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SCHWEINFURT: Mit dem Rennrad von Flensburg nach Garmisch in 54 Stunden

SCHWEINFURT

Mit dem Rennrad von Flensburg nach Garmisch in 54 Stunden

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    Jaime Kelleher fuhr mit dem Rad von Flensburg bis Garmisch in 53 Stunden und 58 Minuten – und gewann damit das Race Across Germany, Abteilung Frauen mit der bislang besten Zeit.
    Jaime Kelleher fuhr mit dem Rad von Flensburg bis Garmisch in 53 Stunden und 58 Minuten – und gewann damit das Race Across Germany, Abteilung Frauen mit der bislang besten Zeit. Foto: Foto: Gerd Landgraf

    „Weil es Spaß macht – danach“, sagt Jaime Kelleher. Die Testingenieurin bei SRAM ist am Wochenende in 53 Stunden und 58 Minuten von Flensburg nach Garmisch geradelt: 1100 Kilometer und 7500 Höhenmeter saß sie im Sattel, unterbrochen von 25 Minuten Schlaf.

    Am Mittwoch konnte Jaime Kelleher sich zum Pressegespräch wieder setzen, auf die Couch. Auf das Fahrrad wollte sie noch nicht, „aber morgen, am Donnerstag, werde ich wieder fahren“.

    Von 30 kamen 16 Fahrer an

    Die Ingenieurin war heuer mit 29 Männern beim Race Across Germany und kam im Skisprungstadion in Garmisch mit Streckenrekord am Sonntag um 14 Uhr an. Bei dem Radrennen, das seit 1999 jährlich ausgetragen wird, unterbot sie die bisherige Bestzeit der Frauen aus dem Vorjahr um 18 Minuten. Der beste Mann legte heuer die 1100 Kilometer in 39 Stunden zurück. Von den 30 Startern kamen in Garmisch 16 an, 14 hatten vor allem wegen des Dauerregens aufgegeben.

    Die heute 26-Jährige aus dem US-Bundesstaat Illinois kam vergleichsweise spät zum Radsport. Während des Studiums hatte sie von einer Radtour gehört, auf der Studenten für die Krebsforschung durch Amerika radelten. Kelleher machte mit, blieb beim Radfahren und suchte – nach dem Master im Maschinenbau – einen Job, der ihr Hobby mit dem Beruf verbindet.

    Lange Strecken bevorzugt

    Fündig wurde sie bei SRAM in Schweinfurt. Mit ihrem Freund und Trainer Carson Christen, der heute in Deutschland nationale und internationale Radfahrer coacht, kam sie über den großen Teich zu dem Fahrradkomponentenentwickler im Schweinfurter Maintal. Deutschkenntnisse brachte sie mit: aus der Schule und aus einjähriger Studienzeit in München.

    Bei ersten Rennen machte die Sportlerin die Erfahrung, dass sie nicht die schnellste ist, zumindest nicht auf kurzen Strecken, und wünschte sich, „dass die Rennen doch länger wären“. Im vergangenen Jahr startete Jaime Kelleher dann in der Eifel bei den 24 Stunden rund um den (Nürburg-)Ring und kam als Erste von 49 Damen ins Ziel.

    Im Winter war die Radrennfahrerin oft im Fitnessstudio, doch schon im Februar drängte es sie nach draußen auf das Rad. Seither saß sie 13 000 Kilometer im Sattel, oft 300 Kilometer am Stück, im Urlaub, an den Wochenenden, aber auch am frühen Morgen vor der Arbeit und in den Mittagspausen.

    Bereits in Flensburg war das Wetter „super schlecht“. Die ersten 20 Stunden regnete es ohne Unterlass, sagt Sebastian Reineke aus dem dreiköpfigen Betreuerteam. Und: „Die Wolken zogen mit uns, von der See bis zu den Alpen.“

    „Super schlechtes Wetter“

    Die Nässe war für Jaime Kelleher die größte Herausforderung: „Die Muskeln waren ja trainiert.“ Dreimal hielt sie an, um zu schlafen. Einmal klappte es nicht, einmal brachte sie es auf fünf Minuten, einmal auf 20 Minuten Schlaf. Gegessen wurde auf den Rädern – einem Zeitfahrrad und einem Rennrad. Ersatzteile, Essen und das jeweils zweite Rad waren im Begleitfahrzeug, das hinterherfuhr, das in der Nacht mit dem Fernlicht die Rad- und Helmleuchten ergänzte.

    Am Mittwoch beim Pressegespräch „spürte“ Kelleher die Knie; die Taubheit war aus Händen und Fingern weitgehend verschwunden, der „Hintern freute sich noch nicht auf den Sattel“. „Schwer“ war der Kampf gegen die Müdigkeit, „ekelig“ die feuchten Klamotten, „vor allem an den Füßen“. Stark mitgenommen war der Nackenmuskel, der mehrfach für einen Wechsel vom Zeitfahrrad, auf dem der Kopf hochgehalten werden muss, zum Rennrad sorgte.

    Bananen aus dem Begleitfahrzeug

    Zwischen 25 und 30 km/h war auf der Ebene auch das Begleitfahrzeug unterwegs, in dem bisweilen die Nässe von der Fahrradbrille geputzt wurde, aus dem Markus Klier, Sebastian Reineke und Carson Christen Hähnchen, Bananen, Müsliriegel, Brötchen, Wasser und Iso-Getränke reichten. Bergab bei Donauwörth zeigte der Tachometer des Caddy (von SRAM gestellt) 77 Stundenkilometer (höchste Geschwindigkeit).

    Kein Hunger

    Abgenommen hat Jaime Kelleher nicht, „eher zugelegt“, denn zwischen 150 bis 200 Kilokalorien wanderten pro Stunde in den Magen, „obwohl ich keinen Hunger hatte“.

    Ein Höhepunkt und ein wichtiges Zwischenziel war am Samstag gegen 18 Uhr erreicht. An der B 19 bei Geldersheim standen Kollegen und Freunde und feuerten Jaime an, die seit Fladungen ein Heimspiel hatte, sie, die „schnellste Frau, die jemals durch Deutschland geradelt ist“.

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