Sie machen Kabarett, sagen sie. Doch in Wirklichkeit ist es eher Klamauk und Comedy, was Matthias Matuschik und Susanne Rohrer auf die Bühne bringen. Die Radiomoderatoren von Bayern 3 führen das konsequent in einem abendfüllenden Programm fort, was in den 1980er-Jahren Thomas Gottschalk und Günther Jauch mit ihren tiefsinnigen Blödeleien bei der fünfminütigen Übergabe der Nachmittagsschichten begonnen haben. In der brechend gefüllten Disharmonie hat das Publikum mit Matuschik und Rohrer jede Menge Spaß
Wer einen roten Faden im Programm sucht, wird nicht so richtig fündig. Sondern das Duo hüpft von Thema zu Thema und von Wortwitz zu Wortwitz. Das aber auf hohem Niveau. In jedem Fall aber geht es um Political Correctness in der Sprache: Darf man einen Neger Neger nennen? Nein, Cola-Weizen ist die richtige Antwort und die Matuschik-Rohrer-Lösung des sprachlichen Dilemmas. Veganer kommen ebenso vor wie hochpreisige Autos, Frauenparkplätze und Xavier Naidoo.
Tabus sind Matuschik und Rohrer eher unbekannt. Lange feixen sie um Matuschiks abgetrennte Vorhaut herum, um dann bei derselbigen Jesu zu landen. Und wer genau hinhört, findet gar ernste Botschaften hinter dem Klamauk. Dass Elektroautos den Makel haben, dass dort Akkus eingebaut sind, die wertvolle Erze enthalten, die kleine Kinderhände in Afrika ausbuddeln. Das Tafelwasser Bonagua ist nur aufgepepptes Leitungswasser, eine famose wie unverfrorene Geschäftsidee.
Lustig verpackt, aber ernst gemeint ist auch das Statement gegen Rechts: Die AfD nennt Matuschik „bibeltreue Neonazis“ und das Flüchtlingsthema verpackt das Duo in Helene Fischers Song „Atemlos“. Immer bewegt es sich auf dem Grat zwischen Fakten und ironischer Überzeichnung. Sie spielen die Antipoden, die sich die Bälle gegenseitig zuwerfen.
Die Grenze zwischen abgesprochenem Programm und spontanem Witz ist kaum zu finden. Im Zweifel hauen die beiden den Kalauer eben raus. In den allermeisten Fällen treffsicher. Und am besten sind sie, wenn sie tatsächlich spontan agieren und auch das Publikum einbeziehen. Als „Rampensau“ Matuschik den Pressefotografen registriert, zieht er sofort die Schublade „Lügenpresse“ und improvisiert eine Donald-Trump-Pressekonferenz.
Was man in jeder Sekunde spürt: Matuschik und Rohrer haben auf der Bühne einen Heidenspaß. Die in den Besucherreihen ebenfalls. Josef Schäfer