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GEROLZHOFEN: Mord erschütterte die ganze Stadt

GEROLZHOFEN

Mord erschütterte die ganze Stadt

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    In der rechten Dachwohnung (siehe Pfeil) des Anwesens Weiße-Turm-Straße 7 wurde heute vor 25 Jahren am 12. Dezember 1983 der 83-jährige Rentner Anton Tippelt wegen 30 Mark umgebracht. Als man ihn am nächsten Tag fand, steckte des Messer noch in seinem Hals.
    In der rechten Dachwohnung (siehe Pfeil) des Anwesens Weiße-Turm-Straße 7 wurde heute vor 25 Jahren am 12. Dezember 1983 der 83-jährige Rentner Anton Tippelt wegen 30 Mark umgebracht. Als man ihn am nächsten Tag fand, steckte des Messer noch in seinem Hals. Foto: FOTO Norbert Vollmann

    Eine Gerolzhöfer Ärztin, für die der rüstige Rentner regelmäßig Botengänge erledigte, hatte sich wegen des Mannes Sorgen gemacht, da er sich nicht, wie verabredet, bei ihr meldete. Als die Polizeibeamten zusammen mit ihr heute auf den Tag genau vor 25 Jahren am Dienstag, 13. Dezember 1983, in die Wohnung unter dem Dach des Anwesens Weiße-Turm-Straße 7 eindrangen, fanden sie Anton Tippelt erstochen im Wohnzimmer liegen.

    Noch auf AUV-Weihnachtsfeier

    Noch am Tag vor seinem gewaltsamen Tod hatte der Rentner am Sonntag die Weihnachtsfeier des Arbeiterunterstützungsvereins (AUV) besucht. Sie hatte in dem nur wenige Meter von seiner Wohnung entfernt liegenden Gasthaus Tröster am Weißen Turm stattgefunden.

    Der damals 22-jährige Täter war im Juli 1984 von der Jugendkammer des Landgerichts Schweinfurt wegen „Mordes in Tateinheit mit einem Verbrechen des Raubes“ rechtskräftig zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Ein 19-jähriger Mitangeklagter, der ebenfalls aus Untersuchungshaft vorgeführt wurde, bekam acht Jahre Jugendstrafe aufgebrummt.

    In der Urteilsbegründung war seinerzeit von einem Mord zur Verdeckung einer Straftat die Rede. Für den Raub des Geldes – man fand nur drei Zehnmarkscheine im Portemonnaie – sei der Gebrauch der Mordwaffen, zweier Küchenmesser, nicht erforderlich gewesen, da dem Opfer durch Faustschläge und Fußtritte vorher derart zugesetzt worden war, dass es bereits regungslos auf dem Rücken am Boden lag. Den Tätern, so das Gericht, sei es vielmehr darum gegangen, den einzigen Zeugen der Tat zu beseitigen.

    Die Kammer sah es trotz widersprüchlicher Aussagen als erwiesen an, dass der 22-Jährige den tödlichen, vierten Stich ausgeführt hatte, an dem der bereits schwer verletzte alte Mann endgültig gestorben war.

    Täter kehrt an Tatort zurück

    Der Hauptangeklagte war später noch einmal gewaltsam in die Wohnung eingedrungen, um, ausgerüstet mit Gummihandschuhen, die hinterlassenen Spuren zu beseitigen. Das Messer, an dem sich seine Fingerabdrücke befanden, steckte allerdings so tief im Hals des Rentners, dass der Versuch scheiterte, es herauszuziehen. So konnte der 22-Jährige nur noch versuchen, die anderen Spuren zu beseitigen, wozu er auch die Bruchstücke des ersten, abgebrochenen Messers einpackte.

    Das Gericht war zu der Erkenntnis gekommen, dass der Raub des Geldes – man hatte sich mehr erhofft als die 30 Mark – zuvor abgesprochen worden war.

    „Den Opa kalt machen“

    Sofort, nachdem Anton Tippelt die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte, sei der 19-Jährige massiv gegen ihn vorgegangen. Der 22-Jährige habe derweil das Flurlicht ausgeschaltet, die Tür von innen abgeschlossen und damit begonnen, die Wohnung nach Beute zu durchsuchen.

    Der Jüngere von beiden hatte den Betagten mit Fußtritten und Faustschlägen derart misshandelt, dass er schließlich stöhnend und völlig handlungsunfähig auf dem Rücken am Boden lag. Als beide wieder die Wohnung verlassen wollte, soll der Jüngere seinen Kompagnon darauf hingewiesen haben, dass sie das Opfer erkannt haben und Anzeige erstatten könnte. „Wir müssen den Opa kalt machen“, soll er gefordert haben.

    Der vierte Stich

    Der 22-Jährige habe daraufhin das Opfer auf den Boden gedrückt und festgehalten, während der 19-Jährige versuchte, den Mann mit einem herumliegenden Küchenmesser umzubringen, wobei allerdings das Messer zerbrochen war. Mit einem zweiten herbeigeholten Messer versetzte der 19-Jährige dann dem Opfer drei Stiche in den Hals. Das Gericht war zu der Überzeugung gekommen, dass es jedoch sein älterer Komplize war, der den vierten, letzten und entscheidenden Stich ausführte.

    Anton Tippelt stammte aus dem Sudetenland und war nach der Vertreibung 1956 mit seiner Frau Auguste von Untersambach nach Gerolzhofen in die Centstraße gezogen. Nachdem seine Frau 1965 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, lebte er allein in der Wohnung.

    1975 zog der Rentner in den ersten Stock des Anwesens Schärf in der Entengasse. Nur wenige Monate vor seinem Tod hatte er schwere Verbrennungen an Gesicht, Hals und Händen erlitten, als dort am 4. Mai 1983 in der Küche der Dreizimmer-Wohnung eine Propangasflasche explodierte. Durch die Wucht der Explosion stürzte die Ostseite des Gebäudes teilweise ein. Das unbewohnbar gewordene Haus wurde im Zuge der Altstadtsanierung gänzlich abgebrochen.

    Nach seiner Genesung war Anton Tippelt schließlich auf der Suche nach einer neuen Wohnung in die Weiße-Turm-Straße gezogen, wo der als bescheiden, freundliche und hilfsbereit geltende Mitbürger am Montag, 12. Dezember 1983, umgebracht worden war.

    Letzter Mord lag lange zurück

    Zuletzt hatte im vergangenen Jahrhundert der Mord an dem aus Bischwind stammenden Dienstmädchen Wilhelmina Schleiss das ansonsten beschauliche Leben in der Kleinstadt Gerolzhofen erschüttert. Dieses Verbrechen lag allerdings schon fast 60 Jahre zurück.

    In der Nacht zum 23. Februar 1925 hatte ein 20-Jähriger aus Gerolzhofen die 21-Jährige, die ein Kind von ihm erwartete, an der Volkachbrücke in der heutigen Kolpingstraße aufgelauert und nachdem der Versuch gescheitert war, sie zu erschießen, mit einem herumliegenden, schweren Schleifstein erschlagen.

    Der junge Mann war am 9. Mai 1925 vom Schwurgericht in Schweinfurt zum Tode verurteilt und am 4. September schließlich hingerichtet worden.

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