Ihre bereits fünfte Radtour führte die Familie Krauß aus Herlheim heuer an die Nordsee. Ohne Auto oder Zug, jedoch mit insgesamt 80 Kilogramm Gepäck „an Bord“. „Es klingt verrückt und anstrengend – das war es auch“, erzählte der 15-jährige Steffen Krauß in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Mit dabei waren noch sein Vater Fred sowie sein 14-jähriger Bruder Sven.
Von Herlheim aus starteten die drei Radfahrbegeisterten ihre Tour. An den ersten beiden Tagen bezwangen sie in 11,5 Stunden und rund 175 Gesamtkilometern die Rhön. Obwohl einige sehr steile Berge dabei waren, trübte sich die Stimmung innerhalb der Familie nicht. „Wenn man aber 18 Kilometer bergauf fährt und nur einen bergab ins Tal, dann zweifelt man manchmal schon am Sinn einer solchen Tour“, bringt es Steffen Krauß treffend auf den Punkt.
Möglichkeit zur Übernachtung fanden die Herlheimer auf dem Campingplatz in Kothen und wegen einem Unwetter in der Jugendherberge in Bad Hersfeld.
Am Tag darauf legten sie in acht Fahrstunden 145 Kilometer zurück, ehe an den nächsten beiden Tagen die „Kassler Berge“ dran waren. Mit dem Auto auf der Autobahn sind diese berühmt-berüchtigt steil. Mit dem Fahrrad sind sie jedoch ein Klacks, da man sich einfach durch das Tal „schlängelt“.
Zwei weitere Stationen folgten und schließlich war der lang ersehnte Moment endlich da: „Geschafft. Endlich die Nordsee!“, freuten sich die Herlheimer. Jedoch war die Reise noch nicht zu Ende. „In Ditzum haben wir uns eine Abkürzung mit der Fähre gegönnt, was uns rund 40 Kilometer eingespart hat“, erklärte Vater Fred Krauß.
Angekommen in Emden gönnten sich die Radler zur Feier des Tages einen Kinobesuch und ein richtiges Bett in der Jugendherberge Emden. Tags darauf erreichten sie um die Mittagszeit den gesetzten Zielpunkt Greetsiel. Nach dem ersten Fischbrötchen ging es weiter auf den nächstgelegenen Campingplatz nach Norddeich. Nach exakt 882 Kilometern und 53 Stunden und 10 Minuten (3190 Minuten) Fahrzeit lag die ganze Familie aus Herlheim vereint am Sandstrand an der Nordsee, denn Mutter Edel war noch nachgekommen.
Als einen „rundum gelungenen Urlaub“ bezeichneten sie ihr Abenteuer. Während des Aufenthalts an der Nordsee schmiedeten sie auch Pläne für den Urlaub im nächsten Jahr. Die Tour sol sich an Kilometern auf jeden Fall nochmals steigern.