Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen "hinterließen deutliche Spuren am regionalen Arbeitsmarkt", heißt es im April-Bericht der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Demnach stieg zu Beginn des zweiten Quartals in der Region Main-Rhön (Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Kreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge) die Arbeitslosigkeit sprunghaft an. Das gilt für alle Geschäftsstellen (siehe Grafik). Im April waren 9124 Menschen arbeitslos gemeldet – 1113 Personen mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg von 3,2 auf 3,7 Prozent. Zuletzt war diese im April 2016 so hoch. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 1873 Personen oder rund 25 Prozent an. Die Arbeitslosenquote im April 2019 lag bei 2,9 Prozent.
Frühjahrsbelebung fällt aus
Viele Betriebe hätten auf behördliche Anordnung hin schließen und Kurzarbeit anmelden müssen, heißt es weiter. Bereits geplante Wiedereinstellungen seien wegen der Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben worden. In systemrelevanten Bereichen wie dem Lebensmitteleinzelhandel, dem Gesundheitswesen sowie der IT bestehe andererseits "ein erhöhter Bedarf an Arbeitskräften“, erläutert Arbeitsagenturchef Thomas Stelzer.

Ferner seien im April deutlich mehr Menschen aus der Beschäftigung heraus erwerbslos geworden als umgekehrt. In Arbeit seien 700 Personen gelangt, 328 oder ein Drittel weniger als im Vorjahresmonat, während sich 1372 Menschen arbeitslose meldeten – ein Plus von 428 Personen oder 45 Prozent). Und: "Die typischen konjunkturellen Effekte wie zum Beispiel die Frühjahrsbelebung blieben, bedingt durch die Covid-19-Pandemie, aus."
3600 Betriebe melden Kurzarbeit
Seit Anfang dieses Jahres gingen von Betrieben im Agenturbezirk Main-Rhön 3598 Kurzarbeitsanzeigen ein (Stand: 27. April). Dies entspricht rund einem Drittel der 10 955 Unternehmen in der Region. Diese Anzeigen betrafen laut Arbeitsagentur 46 737 Beschäftigte. Wie viele von diesen am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang, lasse sich aus den Anmeldungen nicht schließen. Diese Angaben lägen erst mit Zeitverzögerung vor. Die Anzeige von Kurzarbeit löse noch keine Zahlung aus.
Die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit angezeigt haben, "lag um ein Vielfaches höher als in den Jahren der Wirtschaftskrise 2008 und 2009". Damals seien vor allem Metallbearbeitung, Maschinenbau und die Zulieferindustrie für die Automobilbranche in der Region stark betroffen gewesen. Nun seien es nahezu alle Wirtschaftsbereiche, vor allem auch kleinere und mittlere Betriebe. Der große Unterschied sei, "dass es diesmal nicht nur vorwiegend die Industrie in unserer Region trifft, sondern auch viele Dienstleister, Restaurants und Hotels, Friseure sowie den Non-Food-Einzelhandel“, betont Stelzer.
Viel weniger offene Stellen
Mit 3892 Arbeitsangeboten sank der Stellenbestand im Vergleich zum Vormonat um 299 – ein Minus von 7,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren dies 1312 Stellen oder 25,2 Prozent weniger. Bis auf das Gesundheits- und Sozialwesen ist das Stellenangebot in vielen Branchen deutlich rückgängig. Im Security-Sektor ebenso wie im Non-Food-Einzelhandel (123 Stellenrückgänge – minus 34,2 Prozent), im verarbeitenden Gewerbe (minus 119 Stellen oder 34,3 Prozent) in Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen sowie 105 Stellen weniger (minus 45,1 Prozent) in der Metallerzeugung und -bearbeitung.
Positiv ist laut Stelzer, dass die Firmen an ihrer Ausbildungsbereitschaft festhalten. Seit Oktober 2019 meldeten sich im Arbeitsagenturbezirk 2371 Bewerber für Ausbildungsstellen(10,1 Prozent) weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich wurden 3680 Stellen gemeldet, ein Minus von 5,2 Prozent. Und wie geht's weiter? „Der regionale Arbeitsmarkt profitiert in der aktuellen Situation von den umfassenden Stützungsmaßnahmen und der bisherigen guten Verfassung", sagt der Agenturleiter. Eine zuverlässige Prognose der weiteren Entwicklung der Pandemie sei aktuell aber auch durch die Gesundheitsexperten nicht möglich.