Wer in Bamberg, dem fränkischen Rom, aufgewachsen ist und dort auch noch eine Klosterschule besucht hat, der weiß, was katholisch ist.
Noch Anfang der 70er Jahre – ich habe 1974 Abitur gemacht – hat uns eine alte Nonne, unsere Sozialkundelehrerin, erklärt: „Ein entblößter Oberarm gehört ins eheliche Schlafzimmer.“ Nun hätten wir der Guten ja gerne ihren Glauben gelassen, wäre da nicht eine neue Mode aufgekommen.
Die Hotpants eroberten den Markt, begeisterten uns – und waren an unserer Schule natürlich verboten. Claudia brachte ein erstes grellgelbes Exemplar mit ins Klassenzimmer. Die Türe wurde abgesperrt und das Kleinod, wobei die Betonung auf klein liegt, reihum anprobiert.
Danach haben wir einen Protest organisiert. An einem strahlenden Sommertag kamen alle Schülerinnen der Oberstufe in den angesagten „heißen Höschen.“ Die Kommentare der Nonnen waren nicht immer freundlich. „Dass du dich nicht schämst mit deinen dicken Krautstampfern“, war noch eine harmlose Version. Dennoch, die Kleidervorschriften waren mit dieser Aktion ein für alle Mal vom Tisch.
Weniger erfolgreich war ich mit meinen futuristischen Einsichten. Als Fan der „phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion“, von denen ich keines verpasste, faszinierten mich auch die Thesen des Erich von Däniken, die wir damals heiß diskutierten.
Kamen einst Außerirdische auf diese Erde und setzten die Entwicklung der Menschheit in Gang? Sind sie die Götter der ersten Menschen und wie steht es dann mit unserem Gottesbild? Wie ketzerisch solche Überlegungen in einer Klosterschule waren, bekamen wir an einem Besinnungstag kurz vor dem Abitur zu spüren. Wir glaubten, diese existenziellen Fragen mit dem „Exerzitienmeister“, einem Jesuiten, diskutieren zu können.
Weit gefehlt, der gute Mann hatte wohl keine Antworten, also flog ich als Rädelsführerin des galaktischen Aufstands aus der Besinnung, ich wurde schlicht rausgeschmissen. Es blieb mir nichts anderes übrig als die geistliche Einkehr durch einen Einkaufsbummel zu ersetzen. Ob ich dabei Hotpants trug? Ich weiß es nicht mehr.