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GRETTSTADT: Mehr Vater, mehr Glück

GRETTSTADT

Mehr Vater, mehr Glück

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    Väterabend an der Grundschule Grettstadt: Der Schwerttanz war eine Übung in Klarheit, Konsequenz und Standfestigkeit.
    Väterabend an der Grundschule Grettstadt: Der Schwerttanz war eine Übung in Klarheit, Konsequenz und Standfestigkeit. Foto: Foto: Andreas Sauer

    Kindererziehung scheint immer schwieriger zu werden. Das Jammern über das Phänomen ist alt und doch modern, sagt Helmut Schmid vom Bayerischen Lehrerverband Schweinfurt. Der Verband will nicht nur klagen, sondern stellt das Thema in den Mittelpunkt seiner Arbeit und fordert auf, mehr Erziehung zu wagen. Den Anfang machte eine Lehrerfortbildung mit Persönlichkeitsbildner, Knigge- und Tanzlehrer Bruno Wissenz (Pautzfeld) an der Grundschule in Grettstadt zum Thema „Werte leben. Werteerziehung einmal anders“.

    Wissenz provozierte mit Fragen wie: Ist Rumpelstilzchen böse? Es wollte doch nur etwas zurück, was ihm versprochen war. Er forderte auf, Mut zu haben und in andere Richtungen zu schauen, und verdeutlichte: Lehrer sitzen an der Quelle, haben neben den Eltern den größten Einfluss auf die Erziehung der Kinder und sind Fachleute.

    Die Verbindung zur Schule in Grettstadt hat einen Hintergrund. Schulleiter Andreas Sauer hat bereits vor rund drei Jahren Ideen entwickelt, um der Zunahme von Erziehungsschwierigkeiten entgegenzuwirken. „Viele Väter halten sich immer mehr aus der Erziehung ihrer Kinder heraus. In Kindergarten und Grundschule sind unsere Kinder fast nur von Erzieherinnen umgeben. Bei mir reifte die Idee, die Väter mehr in die Verantwortung zu nehmen.“

    Gemeinsam mit Cäcilia Quadros (Bamberg), einer Spezialistin für Gesprächstherapien, lud die Grundschule vor drei Jahren zu einem ersten Elternabend nur für Väter ein. „Mehr Vater, mehr Glück“ lautete das Thema des Gesprächsabends mit Fallbeispielen und Erfahrungsberichten. Daraus entstand eine Liste mit Grundsätzen, Anregungen und Tipps für Väter.

    Im April lud der Schulleiter die Väter seiner Schüler zu einem Schwerttanz-Workshop ein. Gleichzeitig konnten die Jungs der dritten und vierten Klassen im Unterricht den Schwerttanz erlernen. Schwerttanz ist eine Mischung aus tanzähnlichen, rhythmischen Bewegungen und Elementen des mittelalterlichen Schwertkampfes. Er sei bestens geeignet, die Persönlichkeit von Kindern zu schulen, sagt Wissenz. Es gehe nicht nur darum, ein Bewusstsein für seinen Körper und dessen Kräfte zu entwickeln, sondern um „alte“ Werte wie Disziplin, Ehre, Hilfsbereitschaft und Mut.

    Wissenz leitete auch den Väterabend „Mehr Vater, mehr Glück“ und fragte: Auf einer Reihe Diktator, Chef, Kumpel, wo ordnen Sie sich da ein? Viele Väter wollten der Kumpel ihrer Kinder sein. Das sei doch sehr erstaunlich, denn eine Erziehung auf derselben Ebene funktioniere nicht. Kinder suchen sich immer Vorbilder, sie wollen stolz auf ihren Vater sein, wollen zu ihm aufschauen. Kinder brauchen klare Ansagen, ohne Kompromiss, ohne Diskussion. Das entspricht dem Handeln eines Chefs.

    Jeder Vater hat eine Qualität, sagt auch Schulleiter Sauer. Es gelte, sie herauszufinden. Wichtig sei die Qualität der Zeit, die ein Vater mit seinem Kind verbringt, nicht die Quantität. Im zweiten Teil des Väterabends vermittelte Bruno Wissenz rund 40 Vätern den Schwerttanz als praktische Übung und Erlebnis für Klarheit, Konsequenz, Zielgerichtetheit und Standfestigkeit.

    Zunächst wurde mit den Händen geübt, dann mit einem Holzschwert. Aggressionen und Kraft müssen bewusst gelenkt und verantwortungsvoll eingesetzt werden, sowohl bei Angriffs-, wie auch bei Verteidigungsübungen. Wer einen Fehler macht und seinen Gegner betührt, muss als Konsequenz einen „Liegestütz“ machen. Das sind auch einfachste Prinzipien in der Erziehung, erklärte Wissenz. Kinder würden diese Art von Konsequenz dankbar annehmen, weil danach die Sache erledigt und verziehen ist. Das entspricht der Suche der Jugend nach klaren Grenzen.

    Als nächstes Ziel schwebt Schulleiter Andreas Sauer vor, Väter zu finden, die eine Ausbildung als Schwerttanztrainer machen, um dann wöchentlich einmal eine Kursstunde für die Schüler seiner Grundschule anbieten zu können.

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