Die historischen Bilder, die Stadtplaner Markus Sauer im Bau- und Umweltausschuss präsentierte, beeindruckten viele der Bau-Stadträte. Eng bebaut war der Bereich Brennöfen/Fischerrain vor dem Zweiten Weltkrieg noch mit Stadthäusern. Viele Räte kennen das Revier lediglich im heutigen „Zustand“, die Spuren, die der Krieg hinterließ, sind sichtbar. Baulücken, ein Parkplatz, alles nicht geordnet.
Das zu ändern, gab es mehrere Anläufe. Der noch immer gültige Bebauungsplan (Nummer A 3a) von 1966 etwa sah dort ein mehrgeschossiges Parkhaus vor. Zum Glück ist es nie gebaut worden, hieß es im Bauausschuss.
Aber auch die nächsten Pläne zur Neuordnung, die schon Richtung Wohnnutzung gingen, wurden nie realisiert. Erinnert sei an die letzte große Idee, das Wohnprojekt „Selbst bestimmtes Wohnen im Alter“, das Bestandteil eines 2006/2007 erfolgten Architektenwettbewerbs war.
Nun gibt es seit geraumer Zeit neue Pläne eines Investorenteams, der „Wir bauen Deine Welt GmbH & CO. KG“. Deren Gesellschafter sind Christian Kern (Architekten Schefbeck hoch drei), Patrick Bindrum von der gleichnamigen Baufirma und Matthias Benner (beide Hammelburg). Auf den rund 1400 Quadratmetern zwischen Fischerrain, Fischersteig und Brennöfen soll eine barrierefreie Wohnanlage mit 26 Wohnungen (60 bis 170 Quadratmeter) gebaut werden. Als Investitionssumme wurden bei einer Präsentation im Frühjahr rund sieben Millionen Euro genannt.
Ins Wohn-Projekt integriert ist das Art Castello des Künstler-Ehepaars Wörfel. Das andere auf dem Areal noch existente (leer stehende) Gebäude (Nummer 12) soll abgerissen werden. Um dieses Wohnprojekt realisieren zu können, muss der uralte Bebauungsplan von 1966 geändert werden. Die Baustadträte stimmten dem zu. Das eigentliche Wohnprojekt wird dem Baugremium demnächst zur Genehmigung vorgestellt. Im aktuellen Bauausschuss wurde es ausdrücklich begrüßt. „Wir sind froh, dass man dort endlich zu Potte kommt“, sagte etwa Kurt Vogel (Freie/FBU); „es ist zu begrüßen, dass ein Investor daran geht, diese 50 Jahre alte Baulücke zu schließen“, ist Stadtrat Thomas End (SPD) zitiert.
Eine Verdichtung in der Innenstadt sah er als „Gebot der Stunde“ an. Beide Räte sahen sich – wie zuvor die Bauverwaltung – dazu wegen einer Wortmeldung von Roland Schwab (Grüne) aufgerufen, der statt eines solch kompakten Baukörpers lieber Reihenhäuser gesehen hätte.
Stadtplaner Sauer berichtete in diesem Zusammenhang auch von einer Anliegerversammlung, in der vor allem die Anlieger im Süden wegen der Größe des Projekts Befürchtung formulierten. Sie haben Angst, im wahrsten Wortsinn im Schatten zu stehen. Darauf haben diese Anwohner in einem Brief an die Stadträte hingewiesen. Der Bauherr habe bereits reagiert und den Baukörper im Fischerrain zurückgenommen, informierte Sauer. Der Abstand misst dort nun fast sieben Meter. Eine weitere Reduzierung auch bezüglich der Höhe sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu erwarten. Der geänderte Bebauungsplan wird alsbald öffentlich ausliegen.