Am Schluss fiel sogar das Wort von der "Eisernen Lady": Nach 14 Jahren als Sprecherin der Lokalen Agenda 2030 der Stadt wurde Sorya Lippert feierlich verabschiedet, mit Bäumchen, aber auch Blumen, die Sozialreferent Jürgen Montag überreichte. Nachfolger wird Pfarrer a.D. Jochen Keßler-Rosa.
Der "Ritterschlag" zur Lady war der Beharrlichkeit der zweiten Bürgermeisterin geschuldet. Die in Pakistan aufgewachsene Katholikin und CSU-Politikerin ist allerdings gerade nicht durch turbokapitalistischen "Thatcherismus" aufgefallen. Lippert setzt sich für einen Ausgleich zwischen Ökologie, Ökonomie, sozialer Gerechtigkeit sowie Nachhaltigkeit ein, mit globaler Perspektive.
Zur Mitgliederversammlung mit Neuwahlen, im Sitzungssaal des Rathauses, reiste sie aus Kopenhagen an, sodass zunächst Vize Manfred Röder die Leitung übernahm. Auf die Arbeitsgruppen-Vertreter warteten Süßigkeiten: die Stadtschokolade, deren Erlös der Wiederaufforstung in Mexiko dient, ist ein Flaggschiff der Lokalen Agenda. Erhältlich sind die Tafeln, deren buntes Deckblatt durch einen Malwettbewerb der Schweinfurter Fair-Trade-Schulen gestaltet wird, im Frischemarkt Weber in der Kirchgasse oder in der Geschäftsstelle der Lokalen Agenda.
Deren Leiterin Andrea Schmidt gab den Jahresbericht. Die "Lokale Agenda" will verstärkt in den Sozialen Medien aktiv werden, nachdem die Webseite der Stadt neu gestaltet wird, eventuell mit eigenem Instagram-Account. Die Arbeitsgruppen sind dem Amt für soziale Leistungen zugeordnet, die von Matthias Kreß geleitet wird. Bislang werden Veröffentlichungen der Agenda durch die städtische Pressestelle freigegeben. Klar ist, dass dieses Vorgehen bei Posts in den Sozialen Medien zu lange dauern würde: "Es wird Änderungen geben müssen", meinte Kreß auf Nachfrage.
Biomüll der Stadt soll in die Kompostierung
Manfred Röder berichtete für die AG "Klimafreundliche Mobilität und Energie", unter anderem vom Biotonnenversuch am Bergl und Steinberg: Längerfristiges Ziel ist es, auch den Biomüll der Stadt der Kompostierung zuzuführen, als Energiequelle und Lieferant von hochwertigem Boden. Das Besuchs- und Informationsprogramm des letzten Jahres war lang. Schweinfurt kann bundesweit mit einem Wärmepumpenzentrum der SHK-Innung am Hainig punkten, ebenso mit Wasserstoffforschung der Technischen Hochschule oder der neuen Mitfahrerapp uRyde. Es gab Kidical Mass-Demos für eine radfreundlichere Stadt und die Europäische Mobilitätswoche.
Erich Ruppert stellte die junge Klimapartnerschaft mit Bolivien vor. Man lernt voneinander, in Sachen Müllverwertung, systematischer Stadtbegrünung ("Grünes Band") oder Klimawandel-Anpassung. 2024 gab es wieder ein Treffen in der Großstadt und Weinbauregion Tarija, die in wenigen Jahrzehnten von 50.000 auf eine Viertelmillion Einwohner angewachsen ist.
Aufgrund Wassermangels ziehen die Bauern in die Stadt. Nun sollen die Klimaflüchtlinge ein Nebenzentrum für 10.000 Menschen erhalten, mit begrünten Wohnwaben, eventuell in moderner Lehmbauweise. Richard Lindner ("AG Grün findet Stadt") blickte auf hochkarätige Vorträge und Veranstaltungen zurück, rund um Bodenschutz, Wasser, "Agrar-Ökologie" oder zu den Folgen von Klimawandel für die Gesundheit.
Inge Weigand referierte über die Integrationsarbeit für Familien in der "Elternschmiede", mit 40 Kindern etwa beim Sommercamp und der Pädagogin Oksana Kamenieva als neuer Mitarbeiterin. Auch mit der AG "Nachhaltigkeit in der Wirtschaft" und den Fair-Trade-Aktionen soll es weitergehen: Roland und Angela Merz haben hier in Jahrzehnten mit Stadtschoko, Baumpatenschaften oder Wasserspendern Maßstäbe gesetzt, nun braucht es Nachfolger.
Jochen Keßler-Rosa (68), ehemaliger Diakonieleiter und Stadtrat, will nun als neuer Agendasprecher soziale und unternehmerische Erfahrung einbringen. Stellvertreter bleibt Manfred Röder. Beide wurden bei jeweils zwei Enthaltungen gewählt.