Überall an den Wänden hängen im Speisesaal des Seniorenwohnheims St. Elisabeth Bilder. Sie stammen nicht von einem Künstler, sondern wurden von den Bewohnern geschaffen. Ob mit Mummeln, Spachteln, Kämmen oder Sand, der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.
Seit Anfang September läuft das Projekt „Reise ins unbekannte Land – Malen mit Demenz“ im Seniorenwohnheim. Unter der Leitung von Dorothea Böttcher, die ehrenamtlich im Wohnheim arbeitet, malten die vier Bewohnerinnen Renate Friedrich, Melitta Huth, Roswitha Völler und Lioba Schmitt jeden Mittwochvormittag ihre Bilder. „Ich habe jeden Mittwoch noch eine Bastelgruppe, an der die Demenzkranken nicht teilnehmen können“, erklärt Böttcher. Demenzkranke sind in ihrer Feinmotorik meist eingeschränkt.
Reise ins unbekannte Land
Auf einer Messe für Alzheimer hat sie von dem Projekt „Reise ins unbekannte Land – Malen mit Demenz“ der Alzheimer-Gesellschaft Ingolstadt erfahren. Dort wird es seit einigen Jahren durchgeführt – mit Erfolg. In dem gleichnamigen Buch wird Schritt für Schritt erklärt, wie ein solches Projekt am besten realisiert werden kann.
Vor jeder Stunde bereite Dorothea Böttcher den Werkraum vor, denn: „Die Bewohner können sich sonst nicht konzentrieren.“ Auch während des Malens kann die Konzentration schnell schwinden, „wenn zum Beispiel jemand Fremdes in den Werkraum kam“, erklärt Böttcher. Auch die Gefühlswelt der Senioren spielt eine Rolle: „Bei Frau Völler kam es immer auf die Stimmung an: Wenn sie sich gefreut hat oder traurig war, konnte sie nichts mehr tun“. Unterstützung bekam Böttcher nicht nur von der Heimleitung, sondern auch von den zwei Auszubildenden Tatjana Knecht und Frank Blaschke, die ihr bei den Kunststunden halfen.
Unter den Besuchern der Vernissage waren einige Kinder der Senioren – so die Tochter von Melitta Huth, Eleonore Kraske: „Ich finde es toll, dass sie noch soviel können. Vor allem, dass noch soviel Talent in ihnen schlummert.“ Fasziniert ist auch der Sohn von Roswitha Völler, Christian Völler, von der Ausstellung: „Mir gefällt es erstaunlich gut. Es kam mehr dabei raus als ich erwartet hätte.“
Am liebsten würde Dorothea Böttcher noch ein Mal-Projekt leiten, doch fehlt es ihr an Zeit. Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Seniorenwohnheim arbeitet sie als Werklehrerin in der Berufsfachschule Sozialpflege. Deshalb ist erstmal kein weiteres solches Projekt im St. Elisabeth vorgesehen.
Die Ausstellung „Reise ins unbekannte Land – Malen mit Demenz“ ist täglich von 10 bis 16 Uhr im Seniorenwohnheim St. Elisabeth bis auf Weiteres zu sehen. Der Eintritt ist frei.