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SÖMMERSDORF: „Man nimmt viel mit heim“

SÖMMERSDORF

„Man nimmt viel mit heim“

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    Von 2001 bis 2008 hatte der Sömmersdorfer Hermann Gessner das Ehrenamt eines Schöffen im Landgerichtsbezirk Schweinfurt inne. Eine interessante Erfahrung, wie er findet.
    Von 2001 bis 2008 hatte der Sömmersdorfer Hermann Gessner das Ehrenamt eines Schöffen im Landgerichtsbezirk Schweinfurt inne. Eine interessante Erfahrung, wie er findet. Foto: FOTO Silvia Eidel

    (sia) Als Hauptschöffe beim Landgericht Schweinfurt war der Sömmersdorfer Hermann Gessner von 2001 bis 2004 tätig, als Hilfsschöffe am Amtsgericht von 2005 bis 2008. Strafsachen von Betrug über Diebstahl bis zu Körperverletzung oder Drogenhandel waren der Gegenstand der Prozesse, bei denen der heute 60-Jährige mit einem weiteren Schöffen und einem Berufsrichter urteilte.

    Frage: Wie haben Sie sich denn auf einen Prozess vorbereitet?

    Hermann Gessner: Ich hatte vor einer Verhandlung keine Kenntnis der Akten. Erst kurz vor der Sitzung hat uns, mich und den zweiten Schöffen, der Richter informiert, worum es geht. Wir durften während der Verhandlung auch Fragen stellen und vor allem hinterher, bei der Beratung, haben wir unseren Eindruck dann klar gemacht. Natürlich war ich auch mal anderer Meinung als der Richter.

    An welchen ungewöhnlichen Fall erinnern Sie sich?

    Gessner: Es ging mal um Drogenhandel, bei dem zunächst nur zwei Drogenkuriere angeklagt waren. Durch die Aussagen vieler Zeugen, einige davon Untersuchungshäftlinge, die mit Handschellen vorgeführt wurden, gab es schließlich vier Angeklagte. Die wurden auch verurteilt.

    Haben Sie sich nach einem Prozess noch mit dem Geschehen beschäftigt?

    Gessner: Man nimmt viel aus dem Gerichtssaal mit heim, überlegt, ob das Urteil richtig war, ob zu mild oder zu hart, ob man dem Täter und dem Opfer gerecht wurde. Und dann sehe ich meine eigenen Kinder und bin froh, dass da alles in Ordnung ist. Denn viele Angeklagte stecken in einem Sumpf, aus dem sie nicht mehr herauskommen.

    Hatten Sie auch einmal Angst bei einem Prozess?

    Gessner: Angst ist vielleicht zu viel gesagt, aber ein mulmiges Gefühl hatte ich schon mal. Ein Angeklagter hatte Bewährung bekommen und vor mir das Gerichtsgebäude verlassen. Der stand dann da vor dem Haus, als ich raus kam, so als ob er warten würde. Ich bin dann ganz schnell in den Kaufhof, unter viele Leute gegangen.

    Würden Sie wieder ein Schöffenamt übernehmen?

    Gessner: Auf jeden Fall. Es bringt unheimlich viel an Erfahrungen mit sich, man hat hinterher eine andere Menschenkenntnis. Ich kann es nur empfehlen.

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