(ue) Die Meldung in der Gemeinderats-Sitzung hätte lapidarer kaum sein können: Niederwerrns Finanzverwaltung kehrt vom doppischen Haushalt zurück – zum alten kameralen System. Das habe der Gemeinderat Ende November nichtöffentlich beschlossen, so Bürgermeister Peter Seifert. Nach einem Jahr ist das Experiment kaufmännische Buchführung in der Finanzverwaltung somit wieder beendet.
Ziemlich einstimmig sei der Beschluss gewesen, meint Geschäftsführer Hans-Jörg Rustler auf Nachfrage der Zeitung (Kämmerer Stefan Funk, der dieses Projekt maßgeblich begleitet hat, ist zur Zeit im Urlaub). Die Verwaltung habe die Doppik nach wie vor befürwortet, sagt Rustler: „Wir wollten weitermachen.“
Den politischen Vertretern der Gemeinde wurde der Arbeits- wie finanzielle Aufwand am Ende aber offenbar zu hoch: Angesichts der Alternative, für einige zehntausend Euro externe Berater und zusätzliches Personal einzustellen, entschied sich das Gremium lieber zur Rückkehr zur kameralen Haushaltsführung (wie es sie in den meisten Kreisgemeinden gibt).
Das Gesamtinventar der Gemeinde wurde erfasst, die Eröffnungsbilanz (anstelle von Verwaltungs- und Vermögenshaushalt) hatte sich immer weiter verzögert. Dazu trat womöglich die „Nostalgie“ vieler Gemeinderäte, die mit der detaillierten und komplexen, nach Einzel-Budgets und Ressourcenverbrauch aufgeschlüsselten Darstellung nie recht warm wurden: „Der Aufwand wurde unterschätzt“, so Rustler.
Nun scheint die finanzpolitische Himalaya-Expedition Niederwerrns - ein Bild, das Kämmerer Funk bei den Haushaltsverabschiedungen gerne benutzt hat, einen Moment in den Seilen zu hängen: Der Haushalt 2010 muss rückwirkend auf Kameralistik umgeschrieben werden, wie bisher mit einem Verwaltungs- und Vermögenshaushalt.
Gleichzeitig ist der Haushalt 2011 fällig, ein Kraftakt, der die Finanzexperten Monate beschäftigen könnte. Einen Absturz gibt es an der Wern nicht. „Es war nicht alles umsonst“, betont Rustler, einige Erkenntnisse aus der Doppik würden beibehalten, wie auch in anderen Kämmereien der Trend zur teilweisen Übernahme kaufmännischer Buchführung gehe. Man habe zwar nun die Belastung mit den zwei Haushalten, unterm Strich, meint Rustler, bleibe aber „mehr als doppelte Arbeit“.