Die fünfjährige Mara aus Traustadt weiß schon ganz genau, wie der Müll getrennt wird. "Die Schwarze ist für Restmüll, die Blaue für Papier und die Braune für Biomüll", sagt sie recht selbstbewusst. Nur bei der gelben Tonne muss sie etwas überlegen – und Papa Daniel schließlich als Souffleur tätig werden. Dann schiebt sie schnell hinterher: "Gelb ist für Kunststoffe."
Dass auffällig viele Kinder am "Tag der tollen Tonne" am Sonntag in Gerolzhofen zugegen waren, freute die Veranstalter außerordentlich. Ist es doch ein wichtiges Ziel des Aktionstages, allen voran die Jüngeren für Themen wie Abfallvermeidung und -trennung zu sensibilisieren. "Je früher man damit anfängt, desto besser ist es", davon ist die Initiatorin Anja Burzynski überzeugt.
LED-Lampentauschaktion der Nachbarhilfe
Sie selbst beteiligte sich mit einem Informationsstand, der vor allem die kleinen Besucherinnen und Besucher ansprach. Nicht nur mit Spielen auf einer Schnecken-Rollbahn aus recycelten Flyern. Bei einem Rätsel-Gewinnspiel erfuhren die Kinder auch, ob sie schon ein echter "Müllprofi" sind .

Während nebenan beim Papierschöpfen aus altem Papier neues gemacht wurde, herrschte am Stand der Nachbarschaftshilfe anfangs größerer Zulauf. Hier durften alte Glühbirnen und Energiesparlampen kostenlos gegen LED-Leuchte getauscht werden, die bis zu 85 Prozent weniger Energie benötigen. In der ersten Stunde gingen nach Angaben von Stefanie Döpfner knapp die Hälfte der 600 Leuchtmittel weg. Finanziert wurden diese über mehrere Sponsoren. Die Nachbarschaftshilfe organisierte zudem eine Fahrrad-Werkstatt und eine Kleidertauschbörse.
An einem Stand im Spitalgarten verkaufte der Eine-Welt-Laden fair gehandelte Produkte wie Kaffee und Kuchen und informiert zugleich über fairen Handel und biologischen Anbau. Für die Durstigen gab es an diesem sonnigen Tag auch Bio-Limonaden am Stand des Naturkindergartens.

Wer einmal ausprobieren wollte, ob er Abfälle, Wertstoffe und Problemmüll wirklich richtig trennt, konnte bei der Landkreis-Abfallberatung Hand anlegen. Von zahlreichen Störstoffen im Biomüll berichtete die Abfallberaterin des Landkreises, Monika Böhm-Weniger. Besonders die Biomülltüten bereiteten große Probleme. Wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt ist, ob sich diese Tüten, die größtenteils aus Maisstärke gefertigt sind, bis ins Kleinste abbauen lassen. Möglicherweise könnten Mikroplastikteilchen in den Boden gelangen. Die Menschen sollten darauf lieber verzichten und den Bioabfall stattdessen besser in Zeitungspapier einwickeln, um unangenehme Gerüche aus der Tonne zu vermeiden, bat sie.

Pro Person und pro Jahr rund 450 Kilo Müll
Bürgermeister Thorsten Wozniak erhofft sich von der Veranstaltung einige Impulse. "Wenn wir nur ein paar Prozent in den Alltag mitnehmen, dann ist uns schon geholfen." Alle seien gefordert, appellierte Thomas Vizl, stellvertretender Landrat. Jede Person produziere pro Jahr rund 450 Kilo Müll, davon würden aber nur 55 Prozent recycelt. "Zu viel Müll landet leider auch noch in den Meeren", so Vizl.
Die neue Location Spitalgarten sei hervorragend geeignet, auch für die Zukunft, meinte Andreas Leubner, der den "Tag der tollen Tonne" im Auftrag der Stadt organisiert hatte. Neu bei der zweiten Auflage war ein Musikprogramm. Auf der Bühne wechselten sich DJs aus Wien, darunter "A2m1" und "The Z", mit der Band Fading Memory ab.

Wie viel Potenzial es bei der Müllvermeidung noch gibt, erfuhr man am Stand der Bürgeraktion "Müll und Umwelt". Während die Kinder Altpapier wiederverwerteten, indem sie Papiertüten, -schnecken oder Kartons bastelten, durften die Eltern nebenan einen Fragebogen ausfüllen. "Und die sind oftmals überrascht von manchen Antworten", berichtete Georg Rüttiger.
Zum Beispiel mussten sie schätzen, ob der Haushaltsmüll in Deutschland zu- oder abgenommen hat. Richtig ist die Antwort: Er ist von 37,6 Millionen Tonnen im Jahr 2000 auf 46,1 Millionen Tonnen (2020) angestiegen. Deutlich wurde an diesem Tag also auch: Es gibt noch viel zu tun, nicht nur bei der Abfalltrennung, sondern auch bei der Vermeidung.