Mit Beschluss vom 23. Oktober hatte der Lülsfelder Gemeinderat, wie berichtet, dem von der Deutschen Funkturm GmbH vorgelegten Plan zum Bau eines 35 Meter hohen Stahlbetonmast und eines Containers zum Betrieb einer Mobilfunk-Sendeanlage für die Telekom-Tochter T-Mobile zugestimmt.
Geplanter Standort ist ein Gemeindegrundstück neben dem Tannenwäldchen auf der Anhöhe nach Rimbach, der Schnittstelle zwischen Lülsfeld, Rimbach und Järkendorf. Josef Wiener: "Diese Entscheidung hat viele Einwohner überrascht".
Zum "harten Kern" der Bürgerinitiative gehören neben Josef Wiener noch Elmar Scheder, Gabriel Hüttner, Alfred Bauer, Alfred Finster und Barbara Bördlein.
Sorge um die Gesundheit
Die Verantwortlichen berufen sich im Wesentlichen darauf, dass die elektromagnetischen Wellen, die von einem Sender dieser Größe abgestrahlt werden und eine Reichweite von mehreren Kilometern haben, der Gesundheit des Menschen Schaden zufügen können, auch wenn die Strahlungsgrenzwerte eingehalten werden, die der Gesetzgeber vorschreibt.
In der Erklärung heißt es weiter: "Nicht nur technische Antennen fangen die Strahlung der Mobilfunksender auf, sondern auch Menschen, Tiere, Bäume - die ganze Natur".
Wissenschaftliche Befunde hätten die schädigenden Wirkungen impulster elektromagnetischer Strahlung auf den menschlichen Organismus belegt. Längst lägen genügend Untersuchungsergebnisse über Störungen von Zellfunktionen, Beeinträchtigungen des Immunsystems, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, sogar über mögliche Zusammenhänge mit Krebserkrankungen vor.
Fest steht deshalb für die Verantwortlichen der Bürgerinitiative: Je höher die Strahlungsintensität, je näher der Sender und je besser die Sicht auf den Sendemast ist, desto stärker ist auch die Gefährdung. Und bei der großen, erweiterbaren Anlage, die in Lülsfeld errichtet werden soll, handele es sich um einen starken, gut einsehbaren Sender an einem exponierten Standort.
Den Initiatoren der Bürgerinitiative und vielen weiteren Lülsfelder Bürgerinnen und Bürgern würde dies großes Unbehagen bereiten. Sie befürchten schädigende Auswirkungen der elektromagnetischen Strahlen auf Wohlbefinden und Gesundheit der Ortsbürger, die alle im Bereich des geplanten Senders leben.
Damit die Errichtung des Mobilfunk-Sendemast noch verhindert werden kann, bittet die Bürgerinitiative alle Lülsfelder Wahlberechtigten um Unterstützung. Im Rahmen eines Bürgerbegehrens wird man in den nächsten Tagen Unterschriften gegen die Errichtung des Mobilfunk-Sendemast sammeln. Sobald zehn Prozent der wahlberechtigten Einwohner die Forderung unterschrieben haben, kann die Liste beim Ersten Bürgermeister eingereicht und die Durchführung eines Bürgerentscheids beantragt werden.
Dann - so hoffen die Verantwortlichen der Bürgerinitiative - bekommen die Lülsfelder die Möglichkeit, auf demokratischem Wege selbst über die Aufstellung des Mobilfunkmast abzustimmen. Das Ergebnis dieses Bürgerentscheids müsste dann vom Gemeindeparlament umgesetzt werden, so die Bürgerinitiative.
Wenig Verständnis hat man, wie berichtet, im Volkacher Stadtrat für die mangelnde "Fairness" in Lülsfeld. Ohne mit dem Nachbarn Volkach zu reden, habe der Gemeinderat den Vertrag mit der Deutschen Funkturm GmbH abgesegnet und "für ein paar tausend Euro" den Sender möglichst weit weg von Lülsfeld an die Gemarkungsgrenze zu Rimbach gesetzt.
Die vom Umweltministerium erhaltene Auskunft, dass T-Mobile als Nutzer des Turms noch bis 2008 warten und eine Alternative in Erwägung ziehen wolle, hält Bürgermeister Peter Kornell für Abwiegelungs- und Hinhalte-Taktik.
Kampferprobte Rimbacher
Kampferprobt, was den Widerstand gegen Mobilfunkmasten angeht, sind beispielsweise die Rimbacher. 2001 gingen sie gegen die Nachbarn aus Frankenwinheim auf die Barrikaden. Die wollten ihnen eine 50 Meter hohe Sendeanlage der Firma Mannesmann-Vodafone auf die Gemarkungsgrenze setzen - gerade mal 500 Meter vom Ort weg. Die Proteste zeigten Wirkung bei Vodafone. Der Mobilfunk-Betreiber legte seine Pläne unter dem anhaltenden öffentlichen Druck auf Eis.
Höhepunkt der Aktionen war damals ein großer Autokorso, zu dem die Mast-Gegner aus Rimbach durch Frankenwinheim aufgerufen hatten. Interessant: Unter die Protestler hatten sich damals auch Bewohner umliegender Ortschaften gemischt, zum Beispiel aus Lülsfeld.
Heute Abend ist übrigens Gemeinderatssitzung im Rathaus. Es würde nicht verwundern, wenn das heiße Thema dort zur Sprache käme, obwohl es nicht auf der offiziellen Tagesordnung steht.