„Heute geht's nicht um Schönheit, sondern um Schmodder.“ Eine schönere Motivation hätte die Mutter eines Erstklässlers gar nicht finden können. Mit Begeisterung kleistern die Kinder Butterbrotpapier ein, und spannen dies dann über einen Blumentopf. Genau genommen geht es allerdings um viel mehr als Schmodder, und die Schüler wissen das, heute bauen sie sich ihre eigene Trommel.
Seit dem Halbjahr läuft an der Schillerschule das WIM-Projekt, und die Erstklässler sind, nachdem sie Blechblasinstrumente kennenlernten, jetzt bei den Percussion-Instrumenten angelangt. WIM, „wir musizieren“, ist ein musikpädagogisches Grundschulprojekt, bei dem eine musikalische Grundausbildung mit dem Kennenlernen von Instrumenten verbunden wird. Es geht darum die Kinder für das Wesen der Musik, Singen, Bewegung, Rhythmus und die Instrumente zu begeistern.
Jeden Mittwoch kommt Tanja Berthold in den Musikunterricht. Sie ist Lehrerin für Klarinette und Saxophon an der Musikschule Schweinfurt und hat an der Bayerischen Musikakademie Hammelburg die Ausbildung zur WIM-Lehrkraft absolviert. Gemeinsam mit der stellvertretenden Schulleiterin Daniela Glos musiziert, singt, tanzt und bastelt sie mit den Schülern der beiden ersten Klassen.
Dieser Unterricht im „Tandem“ ist eine der grundlegenden Ideen des WIM, das der Künstlerische Leiter der Bayerischen Musikakademie Hammelburg, Kuno Holzheimer, entwickelt hat. Vor sieben Jahren startete die Pilotphase an sieben Grundschulen Unter- und Mittelfrankens. In der Stadt ist die Schillerschule die erste, die WIM praktiziert. Zu verdanken hat sie das der Förderung durch die Fritz-Soldmannstiftung, die Musikstiftung und den Elternbeirat.
Neben der Zusammenarbeit zwischen einer Musik- und einer Grundschulpädagogin, stehen die Schüler im Fokus. Musik verbindet über alle Grenzen hinweg, Singen kann die Laune verbessern, fördert die Kreativität. Vom Musizieren profitiert die soziale Kompetenz ebenso wie die Leistungsmotivation. Es gibt also viele gute Gründe, die Musikalität der Kinder zu wecken und zu fördern. „Auch ohne den Hintergedanken, dass die sich dann zu einem Kurs in der Musikschule anmelden“, betont deren Leiterin Andrea Schärringer.
Und die Schüler? Sie freuen sich auf den Tag, an dem Berthold kommt, „weil die Musik macht“, meint Maya. „Gut, schön“ finden sie den Unterricht und an diesem Tag ganz besonders natürlich den „Schmodder“ beim Trommelbasteln. Die Instrumente sind noch nicht fertig, da beginnen die Ersten schon zu trommeln. „Stopp, da geht alles kaputt, die müssen erst trocknen“, bremst Glos. Auch ihr macht das Projekt Spaß. „Die ganzheitliche Förderung ist einfach toll“, erklärt sie.
Aus dem Evaluationsbericht zur Pilotphase wird deutlich, dass über 90 Prozent der Familien Musik und Musizieren für wichtig halten. Dennoch lernen nur ca. 40 Prozent der Grundschüler ein Instrument. Oschmann will jetzt jedenfalls mit ihrem Sohn Lucas einmal zum Schnuppern in die Musikschule gehen. Und die Kinder freuen sich schon auf nächste Woche, da werden sie ein ganz besonderes Konzert trommeln mit ihren selbst gebastelten Instrumenten.