Die Nachricht, dass der einzige Nahversorger mit Vollsortiment im Altort der Gemeinde Sennfeld schließen wird, machte schnell die Runde. Im Frühjahr 2014 hatte die REWE-Leitung der Eigentümerin der Immobilie, Ella Deppert, das Aus für Ende April 2015 angekündigt. Das sorgte für einige Aufregung, aber auch eine ganze Reihe Aktivitäten.
Nun steht fest: Mit Josef Sier ist ein professioneller Nachfolger gefunden. Der Unternehmer aus der Oberpfalz betreibt in seiner Heimat in Pyrbaum und in Bamberg bereits ähnlich große Märkte. Anfang April eröffnet er in Sennfeld den dritten Nahkauf-Markt unter seiner Flagge – wie gehabt mit Vollsortiment.
Seit 1979 vermietete Deppert ihre Immobilie in der Kreuzstraße an die REWE. Als die Kündigung im April zurückliegenden Jahres per Einschreiben und ohne vorherige Ankündigung eintraf, wunderte sich die Besitzerseite angesichts der langen und stets einvernehmlichen Partnerschaft. Auch die Kündigung des langjährigen Metzgers Bickel schon zum April 2014, also ein Jahr vor der Marktschließung, stieß auf wenig Verständnis.
Das übrigens nicht allein auf der Eigentümerseite. Diese wandte sich deshalb und wegen der Kündigung des Marktes auch an die Gemeinde, wo sie offene Türen einrannte. Bürgermeister Emil Heinemann legte sich mächtig ins Zeug, zumal es sich ja um den letzten großen Markt im Altort handelte. Einen solchen müsse es aber geben, weil viele – vor allem ältere Bürger – über kein Auto verfügten, begründet der Bürgermeister sein Engagement.
Auf sein zweiseitiges Schreiben an Rewe erhielt der Rathauschef aber keine befriedigende Antwort. Der Markt müsse aus wirtschaftlichen Gründen schließen, hieß es lapidar, in Sachen Metzgerei wurde auf die Frischfleischtheke im Markt hingewiesen.
Über ein Aufsichtsratsmitglied erstaunlicherweise der Rewe selbst – kam via Heinemann aber der Kontakt zu Sier zustande. Die Hauseigentümerin Deppert und Sier sind sich mittlerweile einig. Am Donnerstag war der Unternehmer aus der Oberpfalz mit seiner „rechten Hand“ Tatjana Opitz zu Gesprächen vor Ort.
Beide bestätigten dieser Zeitung gegenüber die Übernahme des Marktes unter dem Label „Nahkauf“. Diese Märkte werden eben von selbstständigen Unternehmern betrieben, die wiederum die Rewe beliefert.
Regionale Produkte
Der Vorteil für die Sennfelder sei, dass sie auch künftig einen Großteil der bekannten Marken vorfinden. Daneben will er regionale Produkte, vor allem im Frischebereich in die Regale nehmen. Dass Sennfeld viele Bauern hat, hat sich zu ihm herumgesprochen.
Sier hat sich vor elf Jahren mit dem Markt in Pyrbaum selbstständig gemacht. 2011 kam Bamberg hinzu, wo eine ähnliche Situation wie jetzt in Sennfeld vorgelegen habe. In der Domstadt läuft es sehr gut, verriet Opitz.
In Sennfeld wird die Firma Rösner wie bisher die Bäckerei-Filiale betreiben. Ein Metzger wird seine Produkte ebenfalls wieder anbieten. Sier ist mit einigen im Gespräch. Geplant ist ein Liefererservice, etwa für Menschen mit Behinderung. Der Getränkemarkt (600 Quadratmeter) gehört wie bisher ebenso dazu.
13 bis 14 Mitarbeiter in Vollzeit (das können bei Teilzeit noch mehr Beschäftigte sein) nennt Sier für einen Markt dieser Größenordnung (1105 Quadratmeter) nötig. Das korrespondiert mit der Zahl der derzeitigen Rewe-Belegschaft. Freilich: Sier weiß, dass einige schon „anderswo untergekommen sind“. Gespräche mit den derzeitigen Mitarbeitern würden außerdem erst noch geführt.
Der Zeitplan sieht so aus: Der Noch-Rewe-Markt wird Mitte März für etwa 14 Tage schließen. Die Eigentümerseite benötigt zirka eine Woche für die Sanierung der Decken und Böden, investiert wird beispielsweise auch in einen neuen Windfang im Eingangsbereich. Danach folgt die Einrichtung nach den Plänen Siers.
Wenn alles klappt, fällt der Startschuss am 1. April – kein Scherz.