Schweinfurt
16.50 Uhr - Ende
Der Aufzug der Neonazis in Schweinfurt ist am Hauptbahnhof angekommen und beendet. Sie werden – weiterhin in starker Polizeibegleitung – zu den Zügen geleitet. Der Aufzug der 850 Rechtsextremen geht damit friedlich zu Ende.
Die Gegendemonstranten aus Schweinfurt und Umland haben etwa das Zehnfache an Teilnehmern auf die Straße gebracht wie die Neonazis aus der „Freien“ und Kameradschaftsszene aus ganz Süddeutschland.
Als Vorkommnisse meldet die Polizei: In der Kornacherstraße wurden 200 Linksautonome kurzfristig festgesetzt, nachdem sie Flaschen gegen die Einsatzkräfte geworfen hatten. Hierbei wurde niemand verletzt. Acht Beamte erlitten bislang leichte Verletzungen, sind jedoch weiterhin dienstfähig.
Drei Polizisten trugen leichte Verletzungen davon, als in der Theresienstraße Flaschen flogen. In der Luitpold-/Ecke Schrammstraße erlitten drei Beamte ein Knalltrauma durch Feuerwerkskörper.
In der Wohlfahrtsstraße biss ein Linksautonomer einem Polizisten bei einer Widerstandshandlung in den Finger. Ein Beamter wurde bespuckt und am Schienbein verletzt.
16.15 Uhr
Weil sie viel zu spät losmarschiert sind und ihre Kundgebung am Schuttberg recht lang geraten ist, lässt die Polizei die Neonazis ihre geplante Route gar nicht vollenden. Statt weiter über die Ignaz-Schön-, ins Wohnviertel Jehle-, St. Kilian- und Moritz-Fischer-Straße marschieren zu dürfen, leitet die Polizei jetzt wieder über die Georg-Schäfer-, Friedrich- und Hauptbahnhofstraße zurück zum Bahnhof.
Grund: Die Veranstaltung ist nur bis 17 Uhr genehmigt – und bis dahin haben die Neonazis wieder abmarschbereit dort zu sein. Damit wurde ihr schon von den Verwaltungsgerichten enorm zusammengestrichener Aufmarschplan noch einmal durch die Polizei vor Ort erheblich verkürzt.
Videos: Die Neonazis am Hauptbahnhof
Video: Die Gegendemonstration in Schweinfurt
15.50 Uhr
Der Umzug der Neonazis ist am Schuttberg angelangt, wo sie ihre Kundgebung abhalten. Aus den Häusern der Anlieger kommt ihnen auf Transparenten und teils von den Bewohnern selbst die geballte Anlehnung entgegen.
Von der Friedrich-Stein-Straße her am St.-Kilian-Gemeindezentrum wird die Kundgebung der Rechten immer wieder von „Nazis raus“-Rufen übertönt. Die Kirche St. Kilian hat die rechte Kundgebung eine ganze Zeitlang mit Glockenläuten begleitet – wohl um Parolen wie „Arbeit, Freiheit, Recht und Brot – deutscher nationaler Sozialismus“ zu übertönen.
Entgegen der offiziell bis zuletzt verkündeten Schweinfurter CSU-Parteilinie, sich am bunten Bündnis gegen die Nazis nicht zu beteiligen, weil darin auch Linke mitwirken, haben sich an dem beeindruckendem Demonstrationszug mit mindestens 8000 Teilnehmern CSU-Mitglieder und Mandatsträger aus Schweinfurter wie aus dem Landkreis in großer Zahl beteiligt.
Unter ihnen war auch der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Stefan Funk. Viele CSU-Bürgermeister aus dem Landkreis demonstrierten mit. Einer – auf die eigentümliche Begründung der offiziellen Nichtteilnahme angesprochen – sagte gequält, „dazu sag' ich lieber mal nichts“.
Seit dem Morgen hat es laut Polizei rund um die Demonstrationen in Schweinfurt 30 Festnahmen gegeben.
14.45 Uhr
Der Aufmarsch der Neonazis setzt sich in Bewegung - mit gut eineinhalb Stunden Verspätung. Die Aktion ist bis 17 Uhr genehmigt.
Indes ist Schweinfurt im Kurznachrichtendienst Twitter ein großes Thema. Im Minutentakt werden sogenannte Tweets (Meldungen) zur Lage in der Stadt abgesetzt. Viele Meldungen kommen offensichtlich von Augenzeugen sowie von Sympathisanten aus dem linken und rechten Lager gleichermaßen.
14.10 Uhr
Rund 600 Neonazis stehen am Bahnhof – und kommen nicht von der Stelle. Nach Informationen unserer Redaktion ist erstens deren Versammlungsleiter erst verspätet eingetroffen. Zweitens haben sie offenbar Probleme, 40 eigene strafrechtlich nicht vorbelastete Ordner zusammenzubringen. Vorher lässt sie die Polizei nicht losmarschieren.
13.15 Uhr
Die Gegendemo ist zu Ende. Am Zeughaus dauert die Maifeier des DGB mit etwa 4000 Gästen an.
Indes haben sich mehrere hundert Neonazis am Hauptbahnhof eingefunden. Ansonsten herrscht in der Schweinfurter Innenstadt laut Polizei ruhiger bis normaler Verkehr.
In der Wohlfahrtsstraße musste die Polizei etwa 150 Demonstranten aus der linken Szene kurzfristig festsetzen, nachdem pyrotechnische Gegenstände und Fackeln abgebrannt worden waren. Einige Demonstranten wurden vorläufig festgenommen.
12 Uhr
Auf dem Zeughausplatz hat die Kundgebung des Bündnisses „Schweinfurt ist bunt“ begonnen. Der einstige KZ-Häftling Ernst Grube spricht. Er erinnert an die Nazi-Zeit, als alle Andersdenkenden, Juden, Gewerkschafter, Linke verfolgt wurden und fordert als geschichtlichen Auftrag, alle nazistischen Gedanken und Vorhaben im Keim zu ersticken.
Inzwischen hat laut Polizei auch der Zustrom aus dem rechten Lager in Schweinfurt weiter zugenommen. Der Aufmarsch der Angehörigen des rechten Spektrums soll um 13 Uhr am Hauptbahnhof in Schweinfurt beginnen. Der Polizeisprecher teilt mit, dass es sich bei der ersten kleinen Randale am Roßmarkt um eine Wirtshausschlägerei gehandelt habe.
11.15 Uhr
Beobachter sprechen um 11.15 Uhr schon von bis zu 10.000 Demonstranten gegen die Neonazis. Beim Zug durch die Innenstadt – Brückenstraße, Marktplatz, Spitalstraße, Schultesstraße, Rüfferstraße hin zum Zeughaus - skandierten die Menschen lautstark „Nazis raus“ und „Schweinfurt ist bunt“. Auf vielen Tafeln und Transparenten stand „Braun ist Scheiße“, auf anderen „Gemeinsam Rassismus stoppen“, „Keine Zukunft der braunen Vergangenheit“, „Weltoffen statt kleinkariert“. Linke Zugteilnehmer riefen „Wir wollen keine Nazischweine“.
Angeführt wird die Gegendemo unter einem straßenbreiten Transparent „Schweinfurt ist bunt, nicht braun“ vom neuen Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé, den Abgeordneten Frank Hofmann (Bundestag/SPD), Hans-Josef Fell (Bundestag/Grüne), Kerstin Westphal (Europaparlament), dem DGB-Regionsvorsitzenden Frank Firsching, den beiden Schweinfurter Dekanen Reiner Fries (katholisch) und Oliver Bruckmann (evangelisch).
10 Uhr
Der Aufzug startete planmäßig, begleitet von starken Polizeikräften. Für den Nachmittag hat das rechtsextreme "Freie Netz Süd“ seinen Marsch unter der Überschrift „Kapitalismus ist Krieg“ im westlich gelegenen Teil der Stadt angekündigt. Deshalb sind dort alle Einfall- und Zugstraßen von Polizeikräften abgesperrt.
Die Anwohner schimpften frühmorgens auf die Braunen, weil sie mit ihrem Zug dafür sorgen, dass die Anwohner praktisch von der Außenwelt abgeriegelt sind. Ihr Unmut richtete sich nicht gegen die Polizei, für deren Aufgabe hatten sie Verständnis.
Würzburg
Gegen 14.30 Uhr sind auf dem Demokratiefest am Oberen und Unteren Markt noch etwa 500 Menschen. Zu dem für 13 Uhr angekündigten Marsch der Rechten haben sich keine Teilnehmer eingefunden. Am Hauptbahnhof halten sich 100 Menschen des linken Spektrums auf. Zu Störungen kam es in Würzburg im Zusammenhang mit den Kundgebungen nicht.
Die Spitze der Gegendemo in Würzburg hatte gegen 12 Uhr die Endstation am Oberen Markt erreicht. Auch dort hatte sich laut Polizei zwischendurch ein starker Zustrom eingestellt, so dass sich die Teilnehmerzahl zwischenzeitlich auf 5000 erhöhte. Die Demo sei ebenfalls friedlich, hieß es von der Polizei.