Die Feuersirene auf dem Dach des Alten Rathauses scheint eine magische Wirkung auf Störche auszuüben. Am Montagnachmittag ließ sich zum wiederholten Mal ein stattlicher Weißstorch auf dem sicheren Standplatz hoch über dem Marktplatz nieder.
Und er blieb. Wie auf einer Modenschau drehte er sich nach allen Seiten, klapperte zwischendurch und putzte sich ausgiebig. Meister Adebar wurde schnell zum Blickfang für Passanten auf dem Marktplatz.
Auch am Dienstagmorgen saß der Vogel noch auf der Sirene. Zwischenzeitlich war er mal kurz auf das nahegelegene Dach der Verwaltungsgemeinschaft gewechselt, doch offensichtlich gefiel es dem Tier auf seiner Sirene besser. Dass ein Storch so lange an einem Standort verweilt, ist nicht ungewöhnlich, sagt Patrick Wöhrle vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Hilpoltstein. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Tier um einen Rückkehrer aus Nordafrika oder Südeuropa. Zeitlich würde das passen. So ein „Interkontinentalflug“ erschöpft einen Großvogel mit einem Gewicht zwischen 2,5 und 4,5 Kilogramm natürlich. Wöhrl schätzt deshalb, dass der Storch auf seiner Sirene erst einmal ordentlich Energie auftankt. Am Dienstagvormittag war der langbeinige Vogel noch zu sehen, dann flog er weg.
Einige Störche waren in diesem Winter erst gar nicht aus Deutschland weggezogen. Das heißt aber nicht, dass sie instinktiv geahnt hätten, dass der Winter hierzulande heuer praktisch ausfallen würde. Insgesamt ist die Zahl der in Bayern überwinternden Störche in den letzten Jahren angestiegen. „Diese Vögel stammen überwiegend aus ehemaligen Zuchtstationen, wo sie gezielt am Wegflug gehindert wurden", so LBV-Storchenexpertin Oda Wieding.
Wenn nun der Storch immer wieder das Alte Rathaus als Standort auswählt, wäre es da nicht sinnvoll, ihm hier eine Nisthilfe anzubieten? Darüber könnte man nachdenken, sagte Stadtbaumeister Jens Pauluhn am Dienstag auf Nachfrage. An anderen Orten in der Umgebung hat Meister Adebar solche menschlichen Hilfsangebote allerdings ausgeschlagen.
Wichtig für die Entscheidung für einen Nistplatz ist das Nahrungsangebot in der Umgebung. Der Vogel lebt von Fröschen, Würmern, Mäusen, aber auch von Aas. Durch die Ausweisung eines Teils der Bullenäcker zum Retentionsraum könnte sich für den Storch durchaus eine sichere Nahrungsquelle auftun.