Anlass für die Krisensitzung und ihre Entscheidungen war die finanziellen Schieflage der GmbH. Eine alarmierende, wie sich bei näherer Betrachtung der Zahlen herausstellte. Die GmbH ist eine Tochter des AFZ, das 64 Prozent der Anteile hält. Den Rest teilen sich drei private Gesellschafter, unter ihnen auch Manfred Wagner. Das Catering, der Sozialdienst und die heilpädagogische Tagesstätte, Dienstleistungen für Gemeinden in geringem Umfang, vor allem aber (95 Prozent) Arbeitnehmer-Überlassung über so genannte "Personal-Service-Agenturen" (PSA) sind das Geschäft der GmbH.
Bei letzteren hat Wagner kräftig expandiert und, von Berlin bis Göppingen, in weiten Teilen des Bundesgebiets Außenstellen eröffnet. Rund 20 waren es zuletzt, mit bis zu 1500 Leih-Arbeitnehmern. Eine PSA bekommt für die Anstellung eines Arbeitslosen Geld von der Arbeitsverwaltung, eine nach unten gestaffelte Fallpauschale. Im Durchschnitt über drei Jahre errechnen sich daraus 750 Euro monatlich. Je nach Vertrag ist die PSA aber verpflichtet, die vereinbarte Zahl von Leih-Personal (im Durchschnitt zwischen 40 und 70 Beschäftigte) innerhalb von drei Jahren aufzubauen. Findet sie genügend Kunden für dieses Personal, wirft ihr Engagement Gewinn ab. Ist keine Nachfrage da, bleibt sie auf den Kosten für ihre Leiharbeiter sitzen - deren Zahl wie gesagt vertraglich vereinbart ist. Das ist seit 2004 in großem Umfang auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geschehen. Wer keine Arbeit hat, der braucht auch keine Leiharbeiter. Hinzu kommen Außenstände, weil Kunden Insolvenz angemeldet statt Geld überwiesen haben.
Das 2003 noch positive Betriebsergebnis hat sich deshalb im vergangenen Jahr auf voraussichtlich 1,4 Millionen Euro Verlust verschlechtert. Bis Ende April saldierten sich fast 500 000 Euro Verlust im laufenden Jahr; eine Wende war nicht in Sicht. Die GmbH stand vor der Frage, ob sie Insolvenz anmelden muss. Ihre Mutter, der gemeinnützige Verein, hat ihr bereits mit einem Betriebsmittelkredit (aus seinen Rücklagen) geholfen. Er muss für Liquidität sorgen.
Und für eine dauerhafte Lösung, die seinem eigenen, guten Ruf nicht schadet. Reinhold Pitz-Janssen, der neue Geschäftsführer, ist mit einem Sanierungsplan beauftragt, der die GmbH retten und zum Ende dieses Jahres aus der Verlustzone bringen soll. Er sieht die kurzfristige Schließung der meisten PSA-Außenstellen vor. Erhalten bleiben neben der Arbeitnehmerüberlassung in Schweinfurt zunächst nur die PSA in Berlin, Miltenberg und Mühlhausen, da diese Gewinn machen. Als Sofortmaßnahmen zur Kostenentlastung wird die afz GmbH außerdem Ende Juni bereits aus dem Sozialdienst aussteigen und aus dem Lebensmittelmarkt in der Gartenstadt (40 000 Euro Defizit jährlich). Catering und heilpädagogische Tagesstätte werden weitergeführt. Auch die Ausbildung/Umschulung in Kassel.
Die Stadthalle sowie die Jugendherberge in Schweinfurt sind, weil vom afz e. V. getragen, vom Notfallplan der afz GmbH nicht betroffen. Ob und wie viele Arbeitsplätze die Restrukturierung kosten wird, konnte Geschäftsführer Pitz-Janssen gestern noch nicht sagen. Er will sich bemühen, für so viele Betroffene wie möglich einen neuen Arbeitgeber zu finden.
Das Thema afz GmbH wird am Dienstag auch den Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung beschäftigen.