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OBERWERRN: Mocks List mit Angela Merkel

OBERWERRN

Mocks List mit Angela Merkel

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    Einen Tag lang unter Strom: 24 Jahre lang trug Hans Mock (Zweiter von rechts) die Hauptverantwortung für die politische Veranstaltung in Oberwerrn. Mit Einsatz und kleinen Tricks schaffte er es, die politische Prominenz des Landes in die unterfränkische Provinz zu holen. Er gibt sein Amt nun ab.
    Einen Tag lang unter Strom: 24 Jahre lang trug Hans Mock (Zweiter von rechts) die Hauptverantwortung für die politische Veranstaltung in Oberwerrn. Mit Einsatz und kleinen Tricks schaffte er es, die politische Prominenz des Landes in die unterfränkische Provinz zu holen. Er gibt sein Amt nun ab. Foto: FOTO Walter Bräutigam

    Der Kopf ist gerötet. Schweißbäche rinnen über das Gesicht. Hans Mock ist im Stress. So begegnet man ihm stets zwei Tage nach Fasching. In der gerammelt vollen Halle des SV Oberwerrn gibt er die letzten Regieanweisungen zum Auftritt eines prominenten CDU- oder CSU-Politikers. Der „Politische Ascherdonnerstag“ im Westen Schweinfurts findet nach 26 Auflagen längst regionale Beachtung. Und wer ihn darüber sprechen hört, spürt, dass Mock den Abend in der SVO-Halle als sein Baby versteht, das er – mit Hilfe seiner Mitstreiter – aufgepäppelt hat und nun längst erwachsen geworden in die Zukunft entlässt. Mit ein wenig Wehmut.

    Zuhause im Wohnzimmer blättert Mock in der goldumrandeten Kladde des Ortsverbandes, in der von Otto von Habsburg bis Angela Merkel alle ihren Namenszug verewigt haben. Meist zu einer kleinen Karikatur von Helmut Gläser. Bescheiden fingen die Oberwerrner um Mock und Roland Hümmer 1982 an: Landrat Karl Beck sprach beim ersten Politischen Aschermittwoch vor 200 Zuhörern. „Wir überlegten, ob wir das in unserem Vereinslokal machen. Zum Glück sind wir in die neue SVO-Halle gegangen – sonst hätte sich das nie zu solch einer großen Veranstaltung entwickelt“, analysiert Mock.

    Initialzündung mit Hohlmeier

    Erstmals richtig voll war der Saal 1991, als Monika Hohlmeier das Rednerpult erklommt; die Strauß-Tochter setzte gerade zu ihrem politischen Höhenflug an. Mock und Co fischten ab sofort ihre Gäste in der ersten Reihe der Union. Bei Edmund Stoibers Rede als Ministerpräsident 2000 platzte die Halle mit 1000 Besuchern fast aus den Nähten.

    Der Fachlehrer für Landtechnik greift sich die Politik-Prominenz meist bei Parteiveranstaltungen: „Ich versuche, so schön zu formuliere, dass der Gast nicht nein sagen kann.“ Im Gepäck hat er das schon fix und fertig gebastelte Flugblatt zur Veranstaltung, das er dem potenziellen Redner unter die Nase hält. Oft hat er mehrere Varianten im Koffer – als Alternative für spontane Absagen. Spätestens seit Stoibers erstem Besuch 1992 legt Mock auch die bisherige Gästeliste dazu. Das erleichtert das Geschäft. Michael Glos' Fürsprache ist ebenfalls hilfreich.

    Und wenn es sein muss, greift Hans Mock zu einer Notlüge: „Angela Merkel habe ich erzählt, dass wir der größte CSU-Ortsverband Nordbayerns sind.“ Edmund Stoiber saß daneben. Zwei Tage später sagte Merkel für 2001 zu.

    Am liebsten erinnert sich Mock an den Besuch des damaligen Arbeitsministers Norbert Blüm: „Mit ihm war das total ungezwungen.“ Zudem flimmerten Bilder aus Oberwerrn in den Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF. 1997 lag Blüm mit Horst Seehofer im politischen Clinch, war aber an den Tagen vor dem Oberwerrner Termin wegen seines Winterurlaubs nicht greifbar. Mit dem Skiträger auf dem Dienst-Mercedes fuhr Blüm vor; die Kamerateams warteten schon.

    Dass aus dem Mittwoch ab 1996 ein „Ascherdonnerstag“ geworden ist, hat Theo Waigel zu verantworten: „Der hat mich richtig zusammengepfiffen“, als Mock die Einladung am CSU-Parteitag überbracht hat. Am gleichen Tag vom „richtigen“ Aschermittwochs-Diskurs in Passau ins Fränkische fahren? Nein. „Doch ich wollte den Waigel“, erinnert sich Mock und schlug eine Verlegung auf Donnerstag vor. „Wenn der Seehofer da meine Veranstaltung in Neu-Ulm übernimmt, mache ich es.“ Seehofer tat's, Waigel kam, der Donnerstag blieb.

    Nur einmal ließ ein Gast Mock kurzfristig im Stich. 1989 konnte der Flieger der in Griechenland weilenden Europaabgeordneten Ursula Schleicher wegen Nebels nicht abheben. „Das war der Tag mit der größten Aufregung.“ Nach langen Telefonaten verpflichtete Mock drei Stunden vor Veranstaltungsbeginn Michael Glos. Der war gerade eben aus Südafrika eingeschwebt.

    Freilich: Nicht alle Wunschkandidaten folgten Mocks Einladung. An den Ministerpräsidenten Christian Wulff, Jürgen Rüttgers (der schickte immerhin seinen Arbeitsminister Karl-Josef Laumann), Günther Oettinger und dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hat er sich die Zähne ausgebissen. Und an einem ist er schon seit über 15 Jahren dran: Lothar Späth. „Der beeindruckt mich als hervorragender Redner.“ Späths Zusage für 1991 wurde hinfällig, nachdem er als Ministerpräsident wegen der so genannten „Traumschiff-Affäre“ zurückgetreten war. Auch bei einer für die Union erfolgreichen Bundestagswahl 2002 wäre er gekommen. Aber Mock hat noch nicht aufgegeben, bleibt bei Späth am Ball.

    Jubiläum in 2031

    Denn zu seinen Wünschen gehört, dass im Jahr 2031 der „Politische Ascherdonnerstag“ nach 50 Jahren Jubiläum feiern kann – auf gleichem Niveau, was die Gastredner angeht. Und einen Bundeskanzler oder eine -kanzlerin möchte Mock bis dahin ebenfalls gerne begrüßen. Allerdings nicht mehr in erster Reihe, sondern nur noch als einer von vielen im Helferstab. Mocks Job im Rampenlicht übernimmt Norbert Hart, sein designierter Nachfolger als CSU-Ortsvorsitzender.

    In den letzten Tagen seiner Amtszeit hat sich der scheidende CSU-Ortschef allerdings noch selbst um den politischen Ascherdonnerstag 2008 gekümmert und ein (entscheidendes) Fax weggeschickt. Wer wird nächstes Jahr kommen? Mock fragt zurück: „Schauen Sie sich die politische Landschaft an. Wen würden Sie denn einladen?“ „Vielleicht Beckstein, der dann Ministerpräsident ist, oder den neuen CSU-Vorsitzenden, also Huber oder Seehofer.“ Mock sagt nichts und schmunzelt in seinen Schnauzer hinein. Aber die Augen blitzen kurz auf.

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