„Jedes große Ziel braucht Visionen und freies Denken, möglicherweise sogar Utopien“. Der Satz steht in einem von Peter Ropertz erarbeiteten Konzept zur Neunutzung der Ledward-Kaserne. Kern seines detaillierten Vorschlags (Ropertz: „Das sind alles noch Ideen, keine Planungen“) ist dabei die Ansiedlung eines i-campus der Fachhochschule, also ein international agierender Campus mit bilingualen Studienangeboten als neues, zweites Standbein der FH am Standort Schweinfurt.
Darüber hinaus regt Ropertz (Foto: Helferich) an, auf dem Areal das – längst nicht mehr utopische – studentische mit dem städtischen Leben zu verbinden. Im Endausbau stellt sich der Architekt nämlich den Bau einer multifunktional nutzbaren Halle und eine „öffentliche Freifläche“ vor, die eines Tages den Volksfestplatz mit seinen vielfältigen Veranstaltungen ersetzen könnte.
Die Vorgeschichte: In der internen Diskussion um ihr Leitbild ist die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt zu dem Ergebnis gekommen, dass eine internationale(re) Ausrichtung angesichts der kommenden geburtenschwachen Jahrgänge nötig ist. Zur gleichen Zeit verkündeten die Amerikaner in Schweinfurt ihren Rückzug. FH-Präsident Robert Grebner, mit seiner i-Campus-Idee im Gepäck, und Ropertz kamen zusammen. Vom Projekt überzeugt und begeistert, übernahm der Architekt die planerische Rolle, Ergebnis ist seine Konzeptidee.
Ins Boot gestiegen ist mittlerweile die Stadt. Nach einem Gespräch mit Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch scheint auch die große Politik vom Konzept überzeugt.
Grebner will in Schweinfurt, wie er dieser Zeitung erläuterte, mit je 50 ausländischen Studenten in den Fachrichtungen Logistik- und Wirtschaftsingenieurwesen schon 2014 starten. Die Acquise ist angelaufen. Unterkommen sollen die ersten i-campus-Studenten anfangs in Räumen der FH in Schweinfurt. Im Gespräch ist auch die Zwischennutzung des leer stehenden Abrams-Clubs.
Ropertz Pläne: Der Planer betrachtete sich Ledward aus der Vogelperspektive und da kam ihm ein elektronisches Main-Board in den Sinn. Entsprechend einer solchen Leiterplatte mit verschiebbaren Steckmodulen baute er seine Idee auf. An der Ecke Franz-Schubert-/Niederwerrner Straße würde anstelle der Krankenhausbauten das Hauptgebäude der FH mit Lehr- und Seminarsälen neu entstehen. Die Mannschaftsgebäude – entlang der Niederwerrner Straße – würden stehen bleiben und zu Studentenwohnungen, je zwei Zimmer mit Nasszelle, umfunktioniert.
Das Gesamtareal gliedert Ropertz großräumig durch einen rund 600 Meter langen „Campus-Boulevard“, der hinter den Mannschaftsgebäuden als Erschließung für alles andere liegen würde. Integrale Bestandteile des Boulevards wären neben den Dienstleistungs- und Versorgungseinrichtungen der FH (Verwaltung, Mensa, Cafeteria) Shops, Kioske, ein Studenten- und/oder Fitness-Club.
Im Bereich des derzeitigen Parkplatzes in Ledward (etwa in der Mitte des Areals) will Ropertz die öffentliche Freifläche schaffen, eingebettet in eine Art Parklandschaft, die Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten dient. Daneben stellte er sich die immer wieder geforderte Multifunktionshalle vor, in der neben Sport- und Musikveranstaltungen auch Messen stattfinden. Alles auf einmal, das geht natürlich nicht. Ropertz denkt deshalb in Bauabschnitten. Für den ersten hat er Kosten von 84 Millionen Euro errechnet.
Dazu gehört der allein 40-Millionen-Euro teure FH-Neubau mit Hörsälen, Laborräumen und Tutorien sowie die Umwandlung von zunächst vier Mannschaftsblöcken zu Studenten-Wohnungen für rund 600 Wohnplätze. Zwei Quergebäude lassen sich unproblematisch zu Mensa und Verwaltungsgebäude umbauen. Abrisskosten sind mit eingerechnet. Ein zweiter Bauabschnitt – unter anderem Umbau zweier weiterer Mannschafts-Blöcke, des Headquartergebäudes und des Platzes davor sowie Ergänzungsbauwerken etwa für Labors – läge bei geschätzten 65 bis 70 Millionen Euro.
Los gehen könnte es 2017. Ropertz regt an, schon zu diesem Zeitpunkt mit 1000 Studenten die zweite FH-Adresse zu beleben. Zu den bis dahin rund 300 i-campus-Studenten nimmt Ropertz die 700 jungen Leute hinzu, die auf dem heutigen Campus II an der Friedrich-Ebert-Straße studieren. Campus II würde aufgegeben. Das Gebäude lasse sich kostengünstig für schulische Nutzungen umbauen. Dass es Bedarf gibt, zum Beispiel FOS/BOS, weiß der Planer.
Studentenstadt
Wegen der nur wenigen Hundert Meter Entfernung des i-Campus in Ledward zum FH-Hauptsitz in der Ignaz-Schön-Straße spricht Ropertz von einer „Hochschulsachse“. Er ist sich auch sicher, dass Schweinfurt dank i-Campus zu Studentenstadt wird, weil diese Studierenden nicht mehr Fahrschüler sind, wie das derzeit bei 90 Prozent der Fall ist.
Ropertz setzt stark auf „ein Mitwirken der Industrie“. Denkbar wäre, dass etablierte und neue Unternehmen auf dem Ledward-Gelände Entwicklungszentren ansiedeln, „Wissenswerkstätten im Großen“. Der Planer geht davon aus, dass die Stadt alsbald einen Architekten-Wettbewerb ausschreibt. Er wird sich mit seiner Idee bewerben.