Die Lebensküche hat Ende 2006 ihren Betrieb aufgenommen, mit dem vorrangigen Ziel, jungen Menschen ohne Arbeit eine berufliche Perspektive zu bieten. Seitdem produziert sie mit wachsendem Erfolg die so genannte Lebenswurst. Um neue Märkte zu erschließen, hat sich das integrative Projekt in der Gartenstadt den Richtlinien des Bio-Siegels verpflichtet.
Sie nennt sich Lebenswurst, die Sorten heißen „Olivia“ oder „Sonja“. Doch Fleisch wird nicht verarbeitet. Der Brotaufstrich, der in kleinen Schraubgläsern abgefüllt und verkauft wird, ist rein pflanzlicher Art, geeignet für Vegetarier und Veganer. Neuerdings finden die Käufer auf den Deckeln das offizielle Bio-Siegel. Die Produkte der Lebensküche sind damit nach den Vorgaben der EU zertifiziert: Sprich, die Zutaten stammen alle aus ökologisch kontrolliertem Anbau und alle Arbeitsabläufe werden penibel dokumentiert.
„Eigentlich erfüllen wir die Standards schon seit Beginn unserer Geschäftstätigkeit, bislang aber ohne Bio-Siegel, also nur freiwillig“, erklärt Stefan Philipps. Er hatte vor knapp fünf Jahren die Idee, dieses Sozialprojekt zu verwirklichen. In fast einjähriger Vorbereitungszeit setzte das Kleinunternehmen, das sich pikanterweise in den Räumen einer ehemaligen Metzgerei in der Gartenstadt befindet, die Bio-Vorgaben um. „Kein leichtes Unterfangen“, wie Philipps betont, „aber die Mühen haben sich gelohnt“. Ihm zufolge ist man damit die erste bio-zertifizierte Non-Profit-Organisation.
Mit dem Siegel erschließen sich für die Lebensküche automatisch neue Märkte. Zahlreiche Geschäfte aus dem Bio-Sektor wie Reformhäuser und Naturkostläden haben schon länger Interesse signalisiert, die rein pflanzlichen Produkte aus der Gartenstadt in ihr Sortiment aufzunehmen. „Grundbedingung ist aber, dass man zertifiziert ist.“ Bislang, so Philipps, habe man deshalb nur an Endkunden, Märkte und über den Onlineshop liefern können.
Auf den Gläsern findet sich dazu ein zweites Siegel. Es heißt: „Wir setzen LebensZeichen!“ Es soll den sozialen Charakter des Projektes hervorheben: die Integration von Menschen, die am Arbeitsmarkt ohne Job sind, weil sie keinen Schulabschluss oder eine abgebrochene Lehre haben. „In unserem kleinen, geschützten Arbeitsbereich, der auf die speziellen Bedürfnisse des Einzelnen eingeht, sollen sie über die Arbeit auch Anerkennung erhalten.“
Mirsad Sovtic, der seit 2006 dabei ist und mittlerweile die Lebensküche leitet, verweist darauf, dass die Kollegen vor allem eines wieder lernen sollen: Struktur. „Sie sollen üben, wie es ist, acht Stunden am Tag zu arbeiten.“ Aktuell gehören zwei Festangestellte zum Team, insgesamt besteht es über das Jahr hinweg aus fünf bis acht Mitarbeitern. Diese werden auch von der Agentur für Arbeit vermittelt. Außerdem sind bis zu vier Schüler der Franziskusschule für individuelle Lebensbewältigung über Praktika in die Arbeit der Lebensküche eingebunden.
Bestellungen aus dem Ausland
Einhergehend mit der steigenden Nachfrage ist das Portfolio gewachsen. Die Mitarbeiter produzieren heute fünf Sorten der Lebenswurst, einen vegetarischen Vesperstreich in drei Geschmacksrichtungen und sogar eine ayurvedische Lebenssuppe. Die Nachfrage sei riesig, heißt es, selbst aus dem benachbarten Ausland erhalte man Bestellungen. Seit zwei Jahren bietet die Lebensküche zudem ein Catering mit vegetarischen Buffets an.
Das nächste große Vorhaben ist eine Bio-Bäckerei. Zwar stellt die Lebensküche aus dem kaum noch verwendeten Ur-Dinkel „Oberkulmer Rotkorn“ von den Bioland-Arche-Höfen ein schmackhaftes Dinkelbrot her. Diese Produktion würde Stefan Philipps aber gerne aus den Lebensküche-Räumen ausgliedern. „Es wäre schön, wenn dieses Kind, ebenso wie die Lebensküche vor fast fünf Jahren, selbstständig laufen würde.“
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.lebenswurst.de