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GRAFENRHEINFELD: Mauerbau am KKG sorgt für Spekulationen: Endlager?

GRAFENRHEINFELD

Mauerbau am KKG sorgt für Spekulationen: Endlager?

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    Verladung am Zwischenlager: Im Februar 2006 wurden die ersten Brennstäbe vom KKG in das Zwischenlager verladen.
    Verladung am Zwischenlager: Im Februar 2006 wurden die ersten Brennstäbe vom KKG in das Zwischenlager verladen. Foto: Archivfoto: S. Wiedemann

    Geht es nun um den Schutz der Bevölkerung oder wird da ein Endlager für atomaren Müll am Kernkraftwerk vorbereitet? Dem Gemeinderat lagen Pläne der E.ON Kernkraft vor, nach denen diese beabsichtigt, das 2006 in Betrieb genommene Lager für Brennelementbehälter mit zehn Meter hohen Schutzwänden aus Stahlbeton zu umgeben. Die Gemeinde Grafenrheinfeld musste nun der Umweltverträglichkeitsprüfung zustimmen, was sie mit sieben Gegenstimmen auch tat.

    Ende 2013 will der Kraftwerksbetreiber eine „sicherungstechnische Härtung des Lagergebäudes“ vornehmen. Vorgesehen ist in Grafenrheinfeld vor den beiden Längsseiten des Brennelementlagegers mit dem Namen BELLA im Abstand von etwa 2,40 Metern jeweils eine Schutzwand zu errichten. Oberhalb der Schutzwände werden Wetterschutzgitter aufgesetzt und der Bereich zwischen den Schutzwänden und den Längswänden wird überdacht. Die Schutzwände werden im Bereich der vorhandenen Kiesbetten mit Pfählen gegründet. Die Außen- und Fluchttüren aus dem Lagerbereich werden entsprechend den sicherheitstechnischen Anforderungen aufgerüstet, heißt es in dem Bauantrag.

    In den Wandöffnungen des Verladebereichs sollen zusätzlich zu den vorhandenen Wetterschutz- und Vogelschutzgittern Objektschutzgitter eingebaut werden.

    Soweit das Bauvorhaben, für dessen Umweltverträglichkeitsprüfung die Gemeindeverwaltung den Rat um Zustimmung bat. Der Neubau von zwei Betonmauern dieser Größenordnung spiele eine untergeordnete Rolle, so Bürgermeisterin Sabine Lutz.

    „Aber das Kraftwerk wird doch 2015 abgeschaltet“, wunderte sich Monika Rüttiger. In ihren Ohren klang das Ganze stark nach Endlager, denn „sonst müsste man das ja nicht noch so ausbauen“. Ludwig Weth erinnerte daran, dass der Gemeinderat 2006 dem Bauvorhaben für das Zwischenlager erst zugestimmt habe, nachdem vom Bundesamt für Strahlenschutz dessen Unbedenklichkeit bescheinigt worden war. Bis heute hält er diese Zustimmung für falsch und befürchtete ebenfalls, dass hier die Vorbereitungen für ein Endlager getroffen werden.

    Ausgelegt auf 40 Jahre

    In der Kurzbeschreibung für das Zwischenlager legt das Bundesamt für Strahlenschutz folgende Werte fest: Genehmigt sind 88 Behälter mit maximal 1050 Tonnen Schwermetall und 5.1019 Becquerel; die Behälter werden maximal 40 Jahre nach der Beladung des Behälters gelagert, dann müssen sie in ein Endlager kommen.

    Eigentlich hätte Weth erwartet, dass nach dem Abschalten des Kernkraftwerks dieses und das BELLA auch sofort rückgebaut werden. Aber nun werde BELLA verstärkt und keinerlei Vorkehrungen dafür getroffen, den atomaren Abfall wegzubringen.

    „Die Endlagerproblematik wird immer auf die lange Bank geschoben“, beschwerte sich Guido Oster. Er befürchtete, dass die Zustimmung des Gemeinderates hier „etwas manifestiert, was wir nicht wollen“. Außerdem wies er darauf hin, dass in direkter Nachbarschaft zum BELLA ein Vogelschutzgebiet sei. Dies aber, so Bürgermeisterin Lutz, sei Sache der jeweiligen Fachbehörden.

    „Kein Gemeinderat will hier ein Endlager“, stellte Walter Wegner fest. Schweren Herzens habe man dem Zwischenlager zugestimmt, aber in der Politik bewege sich halt in der Endlagerfrage auch nichts, bedauerte der Gemeinderat. Sein Kollege Gerhard Riegler sah die Angelegenheit aus einer anderen Perspektive: „Die Mauern sollen aus sicherheitstechnischen Gründen verstärkt werden, es sollte doch unserer Interesse sein, dass hier nichts passiert, mahnte er. Und so stimmte der Rat mit allen Stimmen aus der CSU-Fraktion, den Stimmen von Bürgermeisterin Lutz und Walter Wegner der Umweltverträglichkeit des Bauvorhabens am Zwischenlager zu. Mitarbeit: mjs

    Schutzmauern für die Zwischenlager

    Das Bauprojekt, bei dem zehn Meter hohe Mauern um die deutschen Atom-Zwischenlager hochgezogen werden, geht zurück auf eine zunächst geheim gehaltene Anordnung des Bundesamtes für Strahlenschutz. Hintergrund sind offenbar jahrelange Warnungen, dass die Lagerstätten an den Atomkraftwerken schlecht gegen terroristische Anschläge geschützt seien. Kritiker hatten auch im Zusammenhang mit den militärischen Übungsflügen rund um das KKG darauf hingewiesen. Öffentlich wurden die Pläne im Januar, als Kommunalgremien Bauanträge, ähnlich wie jetzt in Grafenrheinfeld, für die Zwischenlager in Gundremmingen und Isar II bei Landshut beraten haben.

    Die Befürchtung, dass die Zwischenlager zu Endlagerstätten werden könnten, teilten im Sommer auch Bürgermeister anderer deutscher Gemeinden mit atomaren Anlagen. Damit würde aber die Entwicklung der Gemeinden im post-atomaren Zeitalter behindert. Sie forderten bei einer Tagung in Grafenrheinfeld ein Mitspracherecht bei allen Fragen der Lagerung. Text: mjs

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