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HAMBACH: Maiglöckchen als Markenzeichen

HAMBACH

Maiglöckchen als Markenzeichen

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    Mit Wein, Lied, Mundart und Tanz: Die Hambacher Volkssänger feiern 2012 ihr 80-jähriges Bestehen.
    Mit Wein, Lied, Mundart und Tanz: Die Hambacher Volkssänger feiern 2012 ihr 80-jähriges Bestehen. Foto: Foto: Uwe Eichler

    „Hambachs“ gibt es in Deutschland mehrere, die Hambacher Volkssänger nur einmal: Am Sonntag, 20. Mai, feiern sie ihren 80. Geburtstag mit einem Jubiläumsfest im Museumshof an der Hauptstraße. Ab 10.30 Uhr startet ein musikalischer Frühschoppen, am Nachmittag ab 14 Uhr treten sie mit verschiedenen Brauchtumsgruppen an. Am 27. Oktober geht das Jubiläumsjahr mit der 45. Weinprobe im Pfarrheim weiter und klingt dann am Sonntag, 16. Dezember, mit einem gemeinschaftlichen Adventssingen in der Pfarrkirche aus.

    In Hambach schon legendär: die Geburtsstunde der Volkssänger, am 8. Mai 1932 beim Unterfränkischen Volkslieder-Wettsingen, auf Einladung der „Deutschen Akademie“ in Würzburg – zwecks Wiederbelebung fränkischen Brauchtums. Mit dabei: Eduard „Edel“ Warmuth, Berta Ott, Lisa Weber, eine Grettstädterin, sowie „Leadsänger“ Paul Warmuth. Am Abend wurde ihr Auftritt vom Rundfunk übertragen.

    Die Hambacher Hobby-Sänger überzeugten mit einem „Neujahrslied“, einem „Brautansingelied“ sowie mit „Weißt du es noch, es war zur Zeit der Rosen“: Sie errangen auf Anhieb einen ersten Preis, eine silberne Gedenkmünze. Die Übertragung muss damals schon eine Art Mini-Grand Prix gewesen sein, die Zuhörer scharten sich im Gasthaus Geissler ums Radio. Aus ganz Europa, sogar aus Marokko, kamen die Postkarten mit der Publikumswertung: Nur die Handthaler Volkssänger, der spätere Patenverein, standen höher in der Gunst.

    Ein verwaschenes Foto zeigt die Hamicher, die Männer in der typischen Tracht mit roter Weste, blauem Kittel und Dreispitz, die Frauen in der Festtagsgewandung des Schweinfurter Gaus. Die erste Blütezeit der Hambacher Volksmusik war allerdings schnell wieder vorbei: Edel Warmuth fiel 1942 in Russland, sein Bruder Paul kam erst 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurück.

    Erste CD im Jahr 2002

    In Zusammenarbeit mit dem Lehrer Paul Galmbacher gründete er im Folgejahr die Volkssänger neu, rekrutiert aus dem Kirchenchor – und mit einem ersten Auftritt, unter ärmlichen Verhältnissen, in München. Gleich ob Gesang, Volkstanz, Mundart: Der gelernte Schneider und Gemeindesekretär Paul Warmuth, geboren 1911, sorgte als Organisator dafür, dass die Volkssänger endgültig über den Marienbach hinaus berühmt wurden, „bekannt aus Funk und Fernsehen“. „Sou a Schöppla Frankawei“ ist seine bekannteste Eigenkompositionen, passend dazu gibt es seit den 1960ern die Weinproben in Hambach, die Volkssänger fungieren auch als Botschafter des edlen fränkischen Rebensafts.

    1981 starb Warmuth überraschend nach einem Auftritt in Gädheim – seitdem bemühen sich seine Erben, einerseits das Andenken zu wahren, andererseits auch aus dem Schatten des Gründervaters herauszutreten. Gesungen werden Lieder der Sammlung von Paul Warmuth, der von ihm mitgegründeten „Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik“, die Volkslieder des Freiherrn von Ditfurth. Oder alles, was man kriegen kann. 2002, unter dem damaligen musikalischen Leiter Jürgen Glöckner, wurde nach zahlreichen Schallplatten, die erste CD aufgenommen: „Mein Herz ist voll Lieder“.

    Die Gruppe hatte schon zu Zeiten von Mundartdichterin und Mitglied Martha Schenk eine tolle Frauenquote. Derzeit sind es sieben Sängerinnen: Monika Lunz, Gisela Lück, Annemarie Niklaus, Karin Schleyer (am Akkordeon), Christel Vollmuth, Susanne Warmuth und Ingrid Wenglein. Ergänzt um Edgar Häpp, Peter Kluge, Klaus Lück, Günter Muck, Helmut Niklaus, Roland Schleyer, Heinz Seufert, Marcel Sztukowski, Rudolf Vollmuth und Reinhard Wenglein.

    Als Verein organisiert ist man nicht, Klaus Lück fungiert als Sprecher der Truppe, ansonsten ist man flexibel: „Wer sich berufen fühlt, der machts“, meint Christel Vollmuth, geprobt wird jeden Donnerstag, im „Hauptquartier“ in der Musikschule. „Wir entwickeln uns von Event zu Event“, auch dazwischen ist man eine große Familie, feiert und wandert zusammen.

    Nicht als Verein organisiert

    Die Aufritte, bislang etwa 600, die seien das Salz in der Suppe. Die Gruppe ist mit die älteste in Franken. Allerdings, die Volkssänger plagen schon Nachwuchssorgen. Urgestein Heinz Seufert ist bereits 56 Jahre dabei: Unter anderem bei einem legendären Auftritt in einem Rheinland-Pfälzer Hambach, 1956. Die Stimmung dort war politisch aufgeheizt, es war die Zeit, in der Pfälzer Separatisten eine (gescheiterte) Volksabstimmung starteten, um nach Bayern zu kommen. Die fränkischen Volkssänger legen aber Wert darauf, seinerzeit unbeteiligt gewesen zu sein. Und auf ihr Wahrzeichen: Frische Blumen am Dreispitz – in diesem Fall sind es Maiglöckchen.

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