"Hier wird die Arbeit dem Menschen angepasst und nicht der Mensch der Arbeit", sagt Günter Scheuring, Leiter der Werkstatt für behinderte Menschen in der Sennfelder Gottlieb-Daimler-Straße 3. Und weil die Mitarbeiter nicht nur beschäftigt sein sollen, sondern je nach ihren Fähigkeiten einen interessanten Job und anerkannten Platz in der Arbeitswelt bekommen, wird hochwertig produziert, weshalb die Werkstatt der Schweinfurter Lebenshilfe zufriedene Kunden und damit auch gefüllte Auftragsbücher hat.
Die Mitarbeiter sind mindestens 18 Jahre alt. Über 27 Monate läuft die berufliche Bildung in den Segmenten Holzfachwerker, Metallfachwerker und beim Garten- und Landschaftsbau, ehe der Werkstattvertrag geschlossen und ein Arbeitsplatz besetzt wird: zumeist bei der Lohnfertigung, aber auch in der vor vier Jahren gegründeten Manufaktur (60 Mitarbeiter) sowie bei den zwei Außengruppen, die in örtlichen Unternehmen im Einsatz sind, wo teilweise in Schicht (6 bis 13 und 13 bis 20 Uhr) gearbeitet wird. Außenstellen hat die Werkstatt am Heckenweg in Schweinfurt und in einer angemieteten Halle gleich in der Nachbarschaft der Gottlieb-Daimler-Straße 3. In der Werkstatt selbst ist neben den Arbeitsbereichen die Förderstelle für schwerst und mehrfach Behinderte zu finden. Dort wird betreut und gepflegt, nicht gearbeitet.

Jeweils zur Hälfte kommen die geistig oder/und körperlich behinderten Mitarbeiter aus den Wohnheimen der Lebenshilfe und von zu Hause – und alle aus einem Umkreis nicht weiter als 30 bis 40 Kilometer. Die Arbeitszeit pro Woche beträgt 39,5 Stunden. Bei der Lohnfertigung gibt es kaum noch die Großaufträge aus den Anfangsjahren (Werkstatt seit 1969), dafür viele kleinere und mittlere. Typische Arbeitsbereiche sind die Sparten Verpackungen und Konfektionierung. Auch hier gilt, dass die Arbeitsschritte auf den Mitarbeiter herunterzubrechen sind, und zwar so, dass das Sozialunternehmen seinen Beschäftigten eine möglichst "attraktive und interessante" Betätigung bietet, sagt Andreas Roth, stellvertretender Werkstattleiter.
Da mit der individuellen Förderung die Beschäftigten in dem breiten Arbeitsspektrum oft "erstaunliche handwerkliche Fähigkeiten entwickeln werden", arbeite die Werkstatt hochwertig und gleichzeitig stärke man das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit der Mitarbeiter. Bildungs- und arbeitsbegleitende Maßnahmen (Sport, Mobilitätstraining, kreative Angebote nicht nur in der Stabilisierungs- und Trainingsgruppe) werden zudem von den Arbeits- und Berufsförderern eingesetzt.

Zur Manufaktur gehören die Schreinerei, die nach Maß Möbel, Türen, Schränke und vieles mehr fertigt, die Malerei, die tapeziert und renoviert, sowie die Schlosserei, die ebenfalls nach den Wünschen der Kunden Geländer, Treppen, Tore oder etwa Überdachungen herstellt. Und: diese drei Abteilungen arbeiten zusammen, ergänzen sich und bringen ihr Wissen und Können zudem in der Sparte Garten- und Landschaftsbau ein, die auf privatem und auch auf Firmengelände pflegt und gestaltet.
Aus der Manufaktur kommen zudem 30 verschiedene Gesellschaftsspiele, die im Werkstattladen in der Gottlieb-Daimler-Straße 3 verkauft werden. Verwendet wird hierbei oft Holz, ausschließlich heimisches, was auch für die Produktion Wohnaccessoires gilt, wobei – wie allenthalben in der Werkstatt – die Ideen der Mitarbeiter exklusive Produkte schaffen.

Der jüngst eröffnete Laden (Internetauftritt unter www.sennschop.de) ist auch ein niederschwelliger Zugang zur gesamten Einrichtung, denn die Werkstatt hat sich dem Auftrag verpflichtet, Be- und Nichtbehinderte zusammenzubringen und Berührungsängste sowie Vorurteile abzubauen. Vom Laden zur Werkstatt sind es nur ein paar Schritte in den Arbeitsalltag der Handwerker und Arbeiter. Diese zu zu gehen, ist ein jeder eingeladen.