Unter den fünf beliebtesten Ausbildungsberufen bei Frauen ist kein technischer Beruf. Nur rund 20 Prozent der Ingenieure deutschlandweit sind Frauen und nur ein Viertel der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ist weiblich. Michael Bischof Bezirksgeschäftsführer der bayme vbm (Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie) präsentierte Zahlen, die zeigen, dass noch dicke Bretter gebohrt werden müssen, um Mädchen für Berufe im MINT-Bereich zu begeistern.
Eine "Bohrmaschine" ist die Girls' Day Akademie (GDA), die heuer zum fünften Mal in der Realschule Schonungen (RSS) stattfand. Leider auch zum letzten Mal, bedauerte der stellvertretende Schulleiter Werner Trunk. Denn für die relativ kleine Schule werde es immer schwieriger, Mädchen für dieses Angebot zu finden. Im kommenden Jahr werde man das Angebot in Schweinfurt und in Bad Neustadt anbieten, erklärte Projektbetreuerin Elke Seufert (gfi Gesellschaft zur Förderung beruflicher und privater Integration).
bayme vbm und Bundesagentur für Arbeit
Die Akademie wird von der bayme vbm und der Bundesagentur für Arbeit ausgerichtet. Während des ganzen Schuljahres fanden ergänzend zum Schulunterricht wöchentliche Treffen statt, in denen die Sieben- bis Neuntklässlerinnen ihre technischen Fähigkeiten erproben konnten und Einblicke in die Metall- und Elektro-Berufswelt bekamen. Was sie dabei gelernt haben, demonstrierten sie ihren Gästen gleich mit einem Einstiegsquiz.
In Interviews machten die das Projekt Gestaltenden den Schülerinnen Mut. "Einfach mal trauen", rief Ann-Sophie Simon (Agentur für Arbeit) den Mädchen zu. "Probiert euch aus, findet das, was euch Spaß macht, es gibt viele technische Berufe", riet Julia Schug (ZF Friedrichshafen). "Frauen sind überall einen Zacken besser", bestätigte Markus Dietz (Wissenswerkstatt). Sie seien erst zurückhaltender, aber dann qualitativ besser.
"Frauen können Technik", erklärte Trunk, im Lehrerberuf sei das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in den MINT-Fächern bereits ausgeglichen. Nicht so in der Fachhochschule, bedauerte Irmgard Krammer, Frauenbeauftragte der FHWS, hier gäbe es nur 23 Prozent Mädchen in den MINT-Fächern. Bischof dachte gleich weiter. Wenn man die Frauenquote in den Aufsichtsräten und Vorständen erfüllen wolle, dann brauche man erst mal an der Basis genügend Frauen. Er warb mit einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gutem Verdienst, einem sicheren Arbeitsplatz und großer Vielseitigkeit für diese "hochattraktiven Arbeitsplätze".
"Ich weiß jetzt, was ich nicht machen will"
Die Akademie war toll, bestätigten die teilnehmenden Mädchen, und sie schaffte bei vielen Klarheit. "Ich weiß jetzt, was ich nicht machen will", erklärte Lilli. "MINT ist nicht so ganz für mich, aber es hat Spaß gemacht", äußerte auch Ronja. Sophia dagegen ließ sich ein bisschen anstecken, Chemielaborantin, das wäre ihres, meinte sie. Ganz anders Lena, sie habe sich in der Schule schon immer für Physik interessiert und auch ihre Eltern hätte sie in diese Richtung "geschubst". Vielleicht werde sie Anästhesistin, da müsse man die Medikation berechnen, erklärte sie. Claudia fasst den Beruf der KFZ-Mechatronikerin ins Auge. "Ich habe schon als Kind gerne an Autos rumgeschraubt", meinte sie. Aliyah dagegen sah sich durch die Akademie in ihrem Berufswunsch bestätigt, es ginge wohl "in Richtung Büro", schätzte sie.
Vom Projekt der GDA profitieren nicht nur die Schülerinnen, sondern auch die potenziellen Arbeitgeber. Aufgrund des demographischen Wandels, eines fortschreitenden Fachkräftemangels und gut gefüllter Auftragsbücher seinen Arbeitgeber gezwungen zu schauen, auf welche Zielgruppen man noch zugehen könne, erklärte Bischof. In den Frauen sah er "das größte Wachstumspotenzial".