„Wir sind es wirklich“, sagt Daniel Merten zu der vom Sozialgesetz garantierten Unabhängigkeit des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK), der in Trägerschaft der (113 gesetzlichen) Kranken- und Pflegekassen steht. Mertens fügt an, dass es doch egal sei, wer den unabhängigen Gutachter bezahle, und dass dies nicht zwanghaft die Kassen sein müssten, die in Bayern pro Mitglied 15 Euro im Jahr an den MDK und damit an die Organisation überweisen, die gleich der GEZ und dem Finanzamt nicht gerade zu den beliebtesten Einrichtungen zählt.
Die Kasse freut sich, der MDK lehnt ab
Wahrgenommen wird der MDK oft sehr einseitig. Bei der Einstufung der Pflegegrade geht es nicht nach Wünschen, sondern nach Fakten. Kritik der Betroffenen am Urteil des Unabhängigen bleibt so nicht aus. Auf der anderen Seite bekommt der Versicherte kaum mit, wenn die Kassen unzufrieden sind, weil der MDK eine von ihnen als unnütz eingeschätzte Reha-Maßnahme als wichtig und richtig wertet, wenn ärztliche Leistungen auf den Prüfstand gestellt wurden.
Daniel Merten, mit dem die Redaktion im Rahmen der Serie über die Behörden und vergleichbare Einrichtungen in Schweinfurt sprach, beschreibt den Auftrag des MDK als Einsatz für eine gute und gerechte Gesundheitsversorgung und beschreibt den MDK als Berater der Kranken- und Pflegekassen.
Pflegrad und Kuren
Aktiv wird der Medizinische Dienst beispielsweise dann, wenn es um den Grad der Pflegebedürftigkeit geht, wenn die Qualität einer Pflegeeinrichtung oder eines Pflegedienstes zu prüfen ist, wenn Vorsorge- oder Rehabilitationskuren anstehen, Hilfsmittel eingesetzt werden sollen oder Beschäftigte längere Zeit arbeitsunfähig sind, aber auch bei der Klärung eines vermuteten Behandlungsfehlers, bei der Bewertung von Untersuchungs- oder Behandlungsmethoden, bei Fragen zu Therapien und bei Unstimmigkeiten in der Krankenhausrechnung.
Beim MDK arbeiten Fachleute aus allen Bereichen des Gesundheitswesen, darunter Ärzte, Pflegekräfte oder Medizintechniker. Eines von 24 Beratungszentrum im Freistaat ist im Schweinfurter Industrie- und Gewerbepark in der Amsterdamstraße 6 (bis 2014 in der Carl-Zeiss-Straße). Dort sind alle drei Abteilungen des MDK zu finden: Pflege, Sozialmedizin und der Bereich Krankenhaus. Von den jährlich 1,5 Millionen Fällen, die der MDK Bayern (Jahresumsatz 132 Millionen Euro) bearbeitet, entfallen 800 000 in die Sparte Sozialmedizin (Arbeitsunfähigkeit, Rehabilitation, Heil- und Hilfsmittel, Medikamente, Behandlungsmethoden und vieles mehr).
51 Mitarbeiter am Standort
Das Beratungszentrum Schweinfurt hat 51 Mitarbeiter, darunter zehn Ärzte. Bei bayernweit jährlich 400 000 persönlichen Kundenkontakten dreht es sich zumeist (etwa drei Viertel) um Fragen zur Pflege, wobei der MDK in allen Bereichen ausschließlich auf Zuruf (meist durch die Kassen) arbeitet. Das Gutachten ist für die Kassen nicht bindend. Die Entscheidung liegt bei diesen.
Wenn die Kassen den Versicherten schreiben, dass sie sich mit dem Beitragszahler über die Genehmigung einer Reha-Maßnahme freuen, wird selten verkündet, dass es die Reha auf Empfehlung des MDK gibt; wenn eine solche abgelehnt wird, fehlt dagegen der Hinweis auf die vom MDK empfohlene Ablehnung selten.
Komplett digitalisiert
Die Arbeit beim MDK ist komplett digitalisiert. Und so kann fast jeder Fall von jedem Ort aus bearbeitet werden. Vorteile der dezentralen Beratungsstellen ist das leichtere Finden von Personal, die Nähe zu den Geschäftsstellen der Krankenkassen und zu den Ärzten wie Krankenhäusern und letztlich auch zu den (wenigen) Versicherten, die zu einer Untersuchung oder auch zur Beratung in den Stützpunkt kommen.
In der Amsterdamstraße ist Daniel Merten eher selten anzutreffen, denn der Facharzt für Allgemeinmedizin ist der Leiter der Abteilung Sozialmedizin für die gesamte Region Nord (Mittel-, Ober- und Unterfranken).