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SCHWEINFURT: Mehr als eine Heimat

SCHWEINFURT

Mehr als eine Heimat

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    Nach dem Willen des Bayerischen Ministerrates sollen alle zweisprachigen Klassen auslaufen mit der Begründung, dass es sinnvoller sei, die Gelder in Sprachlernklassen und vorschulische Maßnahmen umzulenken. Damit wird wohl auch das Kapitel „griechische Klassen“ in Schweinfurt zum Ende des Schuljahres 2007/2008 für immer abgeschlossen. Dieser von vielen Seiten bedauerten Entscheidung zum Trotz sollte das 25-jährige Bestehen, das dieser Tage in der Albert-Schweitzer-Schule gefeiert wird, kein Trauergesang sein, betonte Franz Weigand, der die griechischen Klassen von Anfang an unterrichtet und auch Fachbetreuer in Unterfranken ist.

    Er erinnert sich noch genau an den Tag, als der damalige Rektor Erich Bayer ihn auf dem Gang ansprach: „Mir kriege die Grieche, hast du net Lust“, fragte er Weigand. Der hatte Lust, obwohl er damals von Griechenland nicht viel mehr kannte als Udo Jürgens' „Griechischen Wein“ – was sich natürlich längst geändert hat. Damals, Anfang der Achtziger, kamen die griechischen Hauptschüler von der Friedrich-Rückert- an die Albert-Schweitzer-Schule. Die Grundschüler blieben bis heute dort.

    Gegründet 1974

    Gegründet wurden die zweisprachig-griechischen Klassen 1974 in Schweinfurt. Zu dieser Zeit gab es rund 800 Griechen in der Stadt, Gastarbeiter der ersten Generation, die Anfang der Sechziger ausgewandert waren, geheiratet hatten und nun Kinder im schulfähigen Alter hatten. Diese sollten die Möglichkeit haben, ihre sprachliche und kulturelle Identität zu erhalten. Seitdem werden die Fächer Griechisch, Musik, Religion und bis zur sechsten Klasse auch Geschichte in der Muttersprache unterrichtet mit griechischen Lehrbüchern und nach den Lehrplänen ihres fernen Vaterlandes. Alle anderen Fächer in deutsch.

    In den 30er Jahren verließen mehrere hundert Schüler die Hauptschule nach der neunten Klasse. Die meisten besuchten anschließend das private griechische Lyzeum in Schweinfurt und machten dort Abitur, das sie berechtigt, in Griechenland zu studieren. Nach zwei Semestern und einer Sprachprüfung können sie ihr Studium in Deutschland fortsetzen. Viele der ehemaligen Schüler studieren in beiden Ländern, bauen sich ein Geschäft in Griechenland auf, pflegen aber intensive Geschäftsbeziehungen nach Deutschland.

    Die hier Geborenen fühlen sich als Griechen, sind aber offen für das Land, in dem sie geboren sind, sagt Griechischlehrerin Olga Pantoglou. Sie sprechen beide Sprachen perfekt und pendeln oft zwischen den beiden Heimatländern. Man sagt, mehr als Türken, Italiener oder Spanier.

    Trotz der auch wissenschaftlich nachgewiesenen Vorteile einer zweisprachigen Erziehung steht diese Form nun vor dem Aus. Franz Weigand hofft allerdings, dass die jetzigen siebten Klassen noch bis zum Ende ihrer Schullaufbahn zweigleisig unterrichtet werden können. Das hoffen auch die Eltern, die teilweise große Mühe aufwenden, um ihre Kinder nach Schweinfurt zu bringen. Schulleiter Reinhard Dertinger weiß von Familien, die nach Griechenland zurückgehen wollen, weil sie sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder machen, wenn es diese Klassen nicht mehr gibt.

    Fröhliches Jubiläumsfest

    Auf das Jubiläum haben sich die 13- bis 15-Jährigen trotzdem sehr gefreut. Zusammen mit ihren Klassenlehrern Weigand (8./9.Klasse) und Erika Bonn-Stamatakis (6./7.) haben sie sich wochenlang vorbereitet, Plakate gezeichnet, Lieder und Tänze einstudiert und einen kleinen witzigen Film über sich und ihre Lehrer gedreht. Zur ersten Aufführung kamen einige Lehrer, auch von anderen Schulen und Vertreter der griechischen Gemeinde. Beim Schulfest am 18. Mai ist dann noch einmal Gelegenheit, die griechische Atmosphäre in der Albert-Schweitzer-Schule zu genießen.

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