Natur und Landschaft war das grobe Thema des Workshops: Tiermotive, Blätter oder Hochhäuser sprühten die Kinder auf Holzplatten. Das Schwierige an dieser auch als Stencil – englisch für Schablone – bekannten Kunstform ist jedoch nicht die praktische Ausführung, sondern die theoretische Planung der Schablonen: „Das Vordenken ist das Wichtigste“, so Gock. Ein Schnitt zu viel oder zu ausgefallene Formen können negative Auswirkungen auf das Sprühbild haben. „Ich muss die Kinder vom Komplizierten wegziehen“, erklärte Gock. Deshalb probierten sich die Kinder erst einmal an ihrem „tag“, dem eigenen Namen in Graffiti-Form, bevor sie größere Motive in Angriff nahmen.
Die Kursteilnehmer lernten zudem viel über die Technik des Sprayens: Wie ist eine Sprühdose aufgebaut? Welche Aufsätze für die Dosen – Caps genannt – gibt es? Wie reinigt man sie? Wie hält man eine Dose richtig?
Auch die Geschichte des Graffiti kam nicht zu kurz. Gock erklärte den Teilnehmern, dass schon die alten Griechen Schriftzeichen in die Wand ritzten: Graffiti leitet sich vom alt-griechischen Wort „graphein“ ab, was „schreiben“ bedeutet. Modernes Graffiti, entstanden in den Metropolen der USA, hat also einen langen geschichtlichen Hintergrund.
Doch Gock, die auch Vorstandsmitglied des Stattbahnhof-Vereins ist, betonte, dass Graffiti- oder Streetart-Künstler nicht mit Kriminellen in Verbindung gebracht werden sollten: „Leute, die ihre Logos irgendwo hinschmieren, haben mit der Szene nichts zu tun.“ Glock zitierte eine Mutter ihrer Kursteilnehmer, die zu ihr gesagt hatte: „Es haben ja einige Künstler bewiesen, dass richtige Kunstwerke entstehen können.“
Zur Inspiration zeigte Glock den jungen Künstlern ein großes Wandbild, das sie vor einem Jahr gefertigt hatte – auf einer sogenannten „legalen“ Fläche, also einer Wand oder Mauer, die ausdrücklich von Graffiti-Künstlern genutzt werden darf. „Sobald legale Flächen entstehen, nehmen die kriminellen Sachen ab“, erklärte Gock.
Die öffentliche Wahrnehmung der Graffiti-Kunst habe sich in der letzten Zeit zum Positiven entwickelt: „Vor ein paar Jahren durfte ich noch keinen Graffiti-Kurs geben.“ Ein besonderer Vorteil der Stencil–Technik: Das Kunstwerk kann beliebig oft reproduziert werden – und die Schablonen sind ein schönes Andenken für die Schüler
Gock bietet immer wieder Kunstkurse für Kinder an, der Nächste wird im Herbst im Rahmen des „Kids & Teens“-Programms stattfinden. In Zukunft wird auch ihr Atelier im obersten Stock des Stattbahnhofs geöffnet sein.
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