Mit einem Konzert der Extraklasse verzauberte und packte der Sänger und Entertainer Ron Williams am Sonntag Nachmittag das Publikum in der ausverkauften Disharmonie. Besonders seine mit Power und Überzeugung interpretierten Soulklassiker wurden von Begeisterung und Beifallsstürmen begleitet. Williams lässt seine Stimme flüstern, schleifen, schreien oder falsettieren. Und das exzellente Jörg Seidel Trio facht mit seinem dynamischen Spiel und seinen brillanten Improvisationen die musikalische Glut weiter an.
Mit Sänger und Entertainer ist das Multitalent Ron Williams natürlich nur unzureichend vorgestellt: Der Kalifornier kam in den sechziger Jahren als GI nach Stuttgart, arbeitete später als Sprecher für AFN, als Reporter für amerikanische Zeitungen. Weitere Stationen waren Sänger beim Erwin Lehn-Orchester, Mitglied des Renitenz-Theaters, Stand-up-Comedy und politisches Kabarett dann in München, seinem heutigen Wohnort.
Zu einem weiteren Erfolg wurde sein Sprung auf die Theaterbühne, wo Williams als Darsteller von Martin Luther King, Nelson Mandela und Ray Charles auch in Schweinfurt wahre Triumphe feiern konnte. Dem „Genius of Soul“ gab er mit Stimme, Musik und Gestik so viel Glaubwürdigkeit, dass das Publikum schwankte zwischen Verblüffung und Bewunderung. Übrigens, eine Harry Belafonte-Show ist in Vorbereitung.
Ron Williams und die Band stellen an diesem Nachmittag ihre neue CD „Jazzin‘ up your Soul“ vor, ein musikalischer Spagat zwischen Soul- und Bluessongs und einem klassischen (Schlagzeug losen) Swingtrio a la Nat King Cole. Mit dessen Erfolgssong „Three little Words“ stellen sich auch die Musiker vor: Jörg Seidel (Gitarre), Joe Dinkelbach (Piano) und Gerold Donker am Bass.
Dann betritt der Geschichtenerzähler Ron Williams die Bühne und alle hören ihm gespannt zu. In „Mustang Sally“ ist ein neuer Ford Mustang der ganze Stolz eines Mannes, doch Sally fährt ihm viel zu schnell, er darf nie ans Steuer. Das kann ein Kerl gerade noch verkraften, weniger jedoch, wenn sein Baby mal wieder abgehauen ist. Dann ist der Jammer groß wie in „Sitting on the dock of the bay“, „Ain't no sunshine“ oder in „One for my Baby“ - the bar is open.
Doch nicht alle Songs wie diese kann Williams so locker und augenzwinkernd servieren. „Unchain my heart“ erzählt von einer verzweifelten Liebe, Ron Williams fleht und wütet: „Please set me free“. Auch in „The thrill is gone“ ist wohl der Zauber der Liebe verflogen, während in „Stand by me“ ein Mann um die Treue einer Frau bittet.
Hier kann Williams die Summe seiner Talente und Erfahrungen ins Spiel bringen: Voller Intensität und Dramatik, manchmal mit der Überzeugungskraft eines Schwarzen Priesters, zeichnet er Menschenschicksale. Wie jenes von „Eleanor Rigby“, einer vereinsamten und verarmten Frau, die nach Hochzeiten in der Kirche den Reis für ihre nächste Mahlzeit aufsammelt.
„Hallelujah, I love her so“ und „I've got a woman“ sind Liebeserklärungen von Ray Charles an seine Tochter und seine Frau. „You've got a friend“ bezeichnet Ron Williams als sein wohl schönstes Lied über Freundschaft und Liebe und er singt es mit berührender Schlichtheit und Eindringlichkeit.