Die Stadt Schweinfurt hat die Integrationslotsinnen der Diakonie beauftragt, eine Fortbildung für ehrenamtliche Sprachmittler ins Leben zu rufen. Hintergrund ist die starke Nachfrage nach Dolmetscherhilfe. Migranten mit und ohne Fluchthintergrund haben regelmäßig Kontakt zu Behörden der Stadt, wie zum Beispiel dem Jobcenter, der Ausländerbehörde oder dem Jugendamt. Übersetzungsbedarf besteht also reichlich. Die Stadt Schweinfurt hat deshalb einen Sprachmittler-Pool aufgebaut. Ursprünglich hatte diesen die Stabsstelle „gerne daheim in Schweinfurt“ in Zusammenarbeit mit dem damaligen Ausländerbeirat ins Leben gerufen. Zu Beginn waren es nur wenige Personen, hauptsächlich Dolmetscher für Türkisch und Russisch. Im Laufe der letzten acht Jahre hat sich der Kreis aber kontinuierlich vergrößert. Denn mit der großen Flüchtlingswelle 2015 kamen Sprachen wie Arabisch, Kurdisch, Farsi sowie afrikanische und osteuropäische Sprachen hinzu. Mittlerweile umfasst diese Liste knapp 60 Sprachmittler, die insgesamt 28 Sprachen abdecken.
Behörden und Schulen greifen auf Sprachmittler-Pool zurück
Wie wird man ein Sprachmittler? Neuzugezogene mit einer gefragten Familiensprache wie Russisch, Arabisch, Persisch (Dari, Farsi, Paschtu), Armenisch, Albanisch, Somali, Tigrinya, Französisch oder Rumänisch, die auch fließend Deutsch sprechen, melden sich bei Erika Ketschik im Rathaus. Sie ist die Geschäftsführerin des Integrationsbeirats und die Koordinatorin für Interkulturelle Projekte in der Stadt Schweinfurt und nimmt Interessenten in den Sprachpool auf. Alle Behörden der Stadt Schweinfurt können auf diese Sprachmittler–Liste zugreifen. Auch die Schulen innerhalb Schweinfurts nutzen das Angebot.
"Dolmetschen ist eine sehr sensible Angelegenheit, persönliche Emotionen haben hier keinen Platz", unterstreicht Integrationslotsin Karina Kraus die Verantwortung, die Dolmetscher haben. Die Stadt Schweinfurt hat deshalb die Integrationslotsinnen der Diakonie, Christiane Fellows und Karina Kraus, mit der Schulung der Sprachmittler beauftragt. Gemeinsam mit dem Institut für Fremdsprachen in Schweinfurt (IFS) haben sie ein Fortbildungsangebot entwickelt. In zehn Unterrichtseinheiten vermittelt eine Dozentin des IFS einer kleinen Gruppe von maximal zehn Sprachmittlern die Grundlagen des Dolmetschens.
Neue Kurse sind in Planung
Die ersten Kurse sind bereits abgeschlossen. "Das Feedback der Teilnehmer war durchweg positiv", sagt Karina Kraus. Bei erfolgreicher Teilnahme erhalten die Sprachmittler ein Zertifikat vom IFS, das sie auch in ihre Bewerbungsunterlagen integrieren können. Weitere Kurse sind in Planung, sogar einer zum Thema "Sensible Beratung" im Herbst 2019.