Die Innenstadt muss schon bald den nächsten Leerstand eines Geschäftshauses in einer 1 A-Lage verkraften. Die Mediherz City Apotheke in der Keßlergasse wird zum Ende des Monats ihre Türen schießen. Dies gab Inhaber Dieter Hümmer auf Nachfrage dieser Zeitung bekannt.
Er hatte die Filiale erst im Oktober in den Räumen der ehemaligen Rückert-Buchhandlung eröffnet, nachdem er dort von 2008 an mehr als vier Jahre lang eine Doc Morris-Apotheke betrieb. Aufgrund des Verkaufs des Unternehmens Doc Morris entschied er sich 2012, das Konzept seiner Versandapotheke Mediherz (sechstgrößte ihrer Art in Deutschland) mit besonderen Rabatten auf den stationären Handel auszuweiten.
Doch der Schritt misslang, das Konzept ließ sich nicht eins zu eins und dazu rentabel auf die Innenstadt übertragen: Gerade einmal acht Monate nach der Eröffnung ist deshalb wieder Schluss.
Drei wesentliche Gründe für das schnelle Aus nennt Hümmer, der neben der Mediherz City Apotheke und der Mediherz-Versandapotheke noch die Westend Apotheke in der Luitpoldstraße, die Westend Center Apotheke in der Stadtgalerie und die Herz-Apotheke im Kaufland betreibt und mit rund 100 Beschäftigten zu den größten Apothekern in Nordbayern zählt: die zuletzt stark abnehmende Kundenfrequenz in der Kernstadt, die zu hohen Mieten und eine vor wenigen Tagen vom Bundestag verabschiedete Gesetzesänderung (Rezept-Bonus-Verbot), die dann das „i-Tüpfelchen“ gewesen sei.
Hauptausschlaggebend, so Hümmer, sei der immer schwächer werdende Publikumsverkehr. Seit dem Jahr 2010 lasse die Kundenfrequenz in der Kernstadt merklich nach, „aber seit letztem Jahr ist sie stark abnehmend“. Für diesen Zeitraum beziffert er den Rückgang mit rund einem Drittel. Seine Vermutung: Es hängt unter anderem mit der Schließung der Markthalle und abnehmender Attraktivität zusammen; so musste er bereits kurze Zeit nach der Schließung der Markthalle die Öffnungszeiten am Samstag verkürzen. Dagegen ist die Stadtgalerie seinen Worten zufolge nicht für die „Vereinsamung“ der Innenstadt alleinverantwortlich.
Erschwerend kommt aus seiner Sicht die nicht mehr zu rechtfertigenden Mieten selbst in dieser Premium-Lage hinzu. Der Mietpreis seines vor fünf Jahren abgeschlossenen Zehn-Jahres-Vertrages liege mittlerweile 30 bis 40 Prozent höher als der für vergleichbare Mietflächen in dieser Lage im aktuellen Mietspiegel. „Bei der aktuellen Kundenfrequenz ist es selbst meinem mittelständischen Unternehmen nicht möglich, eine Apotheke dieser Größe wirtschaftlich in einer solchen Lage zu führen“, so Hümmer.
Zu einer angeregten Mietanpassung sei die beauftragte Vermietungsgesellschaft aus Stuttgart nicht bereit gewesen. Gerade darüber, fordert er, sollten die Vermieter auch in 1 A-Lagen aber nachdenken, „dann hätte so mancher Unternehmer mehr Geld übrig und somit mehr Möglichkeiten, sein Geschäft attraktiver zu gestalten.“
Dies käme der Attraktivität der Innenstadt zugute, ebenso wie, so sein Vorschlag an die Stadt, die Einführung von kostenlosen Kurzparkzonen. Die City müsse den Kunden ein Gesamteinkaufserlebnis bieten, das sei ihr Vorteil, auch gegenüber dem Internet.
Die betroffenen sechs Mediherz City-Mitarbeiter werden weiterbeschäftigt. Der Apotheken-Unternehmer will sie auf seine restlichen Standorte verteilen und dort den Service stärken.