Vom Korn zum Mehl heißt es am Pfingstmontag in der Schlossmühle Untereuerheim. Die Familie Jochen Schor zeigt von 10.30 Uhr bis 17 Uhr ihren Betrieb im Rahmen des Deutschen Mühlentages.
Der Mühlenbetrieb kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die Vater Otto Schor, der 1963 in den Betrieb einstieg, recherchierte. Bereits 1282 wurde die Mühle am Erleinsbach erstmals urkundlich erwähnt. Die alten Grundmauern stehen noch, berichtet Otto Schor. Eine Urkunde aus dem Jahr 1320 belegt, dass die Mühle zum Konvent in Mariaburghausen bei Haßfurt gehörte.
Mehr Technik, weniger Bauern
1928 bis 1958 war die Mühle im Besitz des Müllers Hans Bachmeier. Drei Gesellen und eine Magd arbeiteten im Betrieb. Zu dieser Zeit gab es in Untereuerheim noch 35 landwirtschaftliche Betriebe. Die Bauern brachten ihr Getreide nach Bedarf zum Mahlen und holten das Mehl wieder ab. Brot wurde noch zu Hause gebacken, erzählt Otto Schor. Bis Mitte der 60er Jahre arbeitete der Betrieb in dieser Weise als so genannte Umtauch-Müllerei mit einem Mahllohn von 2,20 Mark für 100 Kilo Getreide.
Die Zeiten änderten sich: Mähdrescher kamen bei der Ernte zum Einsatz. Plötzlich kam viel Getreide auf einmal, was den Bau des ersten Silos mit Maschinenhaus und Getreidetrocknung nötig machte. Die Folgejahre machten weitere Modernisierungen des Arbeitsablaufes nötig. 1998 übergab Otto Schor den Betrieb an seinen Sohn Jochen. Heute wird das Mehl zu 80 Prozent lose im Tankwagen an Bäckereien des Umlandes ausgefahren. Nur noch wenige kleine Bäckereien haben kein eigenes Silolager. Die bekommen ihr Mehl noch in 50-Kilo-Säcken geliefert, erklärt Jochen Schor. Heute gehört zur Mühle auch ein Mühlenladen, in dem man nicht nur verschiedene Mehl- und Getreidesorten, sondern auch Müslis, Ölsamen, Nudeln, Backzutaten, Honig oder Tiernahrung von regionalen Erzeugern kaufen kann.
Der Mühle, einem renovierten Fachwerkbau, fehlt zur perfekten Idylle mit Bauerngarten und See eigentlich nur das seitliche Mühlrad. „Wir haben statt dessen eine Turbine eingebaut“, erklärt Jochen Schor. Damit wird in einem kleinen hauseigenen Kraftwerk „sauberer“ Strom produziert. „Um das vorhandene Wasser des Erleinbaches und das Gefälle zu nutzen“, erklärt er. Bis 1930 sei die Mühle mit Wasserkraft betrieben worden. Die Abhängigkeit von Wasserstand und Niederschlagsmenge machten die Arbeit schwierig. Mehl konnte nur gemahlen werden, wenn genügend Wasser da war. Deshalb mussten die Müller oft in der Nacht oder am Wochenende arbeiten.
Eröffnet wird der Mühlentag um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst im Mühlenhof. Von 13 bis 17 Uhr bietet Müller Jochen Schor Führungen an.
Wie in den Mühlen der Stoff für unser täglich Brot gemahlen wird, darauf sind die Deutschen auf dem Weg vom Korn zum Brot offenbar ganz besonders neugierig: 76 Prozent möchten nach den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage gern einmal den Müllern über die Schulter schauen.
Am Pfingstmontag ist dazu bundesweit Gelegenheit. Rund 1000 Mühlen öffnen ihre Pforten für Besucher und laden ein, eine Menge über Mehl, Müller und Mühlen zu erfahren. Im Landkreis ist die Schlossmühle Untereuerheim die einzige, die an der Aktion des Müllerbundes teilnimmt. In der weiteren Umgebung kann man die Mühle im Freilandmuseum Fladungen und die Untere Mühle in Stockheim besichtigen.