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SCHWEINFURT: Messlatte für Architekten liegt hoch

SCHWEINFURT

Messlatte für Architekten liegt hoch

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    Ein Anwärter für den Theodor-Fischer-Preis: das Jugendgästehaus der Stadt am Main. Federführende Architekten waren Rigo Zehnder und Markus Sauer vom Hochbauamt.
    Ein Anwärter für den Theodor-Fischer-Preis: das Jugendgästehaus der Stadt am Main. Federführende Architekten waren Rigo Zehnder und Markus Sauer vom Hochbauamt. Foto: Foto: Gerhard Hagen

    Ende diesen Monats wird der Architekten-und Ingenieurverein Schweinfurt, kurz AIV genannt, zum vierten Mal den Theodor-Fischer-Preis an einen Kollegen verleihen, dem ein vorbildlicher Bau innerhalb der Stadt gelungen ist – wobei ausdrücklich auch Innen-und Landschaftsarchitektur oder Denkmalpflege gefragt sind. Mit dem letzten Preisträger, dem Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez und ihrem Ensemble Stadtbücherei/Hauptzollamt liegt die Messlatte hoch. Man darf im Vorfeld ein wenig darüber spekulieren, welches Projekt aus dem Zeitraum September 2007 bis August 2010 überhaupt in Frage kommt.

    Von Seiten der Stadt Schweinfurt bieten sich drei Projekte an: Kunsthalle, Jugendgästehaus am Main und Touristinfo im Alten Rathaus. Letzteres ist zwar sehr gelungen, hat aber ob ihrer geringen Größe vielleicht nicht genug Aussagekraft für einen Preis. Bei der Kunsthalle bleibt die Schwierigkeit, dass es zwei verantwortliche Architekten gibt: den Stuttgarter Hartwig N. Schneider, der den Wettbewerb gewonnen und damit die tragende Idee für die Transformation des Ernst-Sachs-Bades in ein Haus für die Kunst geliefert hatte und das Büro Ropertz und Partner (Schweinfurt/Duisburg), das für die Ausführung verantwortlich war. Für das Jugendgästehaus spricht nicht nur die gelungene Architektur und ihr Bezug zum Flussufer, sondern auch die Tatsache, dass das Gebäude innerhalb eines knappen Kostenrahmens realisiert wurde.

    Man darf gespannt sein, ob die Stadt mit diesen drei Projekten ins Rennen geht und welche Bauten von freien Architekten eingereicht werden. Die Jury, in der unter anderem Oberbürgermeister Sebastian Remelé und der letzte Preisträger vertreten sind, tagt am 27. September in der Kunsthalle. Am 30. September wird der vierte Preisträger im Rahmen eines Festaktes in der Kunsthalle bekannt gegeben. Der AIV hat an diesem Tag freilich noch einen Grund zum feiern. Er wird 60 Jahre alt.

    Am 8. Juni 1950 hatten sich in der Weinstube Kohl Architekten und Ingenieure aus Stadt und Umgebung getroffen, um den AIV Schweinfurt zu gründen. Als Ziel formulierten sie „eine gemeinsame technisch-wissenschaftliche und künstlerische Arbeit auf dem Gebiet des Bauwesens unter Beachtung sozialer Gesichtspunkte“. 50 Jahre später, zum großen Jubiläum, hatte sich der AIV eine spezielle Aufgabe gestellt: Die Architekten entwickelten Ideen, um die schon im Ansatz bestehende „Schweinfurter „Kulturachse“ zwischen Brückenstraße und Obertor, also zwischen Disharmonie, dem eben eröffneten Museum Georg Schäfer und der Galerie Alte Reichsvogtei mit noch mehr kulturellem Leben füllen.

    Auch aus heutiger Sicht ist es interessant, in der Publikation zu blättern, in der die teilweise ungewöhnlichen Ideen vorgestellt wurden. Das Architektenbüro Ropertz und Partner beispielsweise wollte die Schleuseninsel mit Fußgängerbrücken anbinden und mit multifunktionalen Kuben zur Erlebniszone werden lassen. Wo heute das Hauptzollamt mit seiner speziellen Glasfassade steht, wollte das Büro Göger mit einer Kunsthalle ein Gegengewicht zum Museum Georg Schäfer bilden und so den Stadteingang aufwerten – was inzwischen bekanntlich mit dem Ensemble Hauptzollamt/Ebracher Hof geschehen ist.

    In das unbebaute Grundstück hinter dem Brauhausgebäude in der Oberen Straße setzte Brembs Architects kubische Baukörper. Gedacht war an Gastronomie, die speziell auf Schweinfurt Bezug nimmt. Als letztes spannendes Beispiel sei das Brückenhaus genannt, eine Idee, mit der sich Studenten der FH Coburg beschäftigten. Das Gebäude sollte den Stadteingang am Obertor markieren und Ateliers beherbergen, in denen Künstler für die Dauer eines Stipendiums wohnen und sich mit der Stadt auseinandersetzen sollten. In der Jubiläumsschrift sind Fotos von vier unterschiedlichen, teilweise spektakulären Entwürfen zu sehen. In einem Ausstellungspavillon auf dem Marktplatz wurden die Entwürfe im Jahr 2000 präsentiert.

    Theodor-Fischer-Preis

    Eine kleine Ausstellung zu „60 Jahre AIV“ findet im Foyer der Kunsthalle statt. Vom 1. bis 3. Oktober werden die Projekte gezeigt, mit denen sich die Architekten um den Theodor-Fischer-Preis 2010 beworben haben.

    Außerdem bietet der AIV Informationen zu Theodor Fischer, der 1862 in Schweinfurt geboren wurde. Fischer studierte in München Architektur, verließ die Hochschule aber kurz vor seinem Diplom wegen seiner Abneigung gegen „Examina und Titelwesen“. Trotzdem wurde er ein erfolgreicher Baumeister und Lehrstuhlinhaber in München und Stuttgart. Fischer entwickelte städtebauliche Konzepte, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen, als auch den Anforderungen des sich immer intensiver entwickelnden Verkehrs gerecht wurden. Je älter er wurde, umso aufgeschlossener zeigte er sich gegenüber dem Neuen Bauen. Als 1932 die Nazis das Bauhaus in Dessau schlossen veröffentlichte Fischer als einziger der Vorkriegsavantgarde einen Appell zum Erhalt dieser Experimentierstätte. Nach seinem Tod 1938 geriet er in Vergessenheit und wurde erst 1988 als einer der „bedeutendsten und einflussreichsten Architekten vor dem Ersten Weltkrieg“ wiederentdeckt.

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