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WASSERLOSEN: Mit der Kamera an "verlorenen Plätzen"

WASSERLOSEN

Mit der Kamera an "verlorenen Plätzen"

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    Lost Place par excellence: Gesehen in einem alten Schloss nahe Leipzig.
    Lost Place par excellence: Gesehen in einem alten Schloss nahe Leipzig. Foto: Foto: Florian Orschel

    Dass Mauern, Wände, Gebäude Geschichten erzählen können, bei denen es einen schaudern lässt, das wissen nicht nur Besitzer von alten Gemäuern. Gerade alte, leer stehende Häuser haben einen morbiden Charme und oftmals ganz viele Geschichten in petto – gerade Freunde der sogenannten Lost-Places-Fotografie wissen das. Als lost place, Englisch für verlorener Platz, bezeichnet man Orte und Gebäude, die seit langem leer stehen, für die sich augenscheinlich niemand interessiert und die dem Verfall preisgegeben sind.

    Der in Wasserlosen lebende Schweinfurter Florian Orschel hat mit einer Gruppe Freunde die Lost-Places-Fotografie zu seinem Hobby gemacht – angesichts der Fahrten durch ganz Deutschland an fast jedem Wochenende einem sehr zeitintensiven. Mehrere tausend Bilder hat er mittlerweile mit seiner Canon 450D geschossen. Sie zeigen den Verfall, aber auch die Geschichte und oftmals auch alte Grandezza der Gebäude.

    Orschel steckt sehr viel Zeit in die Recherche

    Zuletzt war Orschel in einem alten Schloss in der Nähe von Leipzig, das seit Jahren leer steht und zuletzt ein Pflegeheim war. Holzvertäfelung an den Wänden, alte Kamine in fast jedem Zimmer, davor ausgediente Rollstühle. Viele fragen sich, welchen Sinn ein Bild vom „alten Gerütsch“ haben soll, doch die abgebildete Vergänglichkeit hat ihren eigenen Charme. Zumal Orschel sehr viel Zeit in die Recherche im Vorfeld steckt und vor allem wissen will, welche Geschichte und welche Geschichten sich mit dem Gebäude verbinden.

    „So oft wie möglich“ geht die Gruppe auf Tour, am meisten faszinieren sie Schlösser, Krankenhäuser oder Psychiatrien. Angefangen haben Orschel und seine Freunde mit alten Stollen und Bunkern, in denen sie Stunden zubringen und immer wieder eine neue Perspektive entdecken können. „Manchmal merkt man gerade in einer ehemaligen Psychiatrie fast schon einen kalten Hauch durchziehen und dass da nicht so tolle Sachen passiert sind“, erzählt Orschel. Lost-Places-Fotografie ist manchmal auch mit einer gewissen Grauzone verbunden.

    Tschernobyl ist Orschels großer Traum

    Doch Orschel und seine Freunde haben ein striktes Prinzip: „Einbruch geht gar nicht, wenn zu ist, ist zu. Und natürlich kein Vandalismus“, betont Orschel, der auf seiner Facebook-Seite genau deswegen nichts öffentlich sagt, wenn er bei besonders tollen Aufnahmen gefragt wird, wo diese gemacht wurden. Natürlich gibt es auch organisierte Führungen für Lost-Places-Fotografen, nach denen man die Orte auch problemlos nennen kann.

    Für nächstes Jahr hat Orschel einen großen Traum – einen, den er mit fast jedem leidenschaftlichen Lost-Place-Fotografen teilt: Tschernobyl. Die Stadt Pribjad, in der die meisten Arbeiter aus dem 1986 explodierten Atommeiler wohnten, steht leer, doch die Infrastruktur ist komplett erhalten, die Wohnungen sind teils unberührt. Es gibt geführte einwöchige Touren in die Ukraine, eine solche machen zu können, wäre die Erfüllung eines Traums. Bis dahin sind Orschel und seine Freunde weiter auf der Suche nach ungeahnten Perlen, die sie an ihren Wochenenden finden und in ihren Bildern zum Leben erwecken wollen.

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