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Schallfeld: Mit Drohnen zur biologischen Bekämpfung

Schallfeld

Mit Drohnen zur biologischen Bekämpfung

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    Auf dem Foto von links: Jan Eicke, der die Drohne bedient, Landwirt Arnold Bedenk mit Sohn Philipp aus Schallfeld, Christoph Friedrich vom Maschinenring Gerolzhofen und Andreas Steiner von der Firma Aerial Solutions. Foto: Lothar Riedel
    Auf dem Foto von links: Jan Eicke, der die Drohne bedient, Landwirt Arnold Bedenk mit Sohn Philipp aus Schallfeld, Christoph Friedrich vom Maschinenring Gerolzhofen und Andreas Steiner von der Firma Aerial Solutions. Foto: Lothar Riedel Foto: Lothar Riedel

    Bei den Landwirten ist er gefürchtet: der Maiszünsler. Seine Larven haben enormen Hunger und er gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Schädlingen an Mais. Gemeinsam mit dem Maschinenring wollen die Landwirte ihm den Garaus machen, aber nicht mit chemischen Mitteln.

    Der Maiszünslerfalter legt bis zu 500 Eier in kleinen Gruppen von 15 bis 20 Stück auf der Maisblattunterseite. Nach etwa zehn bis 14 Tagen schlüpfen die Larven, bohren sich in die Pflanze und fressen sich im Stängel bis zur Wurzel durch. Die Pflanze ist geschädigt, vertrocknet und knickt um. Nach der Ernte müssen die restlichen Wurzeln und Maisstengel gemulcht oder eingepflügt werden, damit der Zünsler nicht überwintern kann. Durch die global steigenden Temperaturen macht sich der Maiszünsler auch in unserer Region breit. Er stammt aus Südeuropa und wandert jährlich etwa 50 bis 100 Kilometer gen Norden.

    Auf dem Boden ist eine Zellulosekugel neben Maisstengeln zu erkennen. Foto: Lothar Riedel
    Auf dem Boden ist eine Zellulosekugel neben Maisstengeln zu erkennen. Foto: Lothar Riedel Foto: Lothar Riedel

    Bisher wurden die meisten Maisfelder mit chemischen Mitteln behandelt. Seit etwa sechs Jahren erfolgt eine biologische Zünslerbekämpfung mittels Zellulosekugeln in denen Schlupfwespeneier sind - der lateinische Name lautet "Trichogramma brassicae" – die an den Blattachseln der Maispflanze mit der Hand aufgehängt werden. "Eine langwierige Arbeit" stellt Arnold Bedenk aus Schallfeld fest, der zehn Hektar mit einer Drohne befliegen lässt. Bereits vor vier Wochen nahm der Landwirt mit dem Maschinenring Gerolzhofen Kontakt auf und meldete seine Felder an. Der Mitarbeiter des Maschinenrings Christoph Friedrich vermittelt die Kontaktdaten und Flächen an den Maschinenring Schwäbisch Hall. Dort werden die gesammelten Daten an den Projektleiter und Firmenmitinhaber Andreas Steiner mit Sitz in Mühlheim an der Ruhr, an die Firma Aerial Solutions GmbH weitergeleitet.

    Steiner erklärt: "Das ist moderne, digitalgestützte und zukünftige Landschaftspflege" und er ergänzt: "Eine bodenschonende Pflege mit biologisch abbaubaren Mitteln und es gibt keine Resistenzen und Anwendungsauflagen". In der Firma werden die Drohnen mit den digitalen Datensätzen und GPS-Daten der Felder programmiert. Der Pilot der Drohne, Jan Eicke aus Kassel, beherrscht die Technik des Flugobjekts und das Steuerungssystem. Egal, ob das Feld rechteckig oder schräg ist beziehungsweise eine sonstige Form hat, jeder Flug wird exakt einprogrammiert.

    Von Vorteil sind lange Bahnen, dann fliegt die Drohne noch schneller. Wie von Geisterhand gesteuert fliegt das Objekt genau alle zehn Meter einen neuen Weg, hin und her, bis der programmmiete Auftrag erfüllt ist. 100 Kugeln werden für einen Hektar benötigt; das heißt exakt alle 10 Meter fällt eine biolohgische Schädlingsbekämpfungskugel aus dem Tank der Drohne entsprechend dem Bewegungsraum des Maiszünslers. Für fünf Hektar Fläche Schädlingsbekämpfung benötigt die Drohne etwa 15 Minuten. Im Tank der Drohne sind 800 bis 1000 Zellulosekugeln, je nach Herstellergröße.

    Auf dem Tableau sind das Flurstück, die Flugroute der Drohne, die abgeworfenen Kugeln und weitere Daten zu sehen. Foto: Lothar Riedel
    Auf dem Tableau sind das Flurstück, die Flugroute der Drohne, die abgeworfenen Kugeln und weitere Daten zu sehen. Foto: Lothar Riedel Foto: Lothar Riedel

    Pro Kugel sind 2000 Schlupfwespeneier unterschiedlichen Reifegrades enthalten. Etwa 50 Prozent der Eier sind vorgereift, die restlichen befinden sich in einer weiteren Reifestufe. Damit wird ein größeres Zeitfenster der Zünslerbekämpfung abgedeckt. Die Eier der Schlupfwespenlarven sind 0,4 mm groß. Die Larven fressen sich durch die vorhandenen Löcher der Zellulosekugeln und entpuppen sich zu Schlupfwespen. Diese wiederum legen ihre Eier zu denen des Zünslers, so dass keine Zünsler, sondern Wespenlarven heranwachsen. Durch die hohe Konzentration an Wespen ist ein großer Erfolg garantiert. Nach dem Schlupf der Wespen werden dann weitere Maiszünsler-Eier parasitiert. Der Prozess dauert etwa fünf Tage, es folgt nach 10 bis 15 Tagen nochmals die gleiche Schädlingsbekämpfung.

    In einer Zellulosekugel befinden sich 2000 Wespeneier deren Larven, die Maiszünslereier fressen (Schmarotzer) sollen. Foto: Lothar Riedel
    In einer Zellulosekugel befinden sich 2000 Wespeneier deren Larven, die Maiszünslereier fressen (Schmarotzer) sollen. Foto: Lothar Riedel Foto: Lothar Riedel

    Der Drohnenführer Jan Eicke ruft: "Fertig, wir haben 214 Kugeln auf 2,03 Hektar binnen sechs Minuten abgeworfen." Übrigens, Rauchen streng verboten, denn Schlupfwespen reagieren sehr empfindlich auf Nikotin. Der Zeitpunkt der Eiablage des Maiszünslers ist entscheidend, zudem sind die Temperatursumme und örtliche Gegebenheiten wie zum Beispiel die Feuchte des Feldes entscheidend für den Erfolg. Jede Zellulosekugel wird anhand einer Lichtschranke in der Drohne dokumentiert und ist auf dem Display des Drohnenbedieners zu sehen. Die Kosten zwischen einer chemischen oder biologischen Bekämpfung sind etwa gleich; der Erfolg bei der chemischen Behandlung liegt bei 90 Prozent, die der biologischen bei 75 bis 80 Prozent.

    Die biologische Bekämpfung kommt bei Bedenk erstmals zum Einsatz und der Bauer verfolgt damit einen nützlingsschonenden Maisanbau. Das bedeutet, dass keine weiteren Insekten geschädigt werden und so weit wie möglich auf Chemie verzichtet wird – eine regenerative Landwirtschaft. Über den Maschinenring Gerolzhofen werden 90 Hektar mit rund 35 Feldern biologisch bekämpft sowie weitere 200 Hektar durch private Anbauer, teilt Christoph Friedrich mit, der als Koordinator dabei ist. Bei Andreas Steiner sind acht Piloten beschäftigt. Je Drohnenlenker werden an einem Tag bis zu 100 Hektar bearbeitet. Die Betriebsgenehmigungen, Vorschriften und Dokumentationen haben einen Umfang von 64 Seiten. Jeder Flug muss detailliert dokumentiert werden.

    Die Luftfahrtordnung mit den Flugauflagen wurde seit diesem Jahr erheblich verschärft. "Die Verwaltung ist für uns ein großer Aufwand", stellt Steiner fest. Eine Drohne kostet 15 000 Euro und die dazugehörigen Batterien 1500 Euro, die maximal zwei Jahre nutzbar sind. Die Maiszünslerbekämpfung dauert etwa vier bis sechs Wochen von Juni bis Juli, je nach Region und Wetter. Danach beschäftigt sich der Agraringenieur mit Vermessungen, Landschaftspflege und weiteren Aufgaben auf den Feldern. Sein Betätigungsfeld liegt vor allem im süddeutschen Raum, wo der Maiszünsler besonders große Schäden verursacht. Und schon zieht die Gruppe weiter zum nächsten Einsatz nach Frankenwinheim. Schließlich werden in der Region in drei Tagen rund 600 Hektar überflogen. Einige Felder weiter sind Bauern zu sehen, die den Zünsler mit chemischen Mitteln bekämpfen.

    Der Drohnentank mit 1000 biologischen Kugeln zur Maiszünslerbekämpfung. Foto: Lothar Riedel
    Der Drohnentank mit 1000 biologischen Kugeln zur Maiszünslerbekämpfung. Foto: Lothar Riedel Foto: Lothar Riedel
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