Höllers Träume, die er mit viel Geld anderer finanzieren wollte, waren geplatzt. 2003 wurde der Motivationstrainer dafür unter anderem wegen Untreue zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, nach der Hälfte der Zeit auf freien Fuß gesetzt. Die Bewährungszeit ist mittlerweile abgelaufen. Geblieben ist aber der Schuldenberg, rund 3,8 Millionen Euro.
Die Insolvenzverwalter leisteten gute Arbeit, sammelten aus noch vorhandenen Werten zirka 371 000 Euro. Auf diese Summe sollte Höller einen vergleichsweise läppischen Betrag zuzahlen. Als er bei einer ersten Gläubiger-Zusammenkunft – März 2006 – aber nur 100 000 Euro als möglich anbot, platzte einigen Bankenvertretern unter den 72 Gläubigern der Kragen. Die Hauptgläubiger drückten ihren Ärger auch aus und konterten mit ihrer Minimalforderung: Das Doppelte an Zuzahlung, also 200 000 Euro.
Das wiederum animierte den Großschuldner Höller zu der verhängnisvollen Bemerkung: „Wir sind doch hier nicht im türkischen Basar.“ Folge: Der Insolvenzplan platzte, obwohl zwischenzeitlich eine Summe von 120 000 Euro als Rettungsversuch vorgeschlagen war.
Was damals misslang, richtete in einem „langwierigen und aufwändigen Verhandlungsmarathon“ Höllers anwaltlicher Vertreter Jürgen Scholl. Der Jurist aus der Schweinfurter Kanzlei Stapf und Scholl führte seit dem damaligen Debakel für Höller intensive Gespräche vornehmlich mit den Hauptgläubigern Hypobank, Schilling Bank, Coreal-Credit-Bank Frankfurt und dem seinerzeitigen Großgeldgeber, der TFG Venture Capital (Marl). Man einigte sich letztlich auf 150 000 Euro extra. Die hat laut Insolvenzplan die „Ehefrau des Insolvenzschuldners“ zur Verfügung zu stellen. Scholl bestätigte allerdings, dass Teile des Geldes von „Personen stammen, die Höller leihweise unterstützen“.
Zugesagt haben die in solchen Verfahren entscheidenden Hauptgläubiger aus vielerlei Gründen. Erstens: Das Insolvenzkonto war auf 418 224,77 Euro angewachsen. Zweitens: Einige Banken konnten mittlerweile Höller-Immobilien verkaufen. Drittens: Wäre das Insolvenzverfahren „normal weitergelaufen“, hätte es nur rund zehn, so aber um die 15 Prozent gegeben.
Eine „große Geste“
Bei der aktuellen Gläubigerversammlung – ohne Höller – bezeichnete Scholl den Plan zur Begleichung der Privatschulden Höllers „als große Geste“ für seinen Mandanten. Der Jurist drückte auch ausdrücklich dessen demütigen Dank für die ihm gewährte Chance aus, was mehr als recht und billig erscheint: Immerhin verzichten die Gläubiger auf rund drei Millionen Euro.
Vom Sonderkonto erhalten sie ab sofort entsprechend der Quote ihrer Forderung zirka 320 000 Euro (die Kosten für die Insolvenzverwaltung sind abgezogen). Von der nun vereinbarten Zuzahlung muss Höller sofort 30 000 Euro zahlen. Den Rest kann er in 5000-Euro-Monatsraten abstottern. Auch dieses Geld wird quotiert verteilt.
Plan kann noch platzen
Der Plan kann noch platzen, wenn Höller nicht rechtzeitig zahlt, was der wieder gut beschäftigte Guru vermeiden will. Life Learning „will in Schweinfurt wieder verstärkt veranstalten,“ sagt Scholl. Vor wenigen Tagen motivierte der gestrauchelte Guru wieder drei Tage lang in alten Bahnen im Konferenzzentrum.
Und tatsächlich scheint es auch künftig so weiter zu gehen. „Lifing - Die Kunst zu leben“, „Power Day“, „Auftreten, Reden, Begeistern“ oder „Manager und Führung“. Si heißen die Seminare über einen Tag, drei oder vier Tage. Und einige davon, verrät die Homepage, finden auch wieder in Schweinfurt statt.