Die Geschichte – spannend wie ein Krimi – spielte im Maintal, bescherte einige überraschende Wendungen und letztendlich den Schweinfurter das lange ersehnte große Möbelhaus.
Im Jahr 2000 war die Möbelhauskette Hiendl genauso bekannt wie der Kabarettist Ottfried Fischer, der allenthalben für die Kette mit „Hiendl – mehr sog i ned“ warb. Mehr sagte einer der Gebrüder Hiendl, der Anfang des Jahres nach Haßfurt gefahren war, um dort Möbel Engelhardt (heute XXXL-Lutz) zu kaufen. In Haßfurt soll Hiendl schon unterschrieben haben, als er auf der Heimfahrt bei Schweinfurt den Schweinfurter Industriepark sah. Er verließ die Autobahn, fuhr zum Rathaus, sprach mit Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser.
Am 8. März war dann die Erfolgsmeldung zu lesen: „Möbel Hiendl kommt ins Maintal – Riesige Investition“. Für Hiendl und sein Wunderland des Wohnens war direkt an der Autobahn ein 135 000 Quadratmeter großes Grundstück reserviert. Angekündigt wurde eine Verkaufsfläche von 44 000 Quadratmeter.
Acht Monate später war eine überraschende Wende zu notieren. An gleicher Stelle wollte jetzt Möbel Neubert bauen. Neubert war ein Jahr zuvor von Möma-Lutz geschluckt worden. Keine Woche danach wurde bekannt, dass Neubert bereits Möbel Engelhardt gekauft hatte. Wollte Neubert nur Hiendl ausbremsen? Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser verneinte und sagte damals: „Ich bin in keiner Weise verunsichert, es wird zum Bau kommen.“
Planfeststellung, Raumordnungsverfahren und andere bürokratische Hürden waren zu nehmen. Den Main floss viel Wasser hinab. Mitte 2001 hieß es, dass Neubert auf einem 87 000 Quadratmeter großen Grund sein Möbelhaus mit einer Verkaufsfläche von maximal 40 000 Quadratmetern für 60 Millionen Mark errichten werde. Anfang 2003 – in diesem Jahr wollte Neubert eigentliche eröffnen – nahm die österreichische Möma-Lutz-Gruppe Abstand von diesen Planen und verwies auf die schlechte Konjunktur. Die Stadt beharrte auf ein Möbelhaus der gehobenen Kategorie, also auf einen Neubert, wollte keinen XXXL-Lutz-Markt. Doch genau diese Option (auf eine SB-Möbelhaus) wollte sich Möma-Lutz offen halten. Mittlerweile lagen die Genehmigungen für eine Verkaufsfläche von höchstens 35 000 Quadratmetern vor.
Im Oktober 2006 kam dann die vom Rathaus so lange erhoffte Meldung: „Die Neubert-XXX-L-Gruppe investiert 28 Millionen Euro im Maintal für 34 000 Quadratmeter Verkaufsfläche.“ Als Eröffnungstermin wurde das Jahr 2009 genannt. Gleichzeitig wurden das „mit Abstand modernste Möbelhaus in Europa“ für Schweinfurt und 300 neue Arbeitsplätze angekündigt. Eröffnet wurde dann auch im Herbst 2009 – sowohl XXXL-Neubert als auch der Abholmarkt Mömax.
Seither ist Leben in das Maintal gekommen. Vor allem an den Wochenenden kommt die Kundschaft, aber auch während der Ferien sind die 720 Parkplätze gefragt. Mömax und Neubert laufen getrennt, haben völlig unabhängige Vertriebsschienen. XXXL hat 27 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, Mömax 7100. Zum Jahresende 2009 meldete Neubert 300 Mitarbeiter.
Hausleiter bei Neubert ist heute Torsten Müller. Beschäftigt sind 145 Mitarbeiter. Das Betriebsklima „ist sehr, sehr gut“, sagen beim Rundgang (ohne den Chef) zwei Mitarbeiter; Müller sagt, dass man „sehr erfolgreich“ ist. Zur Belegschaft gehören zwei Dutzend Auszubildende in den Sparten Einzelhandelskaufmann, Facharbeiter der Lagerlogistik, Systemgastronomen, Fachkräfte für virtuelles Marketing und Handelsfachwirte. Mit Stolz verweist Müller auf Ausstellungsstücke der „bekanntesten deutschen und europäischen Möbel- und Kückenmarken“, darunter Hülsta, Musterring, Alno, Nolte oder Siemens. Das Vollservicehaus liefert, baut auf, hat eine eigene Schreinerei.
XXXL zählt bundesweit 28 Standorte, darunter dreimal Neubert (Schweinfurt, Hirschaid und Würzburg). Neubert „hat mehr im Exklusivbereich“, erklärt der Hausleiter in Schweinfurt. Jedes XXXL-Haus ist eine GmbH und das in der Amsterdamstraße „hat den Markt im Griff“. Die Niederlassungen in Hirschaid und Würzburg sieht Müller nicht als Konkurrenz. Unternehmensphilosophie sei es, das Vollsortiment im Radius von 50 Kilometern anzubieten. Wettbewerb gibt es in Schweinfurt, etwa durch Opti-Wohnfeld, doch der Bedarf passe, der Umsatz sei gut, die Umsatzentwicklung auch – einschließlich jährlicher Steigerung über der Inflation.
Mit einer Antwort auf die Frage nach der Lage zögert Torsten Müller. Mit dem Auto sei Neubert direkt an der Autobahn natürlich hervorragend zu erreichen, wovon auch der Neubert-Abholmarkt profitiert. Doch die Laufkundschaft fehle, weshalb die Nachfrage am Fachsortiment (Teppiche, Nähstudio, Leuchten, Heimtextilien, Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Gardinen oder etwa Bilder) Wünsche offen lasse.