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SCHWEINFURT: Mohammeds Geburtstag: Im Zeichen der Rose

SCHWEINFURT

Mohammeds Geburtstag: Im Zeichen der Rose

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    Zum Fest gehörte ein Buffet.
    Zum Fest gehörte ein Buffet. Foto: Mathais Wiedemann

    Die Rose ist das Symbol des Propheten Mohammed. An seinem Geburtstag ist es Sitte, sich Rosen zu schenken. Die Schweinfurter Stadthalle, in der gut 1000 Gläubige aus den Ditib-Moscheen der Region den Geburtstag Mohammeds feiern, steht im Zeichen der Rose. Kleine Gestecke stehen auf den Tischen, Rosenmuster, wohin man schaut. Und jede Frau bekommt eine langstielige Rose überreicht. Die Atmosphäre ist feierlich aber auch sehr fröhlich. Es ist ein großer Tag für die Muslime. Ein Tag des Glaubens, ein Tag der Begegnung und ein Tag zum Feiern. Drinnen im Saal gibt es Lobpreisungen, Reden von religiösen Würdenträgern und auch der Attaché Cafer Acar ist aus Nürnberg gekommen.

    Und draußen im Foyer ist das Buffet aufgebaut – mehrere Meter lang. Die Frauen aus der Schweinfurter Ditib-Moschee um Ismihan Demiri managen das alles. Kein einfacher Job, aber es macht ihnen sichtlich Spaß, auch wenn bei der ganzen Steherei die Füße wehtun. Die deutschen Gäste stürzen sich auf gefüllte Weinblätter, Wasser-Börek, gefüllte getrocknete Tomaten. Die türkischen Gäste auch auf exotischeres wie Kartoffelsalat, sehr deutsch aussehende Himbeer-Torte und Nudelsalat. Am Buffet begegnen sich schon mal die Kulturen, die Vielfalt funktioniert.

    Die Vielfalt spricht auch Bürgermeister Klaus Rehberger an, sehr herzlich begrüßt von Yasin Yavuz, dem Vorsitzenden der Moschee. Schon mehr als jeder dritte Schweinfurter blickt auf eine Zuwanderungsgeschichte zurück, sagt Rehberger. Im Kern treten alle Glaubenslehren für Frieden und Verständigung ein, für Respekt, Toleranz mit- und untereinander. Das Gemeinsame ist stärker als das Trennende, betont Rehberger. „Dabei erleben wir gerade die Verschiedenheit als eine Bereicherung für die gesamte Gesellschaft.“ Rehberger zitierte Mohammed, der gesagt hat „Der gehört nicht zu uns, der nicht barmherzig ist mit unseren Kleinen und unsere Alten nicht achtet.“

    Jedes Jahr steht der Geburtstag Mohammeds unter einem bestimmten Motto, heuer ist es die Menschenwürde. Ein Thema, das sich durch alle Reden zieht. Sehr persönliche, oft emotionale Reden. Musa Deniz, der erst eine Koransure und später eine Lobpreisung singt, freut sich sehr, in Schweinfurt zu sein: Sein Vater hat hier als Gastarbeiter gelebt. „Das ist eine Ehre für ihn“, sagt Yener Yildirim, der für das Tagblatt-Team spontan den Simultan-Dolmetscher spielt. Yildirim, Gruppenleiter beim Druckmaschinenhersteller Koenig und Bauer, gehört zur Ditib-Moschee in Würzburg. Da hilft er der Zeitung gern – „nicht nur beim Drucken, sondern auch, damit Sie was zum Schreiben haben.“

    Würde ist Verantwortung

    Großmufti Ilyas Serenli sagt, man muss den Propheten nicht nur kennen, sondern ihn auch verstehen. Er zitiert aus dem Koran, wonach Gott den Menschen in seiner schönsten Form erschaffen hat. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Gott hat ihm Würde gegeben, aber damit auch Verantwortung. Ist sich der Mensch seiner Verantwortung nicht bewusst, ist er wertlos. Sich und andere muss er mit Würde behandeln, barmherzig sein. Vor allem denen gegenüber, die arm sind, Waisen sind, oder ein gebrochenes Herz haben.

    Auch wenn man kein Türkisch kann, spürt man als Zuhörer die Hingabe, mit der Suat Okuyan vom Ditib-Dachverband spricht, die Ehrfurcht, mit der er Mohammed erwähnt. Er ist das Kind von Gastarbeitern, hat in der Türkei studiert, ist zurückgekommen nach Deutschland, er will hier etwas bewegen. Er spricht von Deutschland als einem zweiten Paradies, in das die Gastarbeiter gekommen sind. Er dankt Gott dafür, dass er es möglich gemacht hat, hier in Deutschland eine Heimat zu finden.

    Die Würde der Menschen ist auch davon abhängig, dass sich Menschen gegen Ungerechtigkeiten wehren, sagt er. Okuyan sagt aber auch, dass die Menschen sich noch anstrengen müssen, der Würde und der damit verbundenen Verantwortung gerecht zu werden. Er zitiert Propheten, Gestalten, die wir aus der Bibel kennen. Abraham, Moses, Joseph, Jesus. Jesus, Isa im Islam, stehe für Gerechtigkeit, für Menschenwürde. Mohammed, der letzte der Propheten, habe Menschen nicht nach ihrem Reichtum oder ihrem Status beurteilt. „Er hat die Würde seiner Freunde und seiner Feinde beachtet.“

    Deutschland als Heimat

    Okuyan baut einen Bogen von der Menschenwürde zu den Gastarbeitern, die vor 50 Jahren nach Deutschland gekommen sind. „Wir wurden positiv, als Menschen empfangen“, sagt er. Auch wenn es nicht einfach war. „Wie wir beten, was wir essen, was wir anziehen – das hat nicht jeder gekannt, verstanden. Unsere Eltern haben versucht, ihre Werte aufrechtzuerhalten, das Eigenen zu bewahren, wohl auch aus Angst, sich zu verlieren.“ Heute gibt es in Deutschland hunderte Ditib-Ortsvereine. Und die deutschen Freunde spielen eine wichtige Rolle, sagt er, wenn es darum geht, Sprache, Kultur und Religion auszuüben.

    Die deutschen Gäste nehmen von der Feier nicht nur die Rose mit. Sondern auch Respekt für Menschen, die sich etwas aufgebaut haben in einem zunächst fremden Land. Die wie die junge Generation, verkörpert von Mustafa Solak und Gözde Kilic, die durch das Programm führen, mit zwei Sprachen aufgewachsen sind. Die sich hier engagieren, einen neuen Weg gehen und trotzdem ihre Wurzeln achten.

    Aber auch das nimmt der Gast mit. Es ist nicht einfach, inmitten von Leuten zu sitzen, deren Sprache man nicht spricht. Wenn man nicht ganz genau weiß, wie man sich korrekt verhält. Aber es ist schön, wenn jemand kommt, einen an die Hand nimmt und seine Hilfe anbietet. Oder einem nur ganz freundlich zulächelt. Auch die Menschenwürde und das Verständnis füreinander fangen bei ganz kleinen Dingen an.

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