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GEROLZHOFEN: Mehr Touristen gefällig?

GEROLZHOFEN

Mehr Touristen gefällig?

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    Ruth Döpfner-Leikam, Geschäftsführerin des Hotels „Tor zum Steigerwald“.
    Ruth Döpfner-Leikam, Geschäftsführerin des Hotels „Tor zum Steigerwald“.

    Gastfreundlich und aufgeschlossen, so präsentiert sich Gerolzhofen nach außen. Gerne wird die Steigerwaldstadt, die zu den „Gastlichen Fünf im fränkischen Weinland“ gehört, in einem Atemzug mit dem Wort „Geheimtipp“ genannt. Hört man sich allerdings bei Tourismus-Vertretern in Gerolzhofen um, so stößt man auf kontroverse Meinungen, was die Tourismus-Freudigkeit des Ortes anbelangt und welche Ziele im Gastgewerbe verfolgt werden sollen.

    Ein Grund für die Diskussionen ist die geringe Anzahl an Übernachtungsgästen in der Stadt. Wie aus dem jüngsten Tourismus-Bericht des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung hervorgeht, brachte es Gerolzhofen von Januar bis Dezember 2010 auf eine Bettenauslastung von 16,6 Prozent in den gemeldeten Beherbergungsbetrieben mit neun und mehr Betten. Zum Vergleich: In Volkach waren es im selben Zeitraum 33,6 Prozent, also etwa das Doppelte.

    Großes Potenzial

    Dieser große Unterschied müsste nicht sein, meint Beate Glotzmann, Leiterin der Tourist-Information Gerolzhofen. Zwar seien die Strukturen im Gastgewerbe der beiden Städte grundlegend verschieden, dennoch stecke in Gerolzhofen noch großes Potenzial. „Die Stadt liegt in einer traumhaft schönen Landschaft, und wir bieten unseren Gästen sehr viel“, erklärt sie. „Doch unsere Häuser müssen noch mehr an einem Strang ziehen, gerade wenn es um den Gästeservice, die Klassifizierung für Übernachtungsbetriebe oder die geschlossene Teilnahme an Tourismus-Aktionen geht.“

    Die Tourismus-Fachfrau versteht, dass es gerade für die kleinen Familienbetriebe in Gerolzhofen schwierig ist, kostspielige Werbeaktionen zu finanzieren. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass man bei den Gästen auch mit kleinen Gesten punkten könne, so zum Beispiel mit Dienstleistungen, die speziell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen wie Wanderer oder Radfahrer abgestimmt sind.

    Glotzmanns Fazit für den Tourismus ist eindeutig: „Wir brauchen ein klares Profil und mehr zufriedene Gäste, denn sie sind die besten Werbeträger, die wir haben können.“

    Eine Frau, die sich für den Tourismus in Gerolzhofen stark macht, ist Silvia Kirchhof. Sie hat die Stadt nicht nur mit dem Welttheater bekannt gemacht, sondern vermietet zusammen mit ihrem Mann Achim Hofmann auch eine Ferienwohnung für Urlauber und Geschäftsreisende. „Natürlich fühle ich mich verantwortlich für Gerolzhofen“, so Kirchhof. „Als Gastgeberin sehe ich meinen Beitrag zum Tourismus in der Stadt darin, dass sich die Menschen wohlfühlen und gerne wiederkommen. Bis jetzt war noch niemand bei uns, der gesagt hat, Gerolzhofen würde ihm nicht gefallen.“

    Ganz anders sieht das Bernd Fröhling, Betreiber der Pension „Jägerstüble“. Er höre immer wieder von Gästen, die Stadt sei zwar schön, aber es herrsche „tote Hose“. Er selbst sei frustriert darüber, dass sich in Gerolzhofen nichts tut. „Wenn keine Gäste da sind, dann können auch die Wirte nichts machen.“

    Defizite bei Image und Bekanntheid

    Auch die Hoteliers sorgen sich, was die Lage des Übernachtungstourismus in Gerolzhofen anbelangt. Ruth Döpfner-Leikam, Geschäftsführerin des Hotels „Tor zum Steigerwald“, ist der Meinung, dass es Gerolzhofen an Image und Bekanntheit fehlt. Sie erklärt: „Erst wenn die klassische Weingegend ausgebucht ist, kommen die Touristen nach Gerolzhofen. Die meisten unserer Gäste sind nur auf der Durchreise“.

    Es fehlt an Stammgästen

    Cordula Sturm, Inhaberin des Hotels „Altes Zollhaus“, stimmt ihr zu: „In Gerolzhofen fehlt es an Stammgästen. Hätten wir das Kernkraftwerk mit seiner jährlichen Revision nicht, wäre die Situation der Hotels hier schlecht.“ Und das, obwohl es aus der Gerolzhöfer Hotel-Branche auch Positives zu berichten gibt.

    Heike Hirschi, stellvertretende Geschäftsführerin im „Alten Zollhaus“, ist von der Individualität in der Gerolzhöfer Gästebetreuung überzeugt: „Jeder Gast ist uns Hoteliers gleich herzlich willkommen – ganz egal, ob er nur eine Nacht oder länger bleibt.“

    Was die Hotels tun können, um den Übernachtungstourismus in Gerolzhofen anzukurbeln? Eine Sterne-Klassifizierung der Betriebe, so sind sich die drei Fachfrauen einig, wäre jedenfalls der falsche Weg. Sie würde ihren Betrieben den individuellen Charakter nehmen, den Übernachtungstouristen höhere Preise suggerieren und so eher abschrecken. Stattdessen sehen Döpfner-Leikam, Sturm und Hirschi die Verantwortung für die Förderung des Tourismus vor allem bei der Stadt. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass seitens des Stadtrates keine Unterstützung für den Tourismus in Gerolzhofen kommt“, sagt Sturm und wird in ihren Worten von Döpfner-Leikam und Hirschi unterstützt. Erich Servatius, Zweiter Bürgermeister der Stadt Gerolzhofen, wehrt diesen Vorwurf ab: „Wir fördern den Tourismus auf jeden Fall.“ Manchmal seien es einfach unterschiedliche Interessen, die die Umsetzung von Maßnahmen hinauszögern. Und Irmgard Krammer, die Bürgermeisterin, fügt hinzu: „Wir haben tolle Betriebe in der Stadt. Nur müssen wir uns mehr zeigen und die Dinge positiver sehen.“

    So wie beispielsweise Uwe Fleckeisen, ein Gast aus Döbeln in Sachsen. „In Gerolzhofen gibt es nette Kneipen, und die fränkische Küche schmeckt wie zuhause bei Muttern“, sagt er gerade heraus. Gerolzhofen und Gastlichkeit – diese Worte scheinen zusammenzugehören.

    Tourismus

    Offizielle Zahlen zum Tourismus in Gerolzhofen liefert die Internet-Seite des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung, allerdings bisher für komplette Jahre nur bis einschließlich 2008.

    In den Erhebungen berücksichtigt werden alle Beherbergungsbetriebe mit neun und mehr Betten. So steigen von 2004 bis 2008 fast immer 5000 und mehr Gäste in Gerolzhofen ab. Davon waren durchschnittlich 12 Prozent aus dem Ausland. Während deutsche Gäste im Mittel zwei Tage blieben, waren es bei den Gästen aus dem Ausland drei Tage. Insgesamt liegt die Anzahl der jährlichen Übernachtungen im betrachteten Zeitraum also bei durchschnittlichen 11 000.

    Was schließlich die Auslastung der Betten anbelangt, so ist im Zeitraum von 1995 bis 2008 ein konstant niedriger Wert zu beobachten. Nur in den beiden Jahren 1996 und 1998 überschritt die Bettenauslastung die 20-Prozent-Marke.

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