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Holzhausen: Ministerin Michaela Kaniber stärkt Bauern den Rücken

Holzhausen

Ministerin Michaela Kaniber stärkt Bauern den Rücken

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    Gelbwestenprotest der Bauern am Freitag bei der Frühjahrsmesse in Holzhausen. Festrednerin Michaela Kaniber (Zweite von rechts) attestierten sie, eine Ministerin mit Rückgrat zu sein.
    Gelbwestenprotest der Bauern am Freitag bei der Frühjahrsmesse in Holzhausen. Festrednerin Michaela Kaniber (Zweite von rechts) attestierten sie, eine Ministerin mit Rückgrat zu sein. Foto: Anand Anders

    Das Volksbegehren zur Artenvielfalt ("Rettet die Bienen") mit seiner 18 Prozent-Zustimmung in Bayern hat die Landwirte heftig getroffen. Kaum deutlicher zu spüren war dies am Freitag bei der Eröffnung der Landtechnikmesse in Holzhausen, die der Bauernverband auch zum Bezirks-Bauerntag erkoren hat. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) formulierte es so: "Das Volksbegehren hat das Fass zum Überlaufen gebracht."

    Seitdem kämpfen die Bauern gegen ein von ihnen wahrgenommenes Spießrutenlaufen in der Diskussion um Blühstreifen und Ökologisierung. Es könne nicht sein, dass "die  Landwirte alleine dazu verdonnert werden, die Welt zu retten", sagte Kaniber unter dem Applaus der Gäste in der proppenvollen Halle bei Landtechnik Müller.

    "Ministerin mit Rückgrat"

    Wohlwollend ist die 41-jährige Ministerin vom Bauernverband begrüßt worden. In ihr sehen die Landwirte eine starke Fürsprecherin für ihre Sache. Sie schenkten ihr ein T-Shirt, das sie als eine "Ministerin mir Rückgrat" ausweist. Eine Haltung, die sie offenbar bei anderen Politikern vermissen. Und Kaniber lieferte die gefragten Themen ab. Sie mache ein Stadt-Land-Gefälle aus, quasi eine Entfremdung zwischen Verbrauchern und Produzenten. Und letztere dürften sich nicht gefallen lassen, dass sie von 98 Prozent der Bevölkerung vorgeschrieben bekommen sollen, wie sie ihre Tiere versorgen und ihre Äcker bestellen sollen.

    Ein Zeichner porträtierte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber während ihrer Rede.
    Ein Zeichner porträtierte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber während ihrer Rede. Foto: Josef Schäfer

    Diese Diskrepanz hatte zuvor schon das inzwischen traditionelle Bühnenstück des Bauernverbands zum Thema gemacht: der gegängelte Bauer und der Bürger, der Tierwohl und Ökologie fordere und das Fleisch beim Discounter kauft. "Wir werden erst aufwachen, wenn der letzte Bauer gestorben ist", sagte Kreisbauernchef Michael Reck in der Rolle eines zwielichtigen Politikers. Am Ende versammelte sich eine Schar Bauern im Gelbwesten-Protest auf der Bühne. Auch im Zungenschlag war die Kabarettnummer gefühlt schärfer als in den Jahren zuvor. Etwa als Reck in seinem Schlusswort sagte, gewisse gesellschaftliche Gruppen wollten die Landwirtschaft "ausrotten".

    Tierwohl nicht zum Nulltarif

    Kaniber ging in ihrer Rede viel ins Detail: Sie wehrte sich dagegen, Streuobstwiesen automatisch zu Biotopen zu erklären oder den Ökolandbau in Quoten auszubauen; letzterer müsse sich immer am Markt orientieren. "Wir müssen unsere eigenen Lebensgewohnheiten hinterfragen", sagte die Ministerin. Manches Mineralwasser sei teurer als Milch oder manches Tierfutter koste mehr als Fleisch an der Metzgertheke. Kaniber nannte dies "pervers". Tierwohl und Umweltschutz könne es eben nicht zum Nulltarif geben.

    Bauern als Meinungsführer

    Sie forderte einen Gesellschaftsvertrag: "Es muss beides geben: Wir können den Artenschutz bewahren und die Bauern schützen". Sie wünsche sich mehr Wertschätzung der Landwirtschaft, sagte sie. Wie kann man dahin kommen? Ganz offensiv forderte sie die Landwirte auf, die Meinungsführerschaft in den Diskussionen zu übernehmen: "Machen Sie die Kommunikation zur Chefsache!" Ob alle ihre Vorschläge positiven Widerhall finden? Kaniber machte sich dafür stark, dass Supermärkte keine ebenerdigen Parkplätze mehr haben sollten, um den Flächenverbrauch zu verringern. Und Lehrern empfahl sie Wochenendkurse auf Bauernhöfen, damit sie Schülern das Richtige rund um die Nahrungsmittelproduktion lehren könnten.

    Die Ministerin wurde mit starkem Beifall bedacht. Wie immer war die Eröffnung der Landtechnikschau auch ein bisschen wie ein CSU-Parteitag, schließlich marschierten die Prominenten auch in Holzhausen zum Defiliermarsch ein. Am Ende knubbelten sich die Protagonisten um Kaniber, um Fotos zu machen für ihr Wahlwerbematerial. Und auch der Bauernverband nutzte die Gunst der Stunde: Seine Vertreter zogen sich mit Kaniber in die Müllerschen Konferenzräume zurück. Sie dürften so manchen Frust losgeworden sein. 

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