschichten von 15.30 bis 16.30 Uhr (Bibliothek)

    Schüler erklären Bildstöcke, 14 und 15 Uhr

    Bildstockrätsel für Kinder, 14 bis 16.30 Uhr, Ziehung der Preise 17.15 Uhr

    Maiandacht um 18 Uhr, mit Bewirtung

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